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Die Silberschmiedin (2. Teil)

Die Silberschmiedin (2. Teil)

Titel: Die Silberschmiedin (2. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Beherrschung nicht zu verlieren, regelrecht ansehen. Die anderen am Tisch schwiegen und sahen betreten auf ihre Teller. Nur Susanne blickte neugierig von einem zum anderen.
    Mattstedt räusperte sich, trank einen Schluck vom Wein und nahm einen neuen Anlauf: «Gut, Eva. Lass uns später darüber sprechen. Hier ist nicht der richtige Ort.»
    Sibylla war nicht zu beruhigen. «Nichts wird verschoben! Was glaubst du denn, wer du bist? Das kommt gar nicht infrage!», bestimmte sie und schob ihren Teller energisch von sich. «Du wirst Andreas Mattstedt heiraten. So, wie es abgemacht war. Ich lasse nicht zu, dass du unserem Ruf und dem Geschäft Schaden zufügst. Und zu jung bist du auch nicht. In wenigen Wochen wirst du 21 Jahre alt. Schon fast zu alt zum Heiraten.»
    Eva hätte gern geantwortet, doch wollte sie den Streit mit ihrer Mutter nicht vor Andreas Mattstedt und den anderen austragen. Sie schwieg, schüttelte jedoch nachdrücklich den Kopf.
    Die Mutter beugte sich über den Tisch: «Eva, komm zur Vernunft! Tust du es nicht, so werde ich dich zwingen müssen.»
    Der Kaufmann war feinfühlig wie immer. Er tupfte sich mit einem Tuch den Mund ab, schob seinen Teller zur Seite, leerte das Glas und stand auf.
    «Entschuldigt mich bitte», sagte er. «Ich hatte ganz vergessen, dass ich mit Johann von Schleußig noch etwas Wichtiges zu besprechen habe. Nun, da der Gottesdienst vorbei ist, bin ich sicher, ihn zu Hause anzutreffen.»
    Er verbeugte sich kurz vor Sibylla und Eva und schritt mit etwas hölzernen Schritten hinaus. Niemand hielt ihn auf.
    Die Mutter warf wütend das Mundtuch auf den Tisch. «Du hast uns unmöglich gemacht. Ich hoffe, dir ist klar, dass du dich noch heute bei Andreas Mattstedt entschuldigen wirst. Gott sei Dank ist er ein Ehrenmann und wird dir deinen kindischen Ausbruch nicht nachtragen.»
    «Nein, Mutter. Ich habe genau das gesagt, was ich gemeint habe, und Andreas Mattstedt hat es auch verstanden. Ich möchte ihn nicht heiraten, denn ich liebe ihn nicht. Du selbst hast gesagt, dass du vor lauter Geschäftssinn deine Liebe viel zu kurz gelebt hast. Die Liebe ist die Essenz des Lebens, das waren deine Worte. Aber du hast nie danach gelebt. Ich aber bin anders als du, Mutter. Ich bin das Kind einer neuen Zeit, in der die Herkunft des Menschen keine Rolle mehr spielt. Du aber klebst am Alten.»
    Damit stand Eva auf und verließ den Raum, ohne dass es der Mutter gelang, sie zurückzuhalten.
    In ihrer Kammer schritt sie aufgeregt auf und ab. Zum ersten Mal hatte sie sich gegen ihre Mutter gestellt. Zum ersten Mal hatte sie nicht das getan, was die Mutter von ihr erwartet hatte. Doch der Himmel war ihr nicht auf den Kopf gefallen. Gott hatte sie nicht zu Stein erstarren lassen. Zum ersten Mal war Eva sie selbst gewesen und nicht die Tochter der Pelzhändlerin. Sie warf einen Blick in den Spiegel. Das Lächeln, das sie darin sah, war stolz, aber nicht frei von Wehmut.
     
    Am Nachmittag versuchte Sibylla Eva noch einmal umzustimmen. Als Eva keiner ihrer Drohungen nachgab, kündigte sie ihren Rückzug an. Mit den Worten: «Schon morgen werde ich abreisen», verließ sie wutschnaubend Evas Kammer. «Und sobald ich in Frankfurt bin, ändere ich alles. Du wirst nichts erben.»
    Eva ließ sich von den Drohungen der Mutter nicht beeindrucken. Sie wusste, dass sie den einmal eingeschlagenen Weg nicht wieder verlassen konnte.
    Der Abschied am nächsten Tag verlief außerordentlich kühl. Heinrich war der Einzige, dem es Leid tat, dass Sibylla so schnell schon wieder abreiste.
    Über Evas Ausbruch wurde nicht mehr gesprochen, es war, als hätte es ihn nie gegeben. Noch nicht einmal Susanne wagte es, Eva deswegen aufzuziehen.
    Eva war froh darüber. So genau sie wusste, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war, so sehr war es ihr jetzt lieb, in aller Ruhe nachzudenken, wie es weitergehen sollte.
    Sie war dabei, das Haus zu einem kurzen Spaziergang zu verlassen, als sie auf der Schwelle den Abt des Dominikanerklosters traf.
    «Behüt Euch Gott, Silberschmiedin», grüßte der Kirchenmann. «Ich habe einen Auftrag für die Werkstatt. Mit Euch und dem Meister selbst möchte ich reden.»
    «Jederzeit gern, Pater Ignatius. Kommt herein.»
    Als der Mönch in der Werkstatt war, sah er sich in aller Ruhe um. Einige Waren standen auf einem Schränkchen an der Wand. Gerade waren sie vom Aufbereiter gekommen, der die Stücke im Weinsteinbad gesiedet und danach mit Blutstein und Eberzähnen poliert hatte, sodass sie

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