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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gleicher Münze
heimzahlen. Und wer zuletzt lacht, lacht am besten .«
    »Klingt ganz vernünftig«,
stimmte ich zu. »Ich kann verstehen, daß der Junge darauf erpicht ist, endlich
zu den Männern gezählt zu werden. Dann braucht er doch wenigstens bei der Dame
des Hauses nicht mehr den schmachtenden Liebhaber zu spielen .«
    »Er ist unbrauchbar«, erklärte
Tino ernst. »Er geht mir entsetzlich auf die Nerven. Sie und ich, Boyd, wir
gehören zu den Professionellen, wir haben’s im Blut .«
    »Wie kommen Sie darauf ?« fragte ich neugierig.
    »Na, hören Sie !« meinte er spöttisch. »Ein Amateur packt bestimmt keinen
Magnum ein für den Fall, daß es hart auf hart geht. Der hätte Todesangst, daß
er sich mit dem Ding selbst ein Loch in den Körper schießen könnte .«
    »Hm, wahrscheinlich haben Sie
recht«, stimmte ich voller Bescheidenheit zu.
    »Natürlich hab’ ich recht«,
erwiderte er. »Lomax hat Ihnen Anweisung gegeben, Beatrice einen Schrecken
einzujagen, und zwar einen ganz gehörigen, indem Sie vorgeben, ein völliger
Außenseiter zu sein und Lomax nicht zu kennen. Stimmt’s? Aber als Beatrice
Ihnen ins Gesicht lacht, was haben Sie da getan? Nichts! Sie sind nicht wütend
geworden, Sie haben sich nicht zu Unüberlegtheiten hinreißen lassen, bloß weil
Sie beweisen wollten, was für ein toller Hecht Sie sind. Und warum? Weil Sie
kein Amateur sind, sondern ein Fachmann, der sein Handwerk versteht. Aber der
Junge im Haus!« In seiner Stimme schwang ohnmächtiger Zorn. Das Problem schien
ihm schwer zuzusetzen. »Er wollte gleich kurzen Prozeß mit Ihnen machen und Sie
Lomax als Leiche zurückschicken. Und welchen Preis bekommen wir dafür? Aber
Michael fällt es ja gar nicht ein, sich erst mal die finanzielle Seite zu
überlegen .«
    »Warum lassen Sie ihn nicht
verschwinden, Tino ?« fragte ich vertraulich.
    »Sie haben doch im Haus genug
gesehen, um selbst die Antwort darauf zu wissen«, knurrte er. »Ich muß warten
bis — ach, zum Teufel !« Er wies plötzlich auf den
Boden. »Was ist das, Boyd ?«
    »Der Boden«, erwiderte ich
nervös.
    »Woraus ist er gemacht ?«
    »Beton .«
    »Schauen Sie ihn sich genau
an«, forderte er mich auf. »Unter dem Betonboden bewahrt Beatrice ihre fünfzig
Prozent an dem Handel auf. Und wie meinen Sie, daß man an das Versteck
herankommen kann ?«
    Ich blickte auf den Boden
nieder. Mir schien er aus einem einzigen, riesigen Stück Beton zu bestehen.
    »Höchstens mit Sprengstoff«,
erklärte ich.
    »Sie haben ganz recht«, stellte
er vergnügt fest. »So, jetzt haben Sie alles gesehen. Gehen wir zurück .«
    Auf dem Rückweg zur Terrasse
begegneten wir Matthew Corlis. Er zuckte nervös zusammen und hüpfte zur Seite.
Seine Augen flackerten unstet. Er tat, als habe er uns nicht gesehen.
    »Tino hat mir Ihre Hunde
gezeigt, Mr. Corlis«, erklärte ich mit einem höflichen Lächeln.
    »Ja?« Plötzliches Interesse
regte sich in seinen Augen. »Was - äh — halten Sie von ihnen, Boyd ?«
    »Sie sind höchst
eindrucksvoll«, stellte ich fest, in dem Bewußtsein, mir damit das understatement des Jahres geleistet zu haben.
    »Die Zucht benötigte viel Zeit
und Geduld«, flüsterte er glücklich. »Aber ich glaube, daß das Ergebnis den
Aufwand rechtfertigt .«
    »Da bin ich ganz Ihrer
Meinung«, bestätigte ich. »Sie sind - äh — einzigartig .«
    »Wie meine Frau.« Er preßte mit
einer plötzlichen Bewegung die Hand vor den Mund, und mir wurde klar, daß das
eine ironische Bemerkung sein sollte. »Was halten Sie von meiner Frau, Mr. Boyd ?«
    »Widerlich«, antwortete ich,
ohne weiter nachzudenken.
    Der Revolverlauf drückte sich
schmerzhaft in meine linke Niere.
    »Sparen Sie sich Ihre
Kommentare, Boyd«, sagte Tino gereizt.
    Allmählich dämmerte mir, daß
der warme Blick, mit dem Corlis mich musterte, nicht Verblüffung und
Gekränktheit ausdrücken sollte, sondern dankbare Bewunderung.
    »Mr. Boyd«, krächzte er. »Ich
wünschte, ich hätte das gesagt .«
    Ich schritt an ihm vorbei zum
Haus, bevor Tino der Geduldsfaden riß. Als wir durch die Diele zum Wohnzimmer
zurückgingen, drang leises, gurrendes Gelächter durch die offene Tür an unsere
Ohren.
    »Du dummer Junge«, schnurrte
Beatrice zärtlich. »Ich neck' dich doch nur, und was sich liebt, das neckt
sich. Macht es dir denn keinen Spaß ?«
    »Moment mal«, zischte Tino.
    Ich blieb gehorsam stehen.
    »Okay, Boyd, rein ins
Wohnzimmer«, rief er lauter, als nötig gewesen wäre.
    Als wir den Raum betraten,

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