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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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hinzu.
    »Der eine hat einen roten Bart.«
    »Ja genau. Sie hatten wirklich viel Zeug – für zwei Maultiere! Ich schätze, die Tiere mussten doppelt so viel tragen wie mein Benny.« Er deutete auf das Maultier, das neben unseren Pferden Tub und Nimble stand und meiner Ansicht nach ebenfalls bedenklich überladen war.
    »Was denn für Zeug?«, fragte ich.
    »Pfannen, Zeltbahnen, Stricke, Holz, das Übliche eben. Nur etwas war komisch. Sie hatten vier große Fässer dabei, vier Fässer à fünfundzwanzig Gallonen, man muss sich das mal vorstellen. Der Rotbart sagte, es wäre Wein drin. Wollte mir aber nichts davon verkaufen, der alte Geizhals. Ich meine, es gibt niemanden, der einen guten Tropfen mehr schätzt als ich, aber solche Mengen mit in den Busch zu schleppen, zeugt von einer Gier, die einen ruinieren muss. Man kann nämlich auch das zäheste Maultier zu Tode schinden. Die beiden waren auf dem besten Weg, wenn Sie mich fragen.«
    »Und in welche Richtung sind sie geritten?«
    »Sie waren sehr interessiert an einem Biberdamm, den ich ihnen gegenüber erwähnt hatte. Dabei war es nur als Warnung gemeint. Gerade dorthin sollten sie nicht gehen. Aber sie wollten alles ganz genau wissen.«
    »Wo ist dieser Damm?«, fragte Charlie.
    »Hören Sie, Sie gucken ja schon genauso wie die anderen beiden. Ich kann immer nur wieder dasselbe sagen: Halten sie sich von diesem Abschnitt fern, er lohnt sich nicht. Sobald Sie nicht aufpassen, klauen Ihnen die Biber das letzte Stück Holz aus dem Lager. Übrigens auch das, was Sie am oder im Wasser aufbewahren. Wenn Sie da eine Erzwiege aufstellen, ist sie weg. Die Biester sind wirklich eine verdammte Plage. He, war der gut oder was? Haben Sie den Witz kapiert? Ver- damm -te Plage! Damm -te Plage!« Endlich packten ihn seine Zuckungen, und ich konnte meine Drecksbrühe ins Gras kippen. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn kaum war der Anfall vorüber, bemerkte er, dass meine Tasse leer war, und schenkte mir mit ermunternden Worten nach. So musste ich wohl oder übel davon trinken, doch ich presste die Lippen zusammen und tat nur so als ob.
    Charlie sagte: »Trotzdem würden wir unseren Freunden gerne einen Besuch abstatten.«
    »Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Vorher kommen Sie aber noch an einem anderen Lager vorbei, vier oder fünf Meilen von hier. Ich kann nur davor warnen, sich diesen Leuten zu nähern, es sind die reinsten Banditen. Aber danach haben Sie es bald geschafft. Zwei Meilen weiter sehen Sie schon den Damm. Er ist so groß, dass Sie ihn praktisch nicht verfehlen können.« Er ergriff seine Kanne, um auch sich nachzugießen, und mir fiel auf, dass er dabei schmerzvoll das Gesicht verzog. Ich fragte ihn, ob er verletzt sei, und er nickte. Er hatte mit dem Messer gegen einen Indianer kämpfen müssen. Den Kampf hatte er zwar gewonnen, doch der Indianer hatte ihn ebenfalls böse erwischt, sodass er stundenlang neben dem toten Indianer lag, ehe er die Kraft fand aufzustehen. Er hob sein Hemd hoch und zeigte uns die tiefen Schrammen unterhalb der Brust. Die Wunde war an den Rändern verheilt, doch ansonsten immer noch voller Schorf. Eine hässliche Verletzung, nach meiner Schätzung etwa drei Wochen alt. »Das hat gesessen«, sagte er. »Aber die Rothaut hat mehr abgekriegt, und darauf kommt es an.« Er erhob sich vom Lagerfeuer und ging zu seinem Maultier Benny und machte Kanne und Tasse wieder fest.
    »Wo ist denn Ihr Pferd?«, fragte Charlie.
    »Darum habe ich ja mit der Rothaut gekämpft, habe ich das nicht erwähnt? Er hat mir nachts, als ich schlief, meinen guten Kameraden Jesse geklaut. Als er mir in der nächsten Nacht auch noch mein Maultier Benny stehlen wollte, lag ich auf der Lauer. Nun ja, auf Schusters Rappen kommt man auch voran. Und wenn es der alte Benny schafft, dann schaff ich es wohl auch.« Er tippte an seinen Hut. »Danke für die freundliche Gesellschaft. Wenn ich in der Stadt bin, trinke ich auf Ihr Wohl.«
    »Möge alles gelingen, was Sie so geplant haben«, sagte ich, was er mit einem nachgerade wahnwitzigen Lächeln quittierte und rief »Heh!« Dann ging er, und sein Maultier Benny trottete hinterher. Als er außer Hörweite war, sagte Charlie: »Was war denn mit dem Kaffee los?« Ich reichte ihm meine Tasse, er probierte behutsam und spuckte aus. Mit ausdruckslosem Gesicht sagte er: »Aber das ist Erde!«
    »Ich weiß.«
    »Der Kerl tut Erde in die Kanne und trinkt das?«
    »Ich glaube nicht, dass er das

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