Die sinnliche Rache des Milliardärs (German Edition)
Nikos sie ansah – so ruhig, so direkt, so amüsiert –, lag etwas, das ihr das Gefühl gab, das Glas Wein, an dem sie nur genippt hatte, wäre ihr bereits zu Kopf gestiegen.
„Entschuldigen Sie bitte“, murmelte sie. Überrascht musste sie feststellen, dass ihre Wangen glühten. Dabei hatte sie bis heute gedacht, dass sie niemals in ihrem Leben erröten würde! „Ich wollte mir eigentlich noch etwas Zeit lassen. Sie müssen mich für den unhöflichsten Menschen auf Erden halten.“
Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln, doch seine rätselhaften Augen blieben ernst. „Sie haben noch nicht gesagt, um was für einen Gefallen Sie mich bitten wollen.“
Tristanne hatte plötzlich den Eindruck, dass Nikos Katrakis trotz der Anwesenheit von so vielen Menschen gefährlicher war als Peter und sein teuflischer Geheimplan. Was für ein absurder Gedanke! Du musst stark sein! ermahnte sie sich. Dennoch konnte sie das Gefühl von Gefahr nicht abschütteln.
Genauso wenig konnte sie das, was jetzt kommen musste, abwenden. Obwohl ihr die Stimme der Vernunft sagte, dass sie damit einen Fehler von unermesslicher Tragweite beging. Auch wenn sie noch so eigenständig und unabhängig war, würde sie vielleicht nicht über die Stärke verfügen, die man im Umgang mit diesem Mann brauchte. Man durfte sich niemals Hals über Kopf in die Höhle eines Drachen begeben. Jeder Mensch, der einmal ein Märchen gelesen hatte, wusste das.
Sie biss sich auf die Unterlippe und zog die Stirn leicht kraus, denn sie hatte das Gefühl, mit jeder Sekunde stärker in seinen Bann gezogen zu werden. Das Problem war nur, dass ihr das nicht halb so viel Angst machte, wie es eigentlich sollte.
„Was für ein Gefallen?“, gab er das Stichwort. Über sein Gesicht zog ein spöttisches Lächeln, als ob er bereits wüsste, um was sie ihn bitten wollte.
Der Gedanke war kindisch. Natürlich konnte er es nicht wissen. Tristanne hatte viel über Nikos Katrakis gehört: Er war ebenso rücksichtslos wie unwiderstehlich. Er hatte sich ohne fremde Hilfe aus armen Verhältnissen zu unermesslichem Reichtum und Einfluss hochgearbeitet. Er duldete weder Dummheit noch Treulosigkeit – und jeder seiner geschäftlichen Erfolge löste bei ihrem Bruder einen Wutanfall aus. Allerdings hatte sie noch nie gehört, dass er über die Eigenschaft verfügte, Gedanken lesen zu können.
„Ach, ja“, erwiderte Tristanne. Ihre Stimme klang ruhig. Selbstbewusst. Dabei sah es in ihrem Inneren ganz anders aus. „Es ist nur ein ganz kleiner Gefallen und, wie ich hoffe, ein nicht ganz unangenehmer.“
In diesem Moment hätte sie die Sache am liebsten abgeblasen. Fast hätte sie die panischen Botschaften, die ihr Körper aussandte, befolgt. Fast hätte sie sich überzeugt, dass es nicht gerade dieser einschüchternde Mann sein musste. Jeder andere hätte den Zweck ebenfalls erfüllt.
Doch dann schaute sie zur Seite, um dem prüfenden Blick von Nikos Katrakis zu entgehen, und sah ihren Bruder, der sich einen Weg zur Bar bahnte. Halbbruder, verbesserte sie sich selbst, als ob das einen Unterschied gemacht hätte.
Als Peter sie und Nikos Katrakis erblickte, zog er wie immer ein mürrisches Gesicht. Hinter ihm ging der Geschäftsmann mit dem feuchten Händedruck, den Peter für sie auserkoren hatte. Wenn Tristanne ihm nur ein paar kleine Gefälligkeiten erweisen würde, wäre dieser Mann sein Fahrschein aus dem finanziellen Ruin. So sah, grob zusammengefasst, der Plan ihres Bruders aus.
„Das Schicksal unserer Familie liegt in deinen Händen“, hatte er ihr sechs Wochen zuvor ganz sachlich eröffnet, als würde es dabei nicht auch um ihre Zukunft und ihr Leben gehen.
„Ich verstehe nicht ganz“, hatte sie geantwortet. Sie trug noch das schwarze Kleid für die Trauerfeier ihres Vaters, die am Vormittag stattgefunden hatte. Um Gustave Barbery trauerte sie jedoch nicht. Allerdings würde sie wahrscheinlich ihr Leben lang um den Vater trauern, der Gustave nie gewesen war. „Ich will nur meinen Treuhandfonds.“
Dieser verdammte Treuhandfonds. Sie hasste ihn, weil ihr Vater gedacht hatte, der Fonds würde es ihm erlauben, seine Tochter gefügig zu machen. Aber noch mehr hasste sie es, dass Peter nach dem Tod ihres Vaters zu ihrem Treuhandverwalter geworden war. Und dass sie sich zum Wohl ihrer Mutter seinem Willen fügen musste, um an das Geld zu kommen.
Sie wollte weder mit dem Vermögen der Barberys noch mit den damit verbundenen Pflichten zu tun haben. Jahrelang
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