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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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denken: ich verspüre nicht den geringsten Schmerz, selbst wenn ich Ihnen
den Arm auskugeln müßte .«
    »Nicht«, wimmerte sie. »Bitte,
nicht.«
    »Sie brauchen nur einige Fragen
zu beantworten«, brummte ich. »Also fangen wir noch einmal von vom an. Wer ist
>Der Boß< ?«
    »Big Max«, beantwortete eine
metallische Stimme von der Tür her meine Frage. »Big Max Morel ,
Boyd.«
    »Danke, Julie«, sagte ich
förmlich.
    »Und jetzt lassen Sie das
Mädchen los, bevor ich die Geduld verliere .«
    Julie Kern trat in die Mitte
des Zimmers. In seiner Hand lag ein Revolver.
    Ich ließ Selinas Handgelenk
los, und sie stand wieder auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht massierte sie
ostentativ ihren Arm, um zu zeigen, wie grob ich mit ihr umgegangen war.
    »Alles in Ordnung, Selina ?« fragte Kern.
    »Er hat mir weh getan, Julie .« Einen Augenblick flackerte Schadenfreude in den großen
Augen, die mich ansahen. Dann wandte sie sich Kern zu. »Er hat mir scheußlich
weh getan, Julie«, schluchzte sie jämmerlich wie ein kleines Mädchen. »Ich
glaube — ich glaube, irgend etwas ist gebrochen .«
    Sein Gesicht rötete sich, so
daß die lange Narbe, die sich von seinem Mundwinkel herabzog, wie ein feiner,
messerscharfer weißer Strich schien.
    »Mach dir nichts draus«,
flüsterte er. »Ich werde es ihm heimzahlen. Das verspreche ich dir .«
    »Aber richtig, Julie — für
mich«, sagte sie eifrig.
    »Ja.« Kern blickte Osman Bey
drohend an. »Hören Sie zu, Sie fetter alter Scheich. Selina bleibt hier. Ich
gehe jetzt einen Augenblick weg. Aber ich komme wieder. Wenn Sie Selina während
meiner Anwesenheit auch nur anzusehen wagen, dann...«
    »Nein, bitte«, kreischte Osman
Bey. »Ich schwöre beim Koran, daß ich ihr kein Haar krümmen werde. Bestimmt
nicht. Ich gebe Ihnen mein Wort .«
    »Ich komme wieder«, wiederholte
Julie. »Okay, Boyd. Geben Sie mir Ihren Revolver — aber ganz langsam .«
    »Gern«, sagte ich. »Aber er ist
ungeladen .«
    »Das glaube ich erst, wenn ich
ihn mir angesehen habe«, knurrte er. »Lassen Sie ihn zu Boden fallen und stoßen
Sie ihn zu Selina hinüber .«
    Ich gehorchte. Als die Waffe
über den Teppich rutschte, beugte sich Selina hastig hinunter und hob sie auf.
    »Vorsicht, mein Schatz«, rief
ich mit besorgter Stimme. »Das war doch Ihr verletztes Handgelenk. Wissen Sie
das nicht mehr? Sie meinten doch, es könnte etwas gebrochen sein .«
    Ihre Wangen brannten, und in
ihren Augen spiegelte sich Wut.
    »Sie...« Sie atmete tief. »Am
liebsten möchte ich Sie...«
    »Ein andermal, mein Kind«, fuhr
Julie Kern dazwischen. »Kommen Sie, Boyd, wir gehen .«
    Während wir vor dem Aufzug
standen und warteten, überlegte ich mir krampfhaft, weshalb mir alles, was sich
nach Julie Kerns Auftauchen abgespielt hatte, so unheimlich bekannt vorkam, als
hätte ich es schon einmal erlebt. Und dann wußte ich plötzlich die Antwort.
Wieder einmal hatte man mich brutal auf die Bühne gestoßen, um meine
Glanznummer genießen zu können — die Szene, bei der ich ziellos durch den Raum
wanderte, während ein anderer mir seinen Revolver in den Rücken drückte.
     
     
     

8
     
    Julie Kerns Wagen stand an der
Straßenecke. Der Fahrer hob den Kopf, als wir einstiegen. Julie Kern flüsterte
ihm mit leiser Stimme einige Worte zu, die ich nicht verstehen konnte, und
drückte mich dann in den Rücksitz. Er ließ sich neben mir nieder und schlug die
Tür zu. Ganz gemütlich setzte sich das Fahrzeug in Gang und reihte sich in den
Verkehr ein. Es wäre alles wunderschön gewesen, wenn ich mich jetzt bequem
hätte zurücklehnen und von den Strapazen des Tages hätte erholen können.
    »Julie«, begann ich, krampfhaft
bemüht, meiner Stimme einen freundschaftlichen Ton zu verleihen. »Ich nehme an,
Sie haben etwas Bestimmtes mit mir vor .«
    »Richtig, Boyd.«
    »Dürfte ich mich in aller
Bescheidenheit erkundigen, was? Oder handelt es sich um ein Staatsgeheimnis ?«
    »Ich würde meine Pläne sehr
gern mit Ihnen erörtern, Boyd«, erklärte er mit samtweicher Stimme. »Warum
fangen wir nicht beim Grundproblem an? Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan —
in diesem Fall Sie —, der Mohr kann gehen. Mit anderen Worten, ich brauche Sie
nicht mehr. Ehrlich gesagt, könnte Ihr Vorhandensein sogar lästig werden. Es
gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen .«
    »Ich weiß, daß mir keine
besonders zusagen wird«, erklärte ich unumwunden. »Aber sagen können Sie’s mir
ja trotzdem .«
    »Ja, es ist

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