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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wirst. Du hast Andreas Mattstedt. Er wird dich beraten, wenn es notwendig ist. Gibt es aber größere Schwierigkeiten, dann musst du dich wohl genauer erklären.»
    Eva nickte. Um von sich abzulenken, fragte sie: «Die Messe ist vorüber. Was macht Jakob Fugger eigentlich in der Stadt?»
    Sibylla lächelte. «Nun, die Kunde von den Silberfunden im Erzgebirge ist natürlich auch bis Augsburg gedrungen. Zeit wird es für ihn, in Leipzig eine Niederlassung zu gründen, die seine Interessen im Erzgebirge vertritt. Er kann sich schließlich nicht um alles kümmern. Der Kaiser bedarf seiner Dienste. Und nicht nur er. Selbst der Papst in Rom lässt ihn hin und wieder zu sich rufen. Dazu die Kupferbergwerke in Ungarn und im Österreichischen. Er braucht einen fähigen Mann vor Ort, einen, auf den er sich verlassen kann, und vor allen Dingen einen, der etwas von Geschäften versteht.»
    «Heißt das, er sucht nach dem geeigneten Mann für die Leipziger Faktorei?»
    «Richtig, Kind. So ist es. Nun, ich dachte, es wäre an der Zeit, Fugger und Mattstedt miteinander bekannt zu machen.»
    Sie lächelte Eva an und tätschelte ihr leicht die Wange: «Wäre es nicht ein wunderbares Verlobungsgeschenk, wenn es mir gelänge, Mattstedt diesen Posten zu verschaffen?»
    Eva kam plötzlich ein Verdacht. «Sag, Mutter, hast du mich etwa nach Leipzig geschickt, um Mattstedt in die Familie zu holen und dir dadurch deinen Anteil an den Silbervorkommen zu sichern?»
    Sibylla lachte hellauf und blickte voller Stolz auf Eva: «Ich sehe, du denkst wie ich. Mattstedt und du – das ist eine hervorragende Bindung auf allen Gebieten.»
    Eva schluckte, dann fragte sie: «Aber hast du nicht gesagt, dass die Liebe das Wichtigste im Leben ist?»
    «Natürlich habe ich das, Kind. Ich möchte nichts mehr als dein Glück. Doch wenn sich die Liebe und die geschäftlichen Interessen miteinander verbinden lassen, so ist das für alle Seiten von größtem Vorteil.»
    Sie tätschelte Evas Wange erneut: «So, und nun gehe ich in die Küche, um dafür zu sorgen, dass heute Abend ein köstliches Mahl auf den Tisch kommt. Ich habe den Eindruck, es wird Zeit, dass mal jemand Susanne auf die Finger klopft.»
    «Wieso?», fragte Eva voller Hoffnung.
    «Nun, sie sieht einfach zu gut aus. Ihr Gesicht ist rosig, die Augen strahlen. Ja, sie hat sogar um die Hüften herum etwas zugelegt. Und sie hat mich vorhin an der Kutsche überaus höflich begrüßt. So kenne ich sie nicht. Und ich möchte wissen, was dahintersteckt.»
     
    Die Mutter hatte die Tür zwischen Tafelstube und Wohnzimmer öffnen lassen, sodass die Räumlichkeiten großzügiger wirkten.
    Der große Tisch war ausgezogen und mit dem feinsten Leinen belegt, die Kandelaber mit Asche blank gerieben und mit weißen Wachskerzen bestückt. Davids Leuchter mit der Emailleeinlage stand als Prunkstück mitten auf der Tafel.
    In der Küche wurden die Speisen hergerichtet. Sibylla hatte es an nichts fehlen lassen. Sie hatte eingelegte Oliven aus Italien und auch ein kleines Fässchen Chianti mitgebracht. Dazu gab es Braten vom Schwein und Rind, gekochte Täubchen, Kastanienmus und mehrere Sorten Brot, kandierte Früchte und kleine Kuchen, die behutsam mit Rosenwasser bestrichen worden waren.
    Der Tisch war von Susanne mit silbernen Tellern gedeckt worden. Neben jedem lag eine zweizinkige Gabel, die als ausgesprochene Kostbarkeit galt und beileibe nicht in jedem Haushalt ihren Platz hatte. Die Gläser waren aus fein geschliffenem Kristall und zersplitterten das Kerzenlicht in hundert feine Sterne.
    «Eva, bist du fertig?», rief Sibylla durch das Haus, als sie sah, dass in der Tafelstube alles auf das beste hergerichtet war. Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern eilte zur Kammer ihrer Tochter und betrat, ohne anzuklopfen, das Gemach.
    Eva war gerade dabei, ihr hüftlanges Haar in der Mitte zu scheiteln und es mit einem Reif aus Perlen zu schmücken. Die dazu passende Halskette schimmerte bereits im Ausschnitt des Kleides, und auch in den Ohren steckten Perlen. Ihr lavendelfarbenes Kleid, das die Mutter ihr aus Frankfurt mitgebracht hatte, war von der neuesten Mode. Es hatte Schlitze an den Ärmeln und am Mieder, der Rock war mit Borten und bestickten Bändern in dunklem Violett versehen und über ein Gestell gezogen. Der Ausschnitt war ebenfalls mit violettem Samt eingefasst und mit winzigen Perlen bestickt.
    «Lass dich anschauen», verlangte Sibylla, fasste Eva an den Schultern und drehte sie einmal um sich

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