Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)
geht die braune Farbe ab.«
Er lacht fröhlich. »Ich hasse Baden!«
»Und schau lieber zu Boden als den Menschen ins Gesicht, ein schwarzer Lakai mit blauen Augen fällt auf.«
»Am besten sagst du gar nichts«, fügt Jacob hinzu. »Dein Englisch ist viel zu gut.«
Momo wirft einen sehnsüchtigen Blick auf Amadou, der die Krümel aus den Ecken fischt, in die ich sie gerade eben noch gefegt habe. »Darf ich ihn wirklich nicht mitnehmen?«
Ich schüttele den Kopf. »Tut mir leid. Mittlerweile kennt ihn hier jeder, und man darf dich nicht mit mir in Verbindung bringen. Sie wird hoffentlich nicht lange dauern, deine Verkleidung.«
Einen Augenblick zittern seine Lippen, dann strafft er die Schultern. »Ein gutes Spiel«, sagt er, als wollte er sich selbst überzeugen. »Ich stelle mich einfach stumm, wie der alte Ibrahim.«
»Möchtest du, dass ich dir die Zunge abschneide, dann fällt es dir leichter«, erwidere ich ernst und tue so, als würde ich danach schnappen, als er sie mir herausstreckt.
Er kreischt vor gespielter Angst, und nach einigem Hin und Her ist er wieder ein bisschen fröhlicher.
Jacob hat ein eigenes Zimmer in den Gemächern der Herzogin von Portsmouth, die zum Schloss gehören und mehr als zwanzig Räume umfassen. »Hier ist Momo sicher. Ich werde Madame sagen, er sei mein Cousin, der im Schloss arbeitet. Sie wird nicht viele Fragen stellen. Mit zwei schwarzen Knaben an ihrer Seite wird ihre blasse Haut umso stärker leuchten. Ständig sucht sie etwas, um ihre Rivalinnen, mit denen sie um die Gunst des Königs buhlt, auszustechen.«
Es ist nicht die beste Lösung, doch vorerst muss sie reichen. Momo verabschiedet sich mannhaft von mir. Ich drücke ihn fest an mich, ermahne ihn, sich zu benehmen, und dann muss ich schnell weg, bevor er sieht, wie mir die Tränen in die Augen schießen.
Als ich allein zurückkehre, beschimpft mich Amadou wütend, weil ich ihm seinen Spielkameraden weggenommen habe.
Am späten Nachmittag kehren ben Hadou und die Mitglieder der Gesandtschaft gut gelaunt zurück. Die Fantasia war ein voller Erfolg; der König hat ihre Reitkünste in höchsten Tönen gelobt. »Er fragte nach dir, ›dem Burschen mit der zerrissenen Hose‹, und ich habe ihm erzählt, du fühltest dich unwohl«, erklärt al-Attar fröhlich. »Ich fürchte, du darfst heute Abend nicht an dem Festmahl teilnehmen.«
Ich kann nicht behaupten, dass ich enttäuscht bin. Die heutige Trickserei war ermüdend, obendrein habe ich letzte Nacht kaum geschlafen. Im Korridor treffe ich einen Palastdiener und frage, ob er mir das Essen aufs Zimmer bringen lassen kann. Er mustert mich von oben bis unten und erklärt dann: »In diesem Land werden Sklaven nicht von ehrlichen Männern bedient.« Und als er davonstolziert, murmelt er: »Verdammter Neger.«
Im gleichen Moment kommt eine einfache Magd vorbei, deren goldene Locken aus der Haube lugen, und sagt: »Thomas ist immer so. Achtet bitte nicht auf seine schlechten Umgangsformen. Ich hole Euch etwas zu essen, wenn Ihr möchtet.« Sie geht los und dreht sich dann um. »Aber Ihr müsst mir sagen, was Leute wie Ihr essen. Ich weiß nicht, welche Art von …«
»Ihr meint Schwarze?«
Sie errötet. »Nein, Sir, Muselmanen.«
Jetzt bin ich beschämt.
»Unten wird gerade ein Schwein geröstet, aber ich weiß nicht, ob Ihr davon essen wollt.«
Ich erfahre, dass sie Kate heißt, dann entschuldige ich mich für meine Unhöflichkeit und nehme das Angebot von gebratenem Hähnchen, Brot und einem Stück herzhaftem Käse an.
»Und kein Bier?«
Ich grinse. »Doch, Kate, Bier wäre schön.«
Sie hält Wort, kurz darauf klopft es an der Tür, und sie steht mit einem lackierten Tablett voller Essen und einem großen Tonkrug vor mir. Ich bedanke mich für ihre Großzügigkeit, woraufhin sie anmutig errötet. »Ein so großer Mann wie Ihr, sicher habt Ihr einen Bärenhunger.« Sie hält meinem Blick einen Augenblick zu lange stand und errötet noch mehr. Ich bin nicht so dumm, dass ich nicht verstehe, was sie meint, doch uns beiden zuliebe tue ich so, nehme ihr das Tablett ab und entlasse sie.
Entgegen meiner Erwartung verläuft das Abendessen alles andere als ruhig, weil Amadou außer sich ist. Ständig stiehlt er Essen, wirft es auf den Boden und bettelt um mehr, bis ich so weit bin, dass ich ihm den Hals umdrehen könnte, und gerade, als ich es tun will, klopft es erneut an der Tür. Ich verstecke den Bierkrug, stelle den Rest des Essens auf das Tablett, suche eine
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