Die Silberne Festung
einem Kilometer pro Sekunde anfliegen.
Sie…«
»Sie haben eine Waffe für das Elektron-Raumflugzeug konstruieren lassen? Aber das Elektron ist ein Frachter, ein gottverdammtes Raumtaxi!
Wie sind Sie bloß auf die Idee gekommen, eine Angriffswaffe dafür zu entwickeln? Und noch dazu heimlich… ?«
Goworow gestattete sich ein Lächeln. »Damit haben wir eigentlich nur eine amerikanische Idee aufgegriffen. Als ich das Elektron vor fünf Jahren eingeflogen habe, haben die Amerikaner es für ein sowjetisches Raumkampfflugzeug gehalten. Normalerweise hätte ich so plumpe antisowjetische Propagandamanöver ignoriert – die Amerikaner haben damals versucht, unser Raumfährenprogramm in Verruf zu bringen, um von ihren eigenen Mißerfolgen abzulenken.
Aber die Idee hat mich gereizt, und ich habe mich für ein Raumkampfflugzeug interessiert. Zu meinem Entsetzen habe ich feststellen müssen, daß es dafür keine Pläne gab. Sobald ich dann an die Spitze des Raumverteidigungskommandos gestellt worden bin, habe ich als Geheimprojekt die Entwicklung eines Raumkampfflugzeugs vorangetrieben, um sicherzustellen, daß wir auch auf diesem Gebiet mit den Amerikanern Schritt halten können.«
Marschall Rhomerdunow war sprachlos; er schien kaum zu begreifen, was er gehört hatte. Aber als der Mercedes auf einer eigens angelegten Ausfahrt von der Autobahn zum Flughafen abbog, wandte er sich kopfschüttelnd an Goworow.
»Diese sogenannten Bavinasch -Lenkwaffen… sind sie denn… einsatzbereit?«
»Binnen zwanzig Tagen, Genosse Marschall«, meldete Goworow mühsam beherrscht. Endlich hörte Rhomerdunow ihm wenigstens zu! »Ich habe bereits veranlaßt, daß zwei Elektron-Raumflugzeuge in Tjuratam für einen Start in drei Wochen vorbereitet werden. Jedes wird mit zehn Sichel-Lenkwaffen ausgerüstet – mehr als genug, um die amerikanische Raumstation zu zerstören. Solange sie existiert, sind wir den Amerikanern hilflos ausgeliefert und…«
»Das haben Sie bereits angeordnet?«
Goworow wußte, daß er zu weit vorgeprellt war. Aber nachdem Rhomerdunow jetzt angebissen hatte, ließ sich das leicht in Ordnung bringen.
Sein Vorgesetzter sollte sich nicht übergangen fühlen.
»Genosse Marschall, ich habe meinen Stab über das Projekt informiert, aber es wartet natürlich noch darauf, von Ihnen genehmigt zu werden. Ich habe keinen Angriff auf die amerikanische Raumstation befohlen, weil das gegen Ihre Anweisungen und die der Kollegija gewesen wäre. Aber ich habe mich verpflichtet gefühlt, für den Fall, daß der Weltraumradar der Amerikaner sich doch als so leistungsfähig wie befürchtet erweist, im Rahmen meiner beschränkten Kompetenzen alle Vorbereitungen für den Einsatz von zwei Elektron-Raumflugzeugen zu treffen.«
Der Mercedes bremste und hielt vor einem von Soldaten bewachten Tor im Flughafenzaun. Ihre Dienstausweise wurden genau kontrolliert, und ein Unteroffizier mit einem riesigen Rottweiler untersuchte rasch den Wagen.
Rhomerdunow war durch das Gehörte so abgelenkt, daß er nicht einmal protestierte, als die schwarzbeige Bestie im Wageninneren nach Sprengstoff schnüffelte. Wenig später fuhr ihr Wagen zu dem separaten VIP-Terminal weiter, wo Rhomerdunows Düsenmaschine bereitstand.
Erst im Warteraum des Terminals wandte der Marschall sich wieder an Goworow. »Ich bin nach Taschkent beordert worden und soll die SMB-Luftverteidigung für den Fall koordinieren, daß während des Unternehmens Feder Vergeltungsangriffe auf sowjetische Ziele geflogen werden.
Sonst würde ich Sie nach Tjuratam begleiten, um diese… Ihre sogenannten Raumkampfflugzeuge zu inspizieren. Merken Sie sich in diesem Zusammenhang eines, General Goworow: Die geheime Entwicklung einer Waffe grenzt an Hochverrat – auch wenn sie benötigt wird, wenn sie nützlich ist und wenn ihr Erbauer die besten Absichten gehegt hat! Sollten Informationen über Ihre Raketen oder die Bewaffnung des Elektron-Raumflugzeugs bis in den Generalstab oder ins Politbüro durchsickern, können Sie sich auf lange Jahre hinter Gittern einrichten, wenn Sie nicht gleich an die Wand gestellt werden!«
Rhomerdunow musterte den hartnäckig schweigenden jüngeren Offizier und beschloß, ihm zu vertrauen. Tatsächlich blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: Er konnte Goworows Bedenken ignorieren und ihn als Gefahr für seine Autorität unauffällig beseitigen – oder er konnte ihm glauben und ihn rückhaltlos unterstützen. Hätte Goworow auch nur im geringsten unsicher gewirkt
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