Die Silberne Festung
oder Feuer wahrnahmen. Saint-Michael wandte sich an Marks. »Wayne, machen Sie den Tunnel bis hinunter zum Andockmodul drucklos. Moyer, können Sie mich hören? Wo sind Sie im Augenblick?«
»Im Technikmodul«, antwortete Moyer, dessen Helmmikrofon keuchende Atemzüge übertrug. »Bin nach unten zum Verbindungstunnel unterwegs.«
»Verstanden.« Saint-Michael überprüfte die Statusanzeigen über der Luke. Das Warnsignal FEUER blinkte nicht mehr, aber dafür brannte jetzt die Warnleuchte DRUCK. »Bei mir wird angezeigt, daß der Brand erloschen ist – und daß der Druck nur noch nullkommafünf Bar beträgt. Sie können die Luke jetzt manuell öffnen, Moyer. Nehmen Sie sicherheitshalber ein paar Sauerstoffgeräte mit, falls die anderen sie brauchen.«
»Verstanden. Öffne die Luke.« Moyer stellte den Druckausgleich zum Technikmodul her, öffnete die Luke zum Verbindungstunnel, verriegelte sie hinter sich und bewegte sich auf das große Schleusenmodul zu.
Moyers Bericht ließ nicht lange auf sich warten. »Skipper?«
»Können Sie an Bord der Enterprise gehen? Wie sieht’s dort aus?«
»Ich bin vor der Luke zum Schleusenmodul. Über ihr blinkt das Feuersignal. Ich…« Die Übermittlung brach ab.
»Moyer?« Keine Antwort. »Moyer, melden Sie sich!«
»Skipper… o mein Gott… das ganze Schleusenmodul ist ausgebrannt.
Ich sehe zwei angekohlte Leichen in der Schleuse. Das sind Kelly und Barnes, glaub’ ich… Anscheinend haben sie versucht, in die Station zurückzukommen…«
»Moyer…« Saint-Michael machte eine Pause, um die Sache in Ruhe durchzudenken. Ein Brand in der Luftschleuse… mindestens zwei Tote…
zwei weitere Tote außerhalb… »Moyer… Ted, wir sind darauf angewiesen, daß Sie die Enterprise inspizieren. Sie ist unsere einzige Chance, von hier wegzukommen und gerettet zu werden. Sie müssen die Raumfähre überprüfen.«
Moyers Stimme klang bemerkenswert fest. »Ja, Sir, ich verstehe. Ich bin bereit.«
»Gut, wir machen die Luftschleuse drucklos.« Saint-Michael nickte Marks zu, der daraufhin einen Schalter der Klimakonsole umlegte.
»Luftschleuse drucklos«, übermittelte Saint-Michael Sekunden später.
»Verstanden«, antwortete Moyer mit heiserer, aber ruhiger Stimme. Er wartete, bis die Brandwarnung über der Luke erloschen war, nachdem die letzten Flammen wegen Sauerstoffmangel erstickt waren. »Betrete die Luftschleuse.« Trotz aller Anstrengung gelang es Moyer nicht, völlig über die verkohlten Leichen der Männer hinwegzusehen, mit denen er seit vielen Monaten gut befreundet gewesen war. Er hatte Mühe, sich nicht zu übergeben…
Raumflugzeug Elektron l
Von seiner Position hoch über der Armstrong-Raumstation aus sah Alexander Goworow die Explosion, als die Kabine der Enterprise durch Woloschins Rakete auseinandergerissen wurde. Er beobachtete den Lichtblitz hinter den Cockpitfenstern und die sich rasch ausbreitende Wolke aus Gasen und Trümmerstücken um die Raumfähre herum.
»Elektron zwo, Meldung!«
»Nehme Angriffsposition ein.«
»Was ist das für eine Explosion gewesen?« fragte Goworow scharf.
Eine kurze Pause. »Ich habe den Amerikanern eine Lektion erteilt, Eins«, antwortete Woloschin dann. »Bevor sie einen weiteren Angriff versuchen können…«
Goworow schlug mit der Faust auf die Armlehne seines Pilotensitzes, um seinem Ärger Luft zu machen. Woloschin war nicht nur ein hervorragender Jagdflieger und Kosmonaut, sondern auch zehn Jahre jünger als sein Vorgesetzter – und wie die meisten jüngeren Piloten reichlich impulsiv. Goworow nahm sich vor, ihm später gründlich die Meinung zu sagen.
Aber im Augenblick…
»Halten Sie sich gefälligst an meine Befehle, Oberst. Wir sind hier, um einen Auftrag auszuführen. Ich verlange saubere Arbeit! Wir sind weder Pauker noch Schlächter.«
Der General aktivierte sein Laservisier und ließ es über den Mittelkiel der Armstrong-Raumstation gleiten. Vor dem Start zu diesem Unternehmen hatte er nur wenige Minuten Zeit gehabt Zeichnungen der Raumstation zu studieren – und diese Zeichnungen waren offenbar überholt gewesen. Aber einige der Ziele stachen förmlich hervor. Zum Beispiel die SBR-Antennen. Eine der riesigen phasengekoppelten Antennen war abgerissen worden, aber ihr Gegenstück auf der Kielunterseite schien noch intakt zu sein. Goworow benützte das Zoomobjektiv der Fernsehkamera seines Laservisiers, bis das leuchtende Zielrechteck den Schaltschrank der Antenne am Kiel überdeckte. Ein Volltreffer
Weitere Kostenlose Bücher