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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Panik vor ihrem dünnen Schatten denke. Frauen sind nie mit ihrem Aussehen zufrieden. Sind sie dick, wollen sie schlank sein, sind sie schlank, wollen sie dick sein. Ich werde sie nie verstehen.
    Als ich wieder in unsere Gemächer komme, ist der Rest der Gesandtschaft mit ben Hadou unterwegs, um eine weitere Kostprobe ihrer Reitkunst vorzuführen. Da offenbar auch jene, die nicht reiten, als Zuschauer mitgegangen sind, ist der Schlafsaal im Dachgeschoss leer. Ich nehme die Gelegenheit wahr und durchsuche den Raum gründlich, verlasse ihn aber eine Stunde später mit leeren Händen. Sie müssen das Geld irgendwo anders versteckt haben und auch die Edelsteine. Die Tasche haben sie sicher längst verschwinden lassen, wahrscheinlich verbrannt, samt Alys’ bestickter Schriftrolle. Mit Mühe überwinde ich meine Verzweiflung und konzentriere mich auf die praktische Seite des Lebens. In der Küche überrede ich eine Magd, mir etwas Brot und gekochtes Fleisch zu geben, und gehe dann zu meiner Kammer zurück. »Amadou, ich bin’s nur!«, rufe ich, falls mich jemand bespitzelt, und höre kurz darauf, wie der Stuhl von der Tür weggerückt wird. Momo und der Affe machen sich über das Essen her, als wüssten sie nicht, was Angst bedeutet, während ich mir den Kopf darüber zerbreche, was ich tun soll.
    Als es an der Tür klopft, springe ich erschrocken auf. Ich lege den Finger an die Lippen und hebe Momo hastig auf das Dach des Bettes, dann reiße ich die Tür auf und stehe vor Jacob. Er hat ein Tablett mit Unmengen von Früchten und Kuchen dabei, zweifellos aus den Gemächern der Herzogin erbeutet. Offenkundig mehr am Essen als am Besucher interessiert, drängelt Amadou sich an mir vorbei und steigt auf meine Schulter, um die Schätze besser in Augenschein nehmen zu können. Dann schnappt er sich blitzschnell einen Apfel und ein Stück glasierten Kuchen und springt unter lautem Schnattern mit einem Satz auf den Baldachin über dem Bett, um sich dort ungestört vollzufuttern, bevor ich ihm alles wieder wegnehme. Im nächsten Moment hört man ein lautes reißendes Geräusch, dann plumpsen Affe, Momo und die erbeuteten Schätze herunter. Goldmünzen rollen über den Boden. Momo wirft mir einen schuldbewussten Blick zu, doch als er mein Gesicht sieht, fängt er an zu kichern. Es muss das Gold sein, das Zidana mir mitgegeben hat. Rafik und Hamza werden enttäuscht sein.
    »Oh, Maleeo !« Ich zerre Jacob ins Zimmer und schließe die Tür, bevor uns jemand sieht, nehme ihm das Tablett ab und stelle es auf den Tisch. Dann gehe ich vor dem Jungen in die Hocke und blicke ihm in die Augen. »Jacob, liebst du deinen Onkel Ayew?«
    Er wendet seinen Blick von Momo und Amadou ab, die mitten in dem Durcheinander liegen, und nickt.
    »Dann darfst du kein Wort darüber verlieren, was du jetzt gesehen hast. Schwöre mir das bei Maleeo und Kolotyolo und den Geistern unserer Ahnen.«
    Seine Augen weiten sich. »Ich schwöre.« Er berührt die Stirn, dann das Herz.
    »Gut. Komm her, Momo, ich will dir meinen Cousin Jacob vorstellen.«
    Momo wischt sich feierlich die Kuchenkrümel vom Ärmel und streckt ihm die Hand entgegen. »Hallo.« Sie blicken sich fröhlich an und schließen sofort Freundschaft, wie Kinder es oft tun, während ich erleichtert die Goldmünzen einsammele. Es sind nicht alle, aber das ist vielleicht gut so, sonst würde Rafik sich wundern, warum ich so einen Aufruhr bloß wegen einer Ledertasche gemacht habe. »Gibt es noch mehr davon, Momo?«
    Er schüttelt heftig den Kopf. »Ich habe nur damit gespielt. Ich war der König und Amadou mein Sklave.«
    Wir säubern das Zimmer und richten den Baldachin, so gut es geht, wieder her, und während ich Jacob die Lage erkläre, leuchten seine Augen verschwörerisch. Wie sich herausstellt, ist er ein äußerst phantasievolles Kerlchen.
    Eine Stunde später bewundern wir unser Werk.
    »An deinen Augen können wir nichts ändern«, sagt Jacob kritisch, »und dein Haar ist viel zu fein, trotz der neuen Farbe.«
    Ich finde ein Stück Stoff und zeige Momo, wie man einen Turban daraus wickelt. Nach dem dritten Versuch hat er den Dreh raus. Nicht mal vier Jahre alt, denke ich verwundert. Ich selbst brauchte Monate dazu, und damals war ich neunzehn …
    Momo ist begeistert von dem Spiel. Er bewundert sich im Spiegel, nimmt die eine oder andere Pose ein, vergleicht seine schwarze Haut zuerst mit meiner, dann mit Jacobs und ist zufrieden.
    »Aber du darfst nicht baden!«, ermahne ich ihn. »Sonst

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