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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wirkten plötzlich blass. Nur aus ihren Augen schlugen Flammen.
    «Was fällt dir ein?», fuhr Heinrich den Gesellen an. «Wenn du mit deinesgleichen so reden kannst, dann tue es. Hier aber stehst du einer Dame gegenüber. Du bist es nicht einmal wert, dieselbe Luft zu atmen wie sie. Also reiß dich zusammen und benimm dich, wie es sich für einen kleinen Gesellen schickt.»
    «Lass, Heinrich», bestimmte Sibylla und wedelte mit der Hand. «Ich kann gut für mich selbst sprechen.»
    Sie trat zu David und betrachtete den Leuchter, an dem er arbeitete. Es war ein Prachtstück, was Sibylla sofort auffiel. Das Silber funkelte wie alle Sterne am Himmel, doch das Augenfälligste daran war eine Verzierung aus Emaille.
    «Ein schönes Stück», sagte sie. «Wo hast du die Kunst des Emaillierens gelernt? Selbst in Florenz habe ich nur selten Emaille auf Silber gesehen. Man sagt, der Silbergrund haftet schlecht.»
    «Ich bin weit herumgekommen. Man lernt viel, wenn man die Augen offen hält. Ich bin sicher, Ihr wisst, wovon ich rede.»
    Sibylla sah ihn mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an, doch sie antwortete nicht, sondern stand einen Augenblick schweigend in der Werkstatt. Dann nickte sie noch einmal Meister Faber zu, rauschte hinaus und setzte ihren Rundgang fort. Eva eilte hinterher, während Adam sich daranmachte, sein Laboratorium im Keller einzurichten.
    «Was meint David damit, dass er von dort kommt, wo auch du herstammst?», fragte Eva. «Kennst du ihn etwa? Weißt du, welcher Abkunft er ist?»
    Die Mutter antwortete nicht, doch Eva sah ihrem Gesicht an, dass sie verunsichert war.
    «Wie beträgt sich Susanne?», Sibylla ging einfach weiter, ohne auf Evas Frage einzugehen. «Führt sie den Haushalt gut? Ihre Kochkünste sind berühmt. Kommst du zurecht mit ihr?»
    Eva zögerte. Sie dachte daran, dass sie selbst Susanne gebeten hatte zu bleiben und damit in ihrer Schuld stand. Und sie erinnerte sich gut an das Kleid in Davids Kammer. Sie holte tief Luft, dann fragte sie: «Redet man in Frankfurt noch immer von ihr als Hexe?»
    «Ach was. Sie war gerade weg, da hatten sich die Tratschweiber schon ein neues Opfer gesucht. Und Schulte war auch nicht faul. Eure Kutsche war kaum in Leipzig, als er sich schon ein Schankmädchen ins Haus geholt hat.»
    «Das heißt, sie könnte nach Frankfurt zurück, wenn sie wollte?»
    «Susanne ist frei. Schulte hat sie schriftlich aus der Ehe entlassen. Sie kann gehen, wohin sie will.»
    Die Mutter blieb abrupt stehen und wandte sich zu Eva um. «Warum fragst du? Gibt es Ärger?»
    Eva schüttelte erst den Kopf, dann nickte sie.
    «Was denn nun?»
    Eva sah ihre Mutter verlegen an. «Ich möchte sie nicht länger im Haus haben.»
    «Warum? Du wirst es schwer haben, jemanden zu finden, der deinen Haushalt so vortrefflich versieht.»
    Eva zuckte mit den Achseln und schlug die Augen nieder. «Du weißt doch selbst, wie sie ist. Auf Dauer kann man nicht mit ihr auskommen.»
    Die Mutter griff unter Evas Kinn und hob es so weit, dass sie ihr in die Augen sehen musste. «Was ist geschehen? Warum willst du Susanne loswerden?»
    Eva seufzte, dann brach es aus ihr heraus: «Sie mischt sich in meine Angelegenheiten. Und sie macht den Männern schöne Augen. Nicht einmal der neue Geselle ist vor ihr sicher.»
    Die Mutter lachte. «Na, und? Das ist doch nichts Neues.»
    «Aber sie treibt sich mit Männern herum. Das schadet unserem Ruf.»
    «Sie ist noch nicht alt, Eva. Soll sie wie eine Nonne leben? Vielleicht findet sie auf die Art jemanden, der mit ihr leben möchte. Dann bist du sie von ganz alleine los. Du sagst, sie macht dem Gesellen schöne Augen? Nun, vielleicht heiratet er sie ja.»
    «Sie soll weg. Verschwinden soll sie.» Eva machte sich aus dem Griff der Mutter frei und spuckte diese Worte regelrecht aus.
    «Was ist los, Eva? Wenn du mir nicht erzählst, was geschehen ist, kann ich dir auch nicht helfen.»
    Eva schluckte und schwieg. Sie konnte ihrer Mutter unmöglich erzählen, dass Susannes Kleid in Davids Kammer sie so sehr störte.
    «Vielleicht bin ich im Augenblick nur nervös, weil wir einen so hohen Gast wie Jakob Fugger erwarten, und da darf nichts schiefgehen», erwiderte Eva und beendete das Gespräch, in dem sie einfach über den Hof ging und die Tür zur Küche ansteuerte.
    Die Mutter sah ihr einen Augenblick hinterher, dann zuckte sie mit den Achseln, eilte Eva nach und sagte, bevor sie das Haus betraten: «Ich erwarte von dir, dass du mit Kleinigkeiten selbst fertig

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