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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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geheimer, ganz besonderer Ort. Der nur ihr gehörte und niemandem sonst, von dem niemand wusste. Dort war sie ganz sie selbst. Sie hatte so einen Ort einst in jener Welt gehabt, in der sie vorher gelebt hatte, und sie hatte ihn hier. Das hatte sie sich niemals nehmen lassen.
    Blaevar wusste, wohin er fliegen musste, er spürte die Stimmung seiner Reiterin. Sie beide waren miteinander verbunden, und Veda war dankbar für die Freundschaft dieses außergewöhnlichen Fabelwesens. Ein Pegasus war etwas Einzigartiges, ähnlich einem Einhorn, mit ganz besonderen Kräften. Dass er eine Verbindung mit der Amazone eingegangen war, erfüllte sie mit Stolz. Denn Fabelwesen konnte man nicht zähmen und nicht fangen. Sie waren die freiesten Geschöpfe, die es gab.
    Die Schwingen rauschten leise, und Veda genoss die Ruhe und den Flugwind im Gesicht. Solche Momente waren selten, deswegen kostete sie sie umso intensiver aus. Nicht einmal die Traurigkeit konnte sie dann noch erreichen. Und sie musste keine Disziplin präsentieren. Sie war nur sie selbst und der Pegasus ihr treuer Begleiter, der sie beschützte.

    Inmitten einer verlassenen Gegend, wo sich kaum jemand je hinverirrte, weil es ringsum nur karge Steppe und nicht einmal Wild zum Jagen gab, in einer Senke, die jeder Reisende normalerweise links oder rechts liegen ließ - dort gab es ein paar Felsen. Eine Felsformation, eine Auftürmung gelber Sandsteine, die so unspektakulär wie nur möglich wirkte.
    So entging den Vorbeiziehenden, dass diese Felsen sich um etwas formierten und dass es in der Mitte einen lieblichen, abgeschiedenen, wundervollen kleinen Platz gab. Ein kleiner See, gesäumt von raschelnden Palmen, mit, goldgelbem Sand und Orchideenbüschen.
    Veda hatte den Platz einst rein zufällig entdeckt und ihn zu ihrem Ruhepol, ihrem Refugium erkoren. Sie hatte ihn nicht besonders geschützt, denn gerade das hätte nur neugierig gemacht. Der Ort selbst sorgte dafür, dass sich so gut wie niemand hierher verirrte. In all den Jahren, in denen sie hierher geflogen war, war sie nie jemandem begegnet.
    Aber für alles gab es ein erstes Mal.

    Schon bei der Annäherung spürte Veda, dass etwas anders war. Eine kleine Vibration, eine Schwingung, die ihr anzeigte, dass es eine Veränderung gab.
    Sie landete den Pegasus nicht wie sonst direkt am Platz, sondern außerhalb davon an einer geschützten Stelle. Das geflügelte Pferd konnte nahezu lautlos landen, und wenn es sich am Boden fortbewegte, war kein Huf schlag zu hören, es sei denn, es wollte ein Geräusch verursachen.
    Veda glitt von Blaevars Rücken, zog den Gladius, das Kurzschwert, und schlich sich durch eine kaum sichtbare Lücke der Felsen hindurch ins Innere ihres geheimen Paradieses. Sie kannte hier jedes Sandkorn. Ihre Sandalen erzeugten keinerlei Geräusch, während sie in geduckter Haltung, das Schwert halb im Anschlag, durch die Felsendeckung schlich. Wer würde es wagen, ihr Heiligtum zu entweihen? Welcher Tor, welches dumme Kind, welche Närrin hatte hier etwas verloren? Mensch oder Elf? Oder ein anderes Wesen? Innistìr war voll davon wie kein anderes Reich der Anderswelt. Aber gerade jetzt?
    Noch befand sie sich in den Schatten, bewegte sich zwischen den mächtigen Palmen hindurch, versank bereits halb im Sand. Da kam der See in Sicht. Und da ...
    Veda erstarrte, ihr Herzschlag stockte.
    Leonidas!

    Der Löwenhäuptige, den man seit seiner Niederlage gegen Laura in der Wüste kaum mehr in den Landen gesehen hatte - er war hier! Und ganz allein! Wo waren seine Reiter, seine mächtigen Krieger, auf die er so stolz war? Dreihundert sollten es sein, hieß es, viele Löwenkrieger wie er, aber auch andere; diese Reiterschaft war unbesiegbar und so wertvoll wie eine Armee von zehntausend. So sagte man sich. Ebenso, dass Leonidas der beste und mächtigste Krieger von Innistìr wäre. So wie Veda die beste Kriegerin.
    Niemand hatte sie jemals im Duell gesehen, niemals waren sie sich auf dem Feld begegnet. Viele Gerüchte gingen deshalb um, wer von beiden wohl der Sieger bleiben würde und wie so ein Kampf überhaupt aussehen mochte.
    Vielleicht gab es keinen Sieger, weswegen sie sich nie öffentlich begegnet waren. So, wie die Ewigen Todfeinde einander nie besiegen konnten, weil sie im Grunde gleich waren.
    Veda kannte all diese Vermutungen. Sie hatte sich nie dazu geäußert.
    Aus ihrer Deckung heraus beobachtete sie das mächtige Wesen. Es war gut eineinhalb Handspannen größer als sie, und sie konnte sich

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