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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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kroch über das Streitland. Das Ende der Schlacht, Ruhe für die Zwischennacht, eine Pause, Entspannung. Morgen würde erneut Blut fließen. Solange, bis eine der beiden Trophäen den Besitzer gewechselt hatte und diese Schlacht damit entschieden war.
    Die Libelle rutschte über Sand und Steine und zirpte protestierend. Die Geschwindigkeit war für eine normale Landung viel zu hoch gewesen. Tajima sprang aus dem Sattel, packte sein Schwert und stürzte der sterbenden Libelle Ahirons entgegen. Er blickte sich um. Kein Gegner in unmittelbarer Nähe. Keine unmittelbare Gefahr also.
    »Ahiron …«
    Der Körperpanzer seines Intimfreunds war zerbeult und verschrammt. Das Visier des Helms klemmte. Tajima legte für einen Augenblick das Schwert zur Seite und zerrte mit beiden Händen an den Scharnieren. Knarren, und endlich ließ sich das Visier bewegen. Ahiron bewegte die Lippen und flüsterte einige Worte, die Tajima nicht verstand.
    Eine schemenhafte Bewegung zur Linken.
    Tajimas Reflexe reagierten.
    Er warf sich zur Seite, ergriff noch im Fallen sein Schwert und blockte einen Hieb des feindlichen Soldaten ab. Er konnte das Gesicht des Gegners nicht erkennen. Es war hinter einer Tarnmaske verborgen. Er sah nur die roten Haare eines genreinen Soldaten. Haare, die ihn so sehr an ihn selbst erinnerten und damit seine Ängste. In diesem Augenblick jedoch, angesichts der Bedrohung, dachte Tajima Nimrod nicht. In diesem Augenblick war er nur ein Soldat. Er wich einem zweiten Hieb aus und sprang wieder auf die Beine. Der Wyantsoldat hob das Schwert.
    »Du kannst mich nicht besiegen. Ergib dich in dein Schicksal.«
    Tajima antwortete nicht, täuschte einen Hieb vor, packte mit der linken Hand das Wurfmesser im Gürtel und schleuderte es fort. Metall krachte auf Metall. Der Soldat schrie auf, als die extrascharfe Klinge des Messers den Körperpanzer durchschlug und in seine Hüfte eindrang. Seine Beine knickten ein. Tajima trat einen Schritt zur Seite und schlug mit seinem Schwert zu. Der Hieb schuf eine tiefe Delle im Panzer seines Gegners. Wieder schlug er zu, und diesmal zeigte er auf das ungeschützte Gesicht des Wyantsoldaten. Der Kopf ruckte zur Seite, und die Spitze des Schwertes bohrte sich in den Sand. Ein Fehler. Der am Boden liegende Soldat vollführte einen Schlag, der Tajima mitten auf der Brust traf.
    Und die Schneide des Schwertes durchschlug seinen Brustpanzer, als sei das Metall dort weich wie Butter. Heißer Schmerz. Tajima gab einen dumpfen, gurgelnden Laut von sich und stürzte zu Boden. Das Leben quoll aus der tiefen Wunde aus ihm heraus. Dunkelheit legte sich vor seine Augen. Er sah einen aufragenden Schemen in der einsetzenden Dämmerung. Er sah ein Schwert, das erneut hochgerissen wurde und sich ihm dann entgegensenkte. Und er begriff, daß dieses Schwert – entgegen einer Alten Regel – mit einem starken Magischen Wort versehen war.
    Tajima erwartete den tödlichen Hieb, als sich ein Klebnetz über den Wyantsoldaten legte und seine Bewegungen einfror. Die Dunkelheit verdichtete sich. In der Ferne ertönten die Fanfaren.
    Der Beginn der Zwischennacht. Das Ende des Kampfes. Die Zeit der Ruhe und Entspannung.
    Tajimas Kopf fiel zur Seite. Nichts mehr. Nur noch Finsternis.
     

 
2.
     
    Einst gab es die Mreyd und das Nichts und die Kälte. Die Mreyd überwanden die tiefen Schluchten zwischen den ersten entstehenden Sternen. Sie waren Zeugen, wie die Welt selbst entstand. Und sie verbanden die Welten mit unsichtbaren Tunneln, die durch das Nichts führten. Diese Tunnel existieren noch heute. Aber sie sind vergessen, und nur wenige wissen, wo sich die Tore befinden, die in diese Tunnel hineinführen. Das Wissen um diese Tore ist ein gehütetes Geheimnis …
    Mreyd-Sage
     
    Der Tag gehört dem Kampf, die Nacht der Ruhe. Nutze die Zeit der Dunkelheit, Soldat. Nutze sie, um deinen Körper zu regenerieren. Du bist teuer, Soldat. Verschwende dich nicht. Und freue dich auf den nächsten Tag und die nächsten Gegner.
    Soldatenphilosophie
     
    Die Fastdämmerung der Zwischennacht senkte sich über das Streitland. Das Höllenfeuer versank jenseits des Horizonts. Sieben Monde wanderten am Firmament entlang. Sie glänzten: rot und grün und blau und gelb. Und sie warfen bizarre Schatten auf das, was nach dem Ende der Tagesschlacht übriggeblieben war – zerfetzte Leiber, gebrochene Augen, deren trüber Blick anklagend gen Himmel gerichtet war, Blut.
    Es war die Zeit der Ruhe für die Soldaten.
    Es war die Zeit der

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