Die Sklavin mit den Mandelaugen
saß
der junge Mann noch immer auf der Sessellehne. Sein Gesicht war gerötet vor
Zorn und Ärger, und in seinen Augen mischten sich Scham und Verlegenheit. Ein
rosiger Schimmer lag auf Beatrices runden Wangen, und sie atmete ein wenig
schneller als normal.
»Ihr seid schon zurück ?« Mit einer automatischen Bewegung betastete sie wieder ihr
silberblaues Haar. »Hat Danny auch alles gesehen ?«
»Selbstverständlich«, versetzte
Tino mit leichter Ungeduld. »So lange dauert das auch wieder nicht .«
Beatrice strich sorgfältig den
Saum ihres Kleides glatt und zog ihn über ihre schwammigen Knie. Dann lehnte
sie sich bequem in ihrem Sessel zurück und sah mich an. Doch sogar jetzt noch
tätschelten ihre fetten Hände unaufhörlich den Arm Michaels.
»Und jetzt marschieren Sie
zurück zu Frankie Lomax, Danny, und erstatten ihm genauestens Bericht«,
erklärte sie schließlich. »Wenn er jemals mit dem Gedanken gespielt hat,
gewaltsam in mein Haus einzudringen, dann raten Sie ihm, diese Schnapsidee
aufzugeben .«
»Klar«, stimmte ich nickend zu.
»Am besten liefern Sie ihm eine
Aufzählung aller Details«, fuhr sie fort. »Zunächst ist da die Mauer — die
Drähte sind übrigens mit ein paar tausend Volt geladen. Dann folgen Tino und
Micky und noch einige andere Männer, die bereit sind, mich zu beschützen. Und
außerdem dürfen wir natürlich keinesfalls die Hunde vergessen .«
»Der Anblick der Hunde ist
unvergeßlich«, versicherte ich eifrig.
»Das freut mich .« Sie lächelte warm. »Dann sagen Sie Frankie nur Bescheid.
Fünfzig-fünfzig oder nichts.«
»Okay.« Ich verlieh meiner
Stimme einen unterwürfigen Klang. »Kann ich jetzt gehen ?«
»Warum nicht?« Sie kicherte.
»Sag Danny auf Wiedersehen, Micky .«
»Mach’s gut«, rief der Junge
höhnisch. »Und merk dir eines: Nächstes Mal geht’s dir dreckig .«
»Wenn du weiterhin brav
Cocktails mixt, Bübchen, und dir Mühe gibst, deinen Mund nicht so weit
aufzureißen, dann hast du eine gute Chance — na ja, vielleicht sogar
fünfundzwanzig Jahre alt zu werden«, verkündete ich.
»Genug«, rief Beatrice. »Tino,
bringe Danny hinaus .«
»Ja.« Er blickte mich an und
nickte zur Tür hin. »Sie haben gehört, was sie gesagt hat .«
»Sie haben etwas vergessen,
Tino«, erinnerte ich ihn.
»Was?«
»Mein Schießeisen.«
»Ach ja.«
Er nahm meinen Revolver von der Bartheke , entnahm ihm alle Patronen und warf ihn dann
zu mir hinüber.
Ich steckte den entladenen
Revolver wieder in das Schulterhalfter und ging zur Tür.
»Eines noch, Danny«, unterbrach
Beatrice leichthin. »Bestellen Sie Frankie, daß es mir nicht eilt. Ich kann es
mir leisten, zu warten, bis ich das bekomme, was ich haben will, denn ich stehe
nicht unter Druck. Er kann es sich nicht leisten .«
»Ich werd’s ihm ausrichten«, stimmte ich müde zu.
Tino brachte mich hinaus zum
Wagen und ließ mich nicht aus den Augen, während ich mich hinter das Steuer
setzte. Als ich den Motor angelassen hatte, steckte er seinen Revolver ein.
»Ich mach’ das Tor auf«,
erklärte er. »Sie können gleich durchfahren. Wenn man bedenkt, was Sie Frankie
Lomax für traurige Nachrichten überbringen müssen, dann sehen Sie eigentlich
noch recht zuversichtlich aus .«
»Wie Sie gesagt haben«, meinte
ich. »Manchmal schlau, manchmal nicht — aber immer ein Amateur.«
»Ja.« Er trat an den Wagen
heran und beugte sich zum offenen Fenster herunter. »Wenn ich Sie so ansehe,
Boyd, habe ich ein ganz bestimmtes Gefühl .« Er
lächelte beinahe. »Sie und ich« — er streckte zwei Finger und preßte sie eng
aneinander —, »ungefähr so, was?«
»Möglich«, sagte ich.
»Klar, zwei alte Hasen, die ihr
Handwerk verstehen. Sie sind ein gerissener Bursche, Boyd .«
»Danke«, erwiderte ich
unterwürfig.
»Zu gerissen, um noch länger
für Frankie Lomax die Kastanien aus dem Feuer zu holen«, brummte er. »Ich hab’
so eine Ahnung, daß Sie ein guter Rechner sind, besonders wenn’s um Prozente
geht. Deshalb sollten Sie über alles Bescheid wissen .«
»Richtig.«
»Dann kommen Sie niemals
hierher zurück«, sagte er langsam.
»Warum nicht?«
»Ich kann es nicht erklären. Es
ist ein Gefühl, eine dunkle Ahnung«, flüsterte er. »Wenn Sie hierher
zurückkommen, Boyd, dann muß ich Sie umlegen .«
Ich starrte in sein unbewegtes
Gesicht. Selbst jetzt, da seine Augen aus unmittelbarer Nähe auf mich gerichtet
waren, konnte ich darin nichts entdecken als ein verzerrtes Spiegelbild
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