Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
Vom Netzwerk:
weinen.
    »Antworte mir!« Er holt tief Luft und spuckt ihr dann ins Gesicht.
    Die Angst raubt ihr den Verstand. »Ich … ich … ich weiß es nicht …«
    Ich fange sie auf, bevor sie zu Boden sinkt.
    Die Ohnmacht rettet sie, nichts aber kann Abdelaziz retten. Eine nach der anderen treten Zidanas gekaufte Zeugen vor, um ihre und Makarims Aussage zu bestätigen. Alle wollen gesehen haben, dass der Großwesir den Harem zu jeder Tages- und Nachtzeit betreten hat, insbesondere, wenn der Muezzin alle frommen Männer zum Gebet in die Moschee rief, und jedes Mal ging er geradewegs zum Zelt der Engländerin. Selbst die ma’alema bezeugt ärgerlich, dass sie ihn allein mit Alys angetroffen habe, nachdem er ihre Sklavin weggeschickt hatte. »Doch man darf ihr keinen Vorwurf machen, Herr. Sie hat den Großwesir nicht zu seinen Besuchen ermuntert und ihn nur deshalb toleriert, weil er Eure rechte Hand ist.«
    Ismail befiehlt mir, Abdelaziz zu holen. Er ist beherrscht, eiskalt. »Sag ihm nichts. Ich möchte nicht, dass er sich eine Reihe von hübschen Lügen ausdenken kann.«
    Es dauert eine Weile, bis ich den Großwesir aufgestöbert habe. Schließlich finde ich ihn im Hamam, wo Dampfschwaden um ihn herumwirbeln, sodass er aussieht wie Aladins djinn , der aus der Lampe steigt. Der Bademeister, der ihm gerade den Rücken einseift, wirft einen Blick auf mich und verlässt dann eilig den Raum. Der hajib blinzelt zu mir auf, als ich vor ihm stehe, und wischt sich den Schweiß aus den Augen. »So, so.« Er betrachtet mich mit einem seltsamen Ausdruck von Kopf bis Fuß. »Da bist du also wieder, zurück aus dem Krieg, und mehr oder weniger gesund. Zieh dich aus, Nus-Nus, und bück dich, sei ein braver Junge.«
    »Der Sultan wünscht Euch zu sehen.«
    Er verzieht den Mund und stößt einen tiefen Schnaufer aus. »Wie schade.« Ohne sich seiner Nacktheit zu schämen, wuchtet er sich hoch. »Was er von mir will, hat doch bestimmt einen Augenblick Zeit, oder?«
    »Zieht Euch an«, antworte ich knapp. »Ich warte draußen.«
    Er braucht eine Ewigkeit zum Abtrocknen und Anziehen. Als ich es nicht länger aushalte, stürme ich wieder hinein, und natürlich ist er weg. Der Bademeister liegt in einer Lache von hellrosa Blut in der abgekühlten Kammer. Der Dampf ist durch einen Schlitz in der Zeltwand entwichen, genau wie der Großwesir selbst.
    Ich rechne damit, dass Ismail mir den Kopf abschlagen wird, als ich ihm diese Nachricht bringe, doch er lächelt nur grausam. »Nur die Schuldigen laufen davon, noch bevor sie angeklagt werden.« Er schickt berittene Soldaten vom Lager in alle Himmelsrichtungen aus.
    Zwei Tage später bringen sie ihn zurück, übersät mit Prellungen und übel zugerichtet. »Er hat sich tapfer zur Wehr gesetzt.« Der Anführer der bukhari zeigt beinahe so etwas wie Bewunderung.
    Zwei Tage sind eine lange Zeit für Ismails Gedächtnis: Er könnte seinen Erlass und alles, was damit zusammenhängt, längst vergessen haben. Stattdessen sieht es so aus, als hätte seine Wut beständig zugenommen, vielleicht hat Zidana auch weiter Öl ins Feuer gegossen und ihn an die vielen und vielfältigen Verbrechen ihres Widersachers erinnert. Heute zeigt sie sich in einem befremdlich kämpferischen Aufzug, der den Stil eines Lobi-Kriegers mit … weiß der Himmel, was das sein soll. Sie trägt ein Leopardenfell auf dem Rücken, der Kopf des Tiers ruht auf dem ihren, und eins der Beine hat sie über die Schulter drapiert und vorn im Gürtel festgesteckt. Ein Schwert baumelt an der Hüfte, und in der Hand hat sie eine große, mit Federn geschmückte Lanze. Ihre dunkel geschminkten Augen wirken noch unmenschlicher als sonst. Offensichtlich waren ihre Späher den bukhari vorausgeeilt, um ihr die gute Nachricht zu übermitteln, und sie hat sich nur deshalb so seltsam zurechtgemacht, weil sie seinen Niedergang feiern will. Ohne auf das übliche Protokoll zu achten, rammt sie das Ende des Speers gefährlich dicht vor Abdelaziz in die Erde. Dieser bedeckt seinen Kopf mit beiden Händen und jammert: »Vergebt mir, vergebt mir, o größter aller Herrscher.«
    Einen Augenblick sieht Ismail ihn beinahe liebevoll an. Dann versetzt er ihm einen so heftigen Tritt in die Magengrube, dass sein ganzer Körper erzittert. »Du Lump! Du Scheusal! Du wagst es, deine schmutzigen Pfoten auf etwas zu legen, was mir gehört, und nur mir allein?«
    Abdelaziz stöhnt. »O Sonne und Mond von Marokko, gütiger und mildtätiger Herrscher, vergebt Eurem

Weitere Kostenlose Bücher