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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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den Fluss. Ein ausgewachsenes Tier mit einem Fell, dass entgegen meiner Erwartung nicht rötlich blond war, sondern geradezu apfelrot. Die Bärin blickte uns neugierig an und verschwand dann im Unterholz. Charlie überprüfte seine Revolver und wollte ihr nach. Da ich keine Anstalten machte, ihm zu folgen, fragte er, was los sei.
    »Wir wissen doch nicht einmal, wo dieser Mayfield wohnt«, sagte ich.
    »Wir wissen, es ist irgendwo flussabwärts.«
    »Wir reiten schon den halben Tag flussabwärts. Was, wenn wir ihn verpasst haben? Außerdem weiß ich nicht, wie wir so ein Vieh über Stock und Stein transportieren wollen.«
    »Mayfield will doch nur das Fell.«
    »Und wer soll den Bären häuten?«
    »Derjenige von uns, der ihn nicht erlegt, ist doch klar.« Er ließ sein Pferd Nimble los und trat auf mich zu. »Kommst du wirklich nicht mit?«
    »Ich sehe keinen Grund dafür.«
    »Na, dann hol schon mal dein Messer raus«, sagte er und sprengte in den Wald davon. Ich blieb zurück und sah den fetten Forellen zu. Ich sah auch nach dem Auge meines Pferdes Tub, dessen Zustand sich weiter verschlechtert hatte, und hoffte wider jede Vernunft, dass Charlies Waffe schweigen würde. Doch Charlie war ein guter Fährtenleser und ein todsicherer Schütze. Als ich fünf Minuten später den Knall seines Revolvers hörte, beugte ich mich meinem Schicksal, nahm mein Messer und folgte dem Lärm. Charlie saß neben dem erlegten Tier, er war außer Atem, lachte aber und stieß die Bärin mit dem Stiefel an.
    »Weißt du eigentlich, wie viel hundert Dollar sind?«, fragte er. Als ich entgegnete, das wisse ich nicht, sagte er: »Hundert Dollar sind hundert Dollar.«
    Ich wälzte den Bären auf den Rücken und versenkte mein Messer in der Mitte der Brust. Ich vertrat schon immer die Meinung, dass die Eingeweide von Tieren unrein sind, unreiner jedenfalls als die von Menschen, was eigentlich unlogisch ist, wenn man bedenkt, welche Giftstoffe wir täglich in unsere Körper hineinschütten, aber eine feste Meinung ist eine feste Meinung. Daher verdross mich, was ich nun zu tun hatte, nämlich dem Bären das Fell abzuziehen. Als sich Charlie etwas erholt hatte, brach er auf, um das Lager von diesem Mayfield ausfindig zu machen, dem Oberboss der Gegend. Angeblich hatte er ein paar Meilen zuvor Spuren gesehen, die vom Ufer fort nach Westen führten. Eine Dreiviertelstunde später war alles erledigt, und ich konnte mir das Blut und die Haare des Bären von den Händen waschen, beides klebte entsetzlich. Das Fell einschließlich der schwarzen Augen lag jetzt über ein paar Farnsträucher gebreitet, der Kadaver achtlos davor. Weder Geschlecht noch frühere Gestalt waren an diesem Haufen Fleisch noch zu erkennen, zumal sich nach kurzer Zeit Schwärme von Schmeißfliegen darauf niederließen. Deren Zahl wuchs so schnell, dass sie das Fleisch bald vollständig bedeckten, und ihr vereintes Gesumm war so laut, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hörte. Warum und vor allem wie machten Fliegen diesen Lärm? Kommt es ihnen selber nicht vor wie Geschrei? Dann, urplötzlich, wurde es totenstill, was mich aufblicken ließ. Erst dachte ich, die Fliegen seien fort, geflüchtet vor einem größeren Räuber, aber nein, sie waren alle noch da und falteten ihre Flügel auf und zu. Woher rührte dieses allgemeines Verstummen? Ich werde es nie erfahren. Als Charlie von seiner Suche zurückkehrte, hatten sie jedenfalls ihr irrsinniges Gesumm wieder aufgenommen. Auch was dann geschah, begriff ich nicht. Ein scharfer Pfiff von ihm, und die Fliegen erhoben sich von dem Leichnam des Bären wie ein einziger lebender Schleier. Dies erfreute ihn offenbar. »Mein Bruderherz hat ganze Arbeit geleistet«, beglückwünschte er mich. »Er ist wahrhaft Gottes kleiner Schlächter, Klinge und Gewissen des Allmächtigen.«

Nie zuvor in meinem Leben habe ich dermaßen viele Tierfelle und -köpfe und ausgestopfte Falken und Eulen an einem Ort gesehen wie in dem bestens ausgestatteten Herrenzimmer des Mister Mayfield. Dieses befand sich im einzigen Hotel des Städtchens Mayfield. Das Hotel hieß gleichfalls Mayfield, was mich nicht sonderlich überraschte. Der Namensgeber selbst saß hinter einem Schreibtisch und einer Nebelbank aus Zigarrenqualm. Da er nicht wusste, wer wir waren und in welcher Angelegenheit wir ihn belästigten, stand er nicht auf, um uns die Hand zu geben, und verzichtete auch sonst auf jeglichen Gruß. Die vier Trapper, die mir aus der Beschreibung des so

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