Die sinnliche Rache des Milliardärs (German Edition)
ungestüme, leichtgläubige Althea. Sie war seine Halbschwester gewesen, hatte auf diese Verwandtschaft aber nur Wert gelegt, wenn sie ihr weiterhalf. Er durfte sie begleiten, wenn sie nicht am Arm ihres zanksüchtigen alten Vaters gesehen werden wollte. Und er war so sehr um ihre Liebe bemüht gewesen. Er hatte sie beschützen, sie zum Lachen bringen und ihr zeigen wollen, dass er ein Bruder war, der es verdiente, geliebt zu werden.
Aber sie hatte sich nicht im Geringsten für ihren Halbbruder interessiert. Ihr war es egal, ob er sich bei ihrem Vater einschmeichelte oder wieder in die Elendsviertel zurückkehrte, aus denen er gekommen war. Doch ihre Gleichgültigkeit hatte seinen Wunsch nur noch verstärkt, ihre Zuneigung zu gewinnen.
Aber dann hatte Althea sich Hals über Kopf in Peter Barbery verliebt. Und damit das Schicksal der Familie Katrakis besiegelt.
Nikos atmete tief durch. Was geschehen war, war nun einmal geschehen. Die Vergangenheit konnte man nicht rückgängig machen. Peter hatte Althea in dem Moment fallen gelassen, in dem es Gustave Barbery gelungen war, Demetrios Katrakis aus dem Geschäft zu drängen.
Das ganze Vermögen der Katrakis war plötzlich dahin. Althea hatte Selbstmord begangen. Als Demetrios erfuhr, dass sie schwanger gewesen war, hatte er Nikos die größten Vorwürfe gemacht. Hätte er seine Schwester und das ungeborene Kind nicht beschützen können? Hätte er nicht anstelle seiner Schwester sterben können?
Ein Jahr später war Demetrios gestorben. Und Nikos hatte angefangen, das Reederei-Imperium wieder aufzubauen.
Es war alles so schnell gegangen. Er hatte seine Familie gerade erst kennengelernt, als die Barberys sie ihm nach und nach schon wieder wegnahmen. Am Grab seines Vaters hatte er geschworen, sich zu rächen. Und er war ein Mann, der seinen Schwur hielt.
Allerdings fragte er sich, wo sein eiserner Wille jetzt war. Er hatte Gewissensbisse. Wenn er seinen Plan in die Tat umsetzte, wäre er nicht besser als Peter Barbery. Womöglich wäre er sogar noch schlechter: Peter hatte Althea nichts versprochen, Nikos aber würde Tristanne vor dem Traualtar stehen lassen.
Im Geiste malte er sich die ganze Geschichte bereits aus. Tristanne schritt zum Traualtar. Sie trug ein hauchdünnes weißes Kleid und sah wunderschön aus. Aber er wäre nicht da und würde auch nicht erscheinen. Vor so vielen Menschen würde sie nicht weinen. Er sah ihren kalten Gesichtsausdruck, sah, wie sie sich zu der Menschenmenge umdrehte, hin zu den Kameras der Klatschreporter.
Und er sah die Hoffnungslosigkeit in ihren schokofarbenen Augen – würde sie jemals wieder aus ihren schönen Augen verschwinden?
Wütend stieß er einen Fluch aus. Er hatte nie vorgehabt, Tristanne zu benutzen, sie hatte sich ihm freiwillig angeboten. Wie hätte er auf dieses wunderbare Mittel für seine Rache verzichten sollen? Plötzlich fiel ihm der zärtliche Moment im Regen in Florenz wieder ein. Seitdem hatte er versucht, nicht mehr daran zu denken. Ich bin nicht wie Peter Barbery, sagte er sich. Allerdings wurde er das Gefühl nicht los, dass er, wenn er Tristanne verletzte, auch sich selbst verletzen würde.
Die Vergangenheit, an die er so lange nicht mehr gedacht hatte, kam ihm wieder in den Sinn. Er dachte daran, wie sehr er seine verzogene Halbschwester geliebt hatte und wie verletzend es gewesen war, als sie ihm die schlimmen Worte ins Gesicht geschleudert hatte. Damals hatte er sich vorgenommen, sich von niemandem mehr wehtun zu lassen.
„Du bedeutest mir nichts!“ hatte sie ihn angeschrien, als er versucht hatte sie zu trösten, nachdem Peter Barbery die Beziehung beendet hatte. Damals hatte er noch nicht gewusst, dass sie schwanger war und Peter sie eine Hure genannt hatte. Peter hatte ihr tatsächlich vorgeworfen, dass sein Kind von jedem anderen sein könnte. Nikos hatte von alldem nichts gewusst, als er die tränenüberströmte Althea auf dem Fußboden ihres Schlafzimmers im Herrenhaus der Familie vorgefunden hatte.
„Althea“, hatte er gerufen und war zu ihr gelaufen, um sie zu trösten. Er dachte, er hätte ihre Liebe längst gewonnen, wäre längst der Bruder, dem sie sich anvertraute. Das war sein größter Wunsch.
„Ich wünschte, du wärest nie geboren!“, hatte sie ihm ins Gesicht geschleudert. „Es ist alles deine Schuld! Du warst dir doch so sicher, dass …“
„Ich bringe das wieder in Ordnung“, hatte er ihr versprochen. „Das schwöre ich bei meiner Ehre.“
„Welche Ehre?“
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