Die sinnliche Rache des Milliardärs (German Edition)
völlig durchnässt war, war Tristanne egal. Der Regen war warm, sie hatte ihn als eine Art Reinigung empfunden, als sie über die berühmten Piazze der Stadt spaziert war. Sie hatte die jahrhundertealten Sehenswürdigkeiten in sich aufnehmen müssen, auch wenn das bedeutete, dass sie jetzt etwas mitgenommen aussah.
„Du siehst aus wie aus dem Wasser gezogen“, bemerkte er nach einer Weile. Sein Blick war heiß, beunruhigend. „Was hat dich bloß bei diesem Wetter ohne einen Schirm auf die Straße getrieben?“
„Mir fällt absolut nichts ein, was eine Künstlerin in einer Stadt wie Florenz interessieren könnte“, konterte sie trocken.
„Kunst?“ Er sprach das Wort aus, als gehörte es zu einer Sprache, die er nicht verstand. Dann legte er den Kopf schief und sah an ihr herab. Sein Blick war arrogant und herrisch. „Bist du sicher, dass es nur die Kunst war, die dich auf die Straße getrieben hat, Tristanne? War es nicht etwas weniger Hochtrabendes?“
„Vielleicht kann ein Mann von deinem Format mit Kunst erst etwas anfangen, wenn er sie sich als teure Geldanlage an die Wand hängt oder sie den Blick aus seinem Fenster unbezahlbar macht“, erwiderte Tristanne scharf. „Ich weiß, es wird dich überraschen, aber es gibt auf der Welt tatsächlich Menschen, die ein Kunstwerk zu schätzen wissen, auch wenn es öffentlich zugänglich ist und nicht in einer privaten Sammlung nur für reiche Menschen ausgestellt wird.“
„Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich deinen hohen Ansprüchen nicht genüge“, antwortete Nikos unterkühlt. „In meiner Kindheit hatte ich nicht so viele Möglichkeiten, mich mit Kunst zu beschäftigen. Ich war mehr damit beschäftigt, mir das nackte Überleben zu sichern. Aber lass dich von mir nicht davon abhalten, dich überlegen zu fühlen, weil du die Unterschiede zwischen den Malern aus dem Mittelalter erkennst. Ich schätze, das ist nur eine von vielen nützlichen Fähigkeiten, die du besitzt.“
„Ich werde deinetwegen keine Schuldgefühle für etwas bekommen, für das ich nichts kann!“, fuhr Tristanne ihn an. Die Verlegenheit trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. „Du führst ein Leben im Luxus. Du umgibst dich mit Jachten und eleganten Apartments, und trotzdem soll ich mich schuldig fühlen, weil du so eine schlimme Kindheit hattest? Obwohl du sie offensichtlich überwunden hast und nun deinen Reichtum in ganz Europa zur Schau stellst?“
Seine dunklen Augen funkelten. Tristanne war sicher, dass er ihr Gemeinheiten an den Kopf werfen würde, nur um seine Laune an ihr auszulassen.
„Ich bin nicht diejenige mit den hohen Ansprüchen“, zischte sie. „Du bist es.“
„Willst du mir wirklich weismachen, dass du dir im Regen Kunst angeschaut hast?“, fragte er nach einem kurzen Zögern. Er sprach mit einer Eindringlichkeit, die sie nicht deuten konnte. Auf gar keinen Fall wollte sie den Wunsch verspüren, ihn zu trösten. Sie wollte die Sache möglichst bald hinter sich bringen, um an den Treuhandfonds zu kommen.
„Es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht“, sagte sie deshalb kurz und zuckte mit den Schultern. „Ich habe es einfach getan.“
„Warum?“ Sein Blick glitt forschend über ihr Gesicht. Aus Angst, dass er ihre wahren Gefühle erkennen und gegen sie verwenden könnte, wandte sie den Blick zur Straße. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust, halb aus Trotz, halb, weil sie sich festhalten musste.
„Ich nehme an, du wirst mir jetzt einen Vortrag halten, dass eine Geliebte so etwas nicht tut“, sagte sie leise und blickte kopfschüttelnd auf das Rinnsal, das sich auf der Straße gebildet hatte. „Ich nehme an, dass die perfekte Geliebte Kleider kaufen geht, die sie gar nicht braucht. Vielleicht bleibt sie auch zu Hause und macht sich Gedanken, ob ihre Frisur richtig sitzt.“
„So in etwa“, brummte Nikos. Beinahe hätte er gelächelt. Tristanne spürte es. „Ganz bestimmt treibt sie sich nicht völlig durchnässt auf der Straße herum.“
Sie sah ihn an, und ganz plötzlich flammte etwas zwischen ihnen auf. Ein gefährliches, unstillbares Verlangen. Tristanne verschlug es fast den Atem. Zähle bis zehn, befahl sie sich. Du darfst das Feuer nicht schüren, es wird dich mit Haut und Haaren verzehren .
„Ich habe nur gesagt, dass ich deine Geliebte sein will. Ich habe nie behauptet, dass ich perfekt bin.“
Sie hatte etwas, das ihn gefangen nahm. Vielleicht waren es ihre großen braunen Augen, die so intelligent und wachsam
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