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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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gefährdet.«
    Sahl brauchte nicht lange nachzudenken, um seine Entscheidung zu treffen. »Ich brauche bis dreizehn Uhr eine Kurzanalyse, um nachmittags bei der Lagebesprechung…« Aber Collins öffnete bereits wieder seinen Aktenkoffer, nahm einen roten Schnellhefter heraus und ließ ihn auf den Schreibtisch fallen.
    »Großer Gott, Collins, muß ich die letzten vier Jahre bis zu meiner Pensionierung ständig aufpassen, ob Sie mich etwa absägen, wie Sie’s mit Barnes gemacht haben?«
    »Nö«, antwortete Collins grinsend, »zu Ihnen habe ich Vertrauen, Sir…
    Ich rechne damit, daß ein cleverer Mann wie Sie mir helfen wird, meinen Weg zu machen.«
    Sahl lächelte, als er jetzt den Schnellhefter aufschlug. »Einverstanden, Collins, abgemacht!«
Bethseda Naval Hospital
    Diesen Anblick hatte Ann Page niemals erleben wollen.
    Jason Saint-Michael lag in einer transportablen Druckkammer, die eine ganze Abteilung der Intensivstation im Bethseda Naval Hospital einnahm, auf dem Untersuchungstisch. Anns Herz verkrampfte sich, während sie seine reglose Gestalt beobachtete: Er wirkte noch schmaler, noch ausgezehrter als in den ersten Wochen seines Krankenhausaufenthalts. An Kopf und Brust waren EEG- und EKG-Elektroden befestigt, deren Meßwerte zu Monitoren außerhalb der Kammer übertragen wurden, wo die Ärzte sie auswerteten.
    »Das Herz funktioniert normal«, sagte Dr. Matsui, während er den EKG-Streifen durch die Finger gleiten ließ. »Körperlich ist er in erstklassiger Verfassung.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn nur… diese andere Sache nicht wäre.«
    »Was ist passiert?« fragte Ann.
    »Sein Körper scheidet noch immer Stickstoff aus«, erklärte der Arzt ihr.
    »Stickstoff wird vor allem von den Weichgeweben des Körpers aufgenommen – deshalb sammelt er sich in Gelenken an und löst die Taucherkrankheit aus. Aber der Fall des Generals ist ernster. Bei ihm hat sich Stickstoff im Gehirn angelagert und Krämpfe, Ohnmächten und Schmerzen ausgelöst. Wahrscheinlich ist die Stickstoffkonzentration in seinem Gehirn ziemlich hoch, und unter normalem Luftdruck treten die Stickstoffbläschen langsam aus dem Gewebe ins Blut über und erreichen seine Nervenzentren.«
    »Aber das alles ist doch vor einem Monat passiert!« sagte Ann. »Er ist aus dem Koma erwacht. Warum hat er dann noch immer solche Anfälle?«
    »Das weiß ich nicht… Offensichtlich scheidet sein Körper noch immer Stickstoffbläschen aus – oder er hat irgendwelche Gefäß- oder Nervenschäden davongetragen. Leider wissen wir nicht viel über zerebralen Dysbarismus; wir wissen überhaupt nur wenig, wenn es um Gehirn und Nervensystem geht. Eines weiß ich allerdings sicher: General Saint-Michael ist nicht mehr flugtauglich. In diesem Zustand dürfte er nicht einmal ein Auto fahren. Darüber hinaus kann ich nur empfehlen, ihn als Kommandant der Armstrong-Raumstation – oder ihrer Überreste – abzulösen.«
    Ann mußte sich abwenden. Unabhängig davon, ob Matsui das ahnte oder nicht, kam das eben Gehörte praktisch einem Todesurteil gleich. Nein, verdammt noch mal! Dazu durfte es nicht kommen. Der Teufel sollte die Ärzte holen! Matsui hatte zugegeben, nicht viel zu wissen. Gut, damit war die Ausgangsposition für alle gleich: Sie mußten bei Null anfangen. Das würde sie riskieren.

9
AUGUST 1992
Robat, Provinz Maschis,
südlicher Mittel-Iran
    In Informationen über das Einsatzgebiet hatte gestanden, daß das Klima subtropisch sei, aber davon merkte Oberleutnant Jeremy Ledbetter im Augenblick nichts. Der 22jährige Heeresoffizier, der nach seiner Reserveoffiziersausbildung eine Spezialausbildung in Fort Devins, Massachusetts, abgeschlossen hatte, trug unter seinem Kampfanzug Thermo-Unterwäsche und über dem Anzug einen Poncho aus verstärktem Plastikmaterial. Selbst im August war es im iranischen Bergland vor Tagesanbruch verdammt kalt. Dazu kam, daß dieses Gebiet, in dem es im Sommer sonst kaum regnete, seit einigen Tagen von wolkenbruchartigen Regenfällen heimgesucht wurde.
    Während Ledbetter die Stellungen betrachtete, hatte er das Gefühl, für die Luftverteidigung des ganzen Irans zuständig zu sein. Tatsächlich kommandierte er eine GAB (Combined Airdefense Battery): eine Batterie MIM-104 Patriot und eine Batterie MIM-231-Hawk in der Nähe der verschlafenen Provinzstadt Robat im iranischen Meydan-Tal. Er war verantwortlich für 80 Mann der amerikanischen Schnellen Eingreiftruppe und Fla-Raketen für mindestens zehn Millionen Dollar.

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