Die Sklavin mit den Mandelaugen
wirklich ein
Problem«, wiederholte Kern ungerührt. »Seien wir doch mal ehrlich, Boyd. Wer
möchte schon einen nichtsnutzigen Privatdetektiv unter seine Fittiche nehmen,
selbst wenn er ihn geschenkt bekommt ?«
»Ich habe ein kleines schwarzes
Buch in meiner Wohnung«, begann ich hoffnungsvoll. »Warum fahren wir nicht hin
und rufen die Mädchen in alphabetischer Reihenfolge an? Ich bin überzeugt, daß
mich jede von ihnen mit Handkuß nehmen würde — zumindest übers Wochenende...«
»Immer mit der Ruhe«, riet er.
»Ich habe das ganze Problem bereits gelöst. Mir sind nämlich die Namen von zwei
Leuten eingefallen, denen Sie als Geschenk in der Tat höchst willkommen sein
werden. Können Sie mir folgen, Boyd ?«
»Ich hab’ das üble Gefühl, daß
ich Ihnen weit voraus bin«, versetzte ich mit grimmigem Spott. »Aber ich will
Ihnen die Pointe nicht wegschnappen .«
»Frankie Lomax und Leila
Zenta«, erklärte er vergnügt. »Wenn ich daran denke, wie Sie den armen Burschen gestern abend mißhandelt haben und was Sie seiner exotischen Freundin angetan haben —oh, là là ! Die beiden sind ganz
verrückt nach Ihnen. Sie sollten mal sehen, wie sie reagieren, wenn man nur
Ihren Namen in den Mund nimmt .«
Langsam und bedächtig holte ich
mir eine Packung Zigaretten aus der Tasche und steckte mir eine zwischen die
Lippen. Julie Kern riß ein Streichholz an, und im Schein der kleinen Flamme
glaubte ich einen Augenblick lang ein Lächeln auf seinem Gesicht erkennen zu
können.
»Wie gefällt Ihnen der Gedanke,
Boyd ?« bohrte er. »Wir sind jetzt auf dem Weg zum Ottoman
Club .«
»Julie«, fragte ich, ohne auf
ihn einzugehen. »Wer war die Leiche, die wir im Keller fanden ?«
»Leiche? Was für eine Leiche?«
»Sie wissen ganz genau, von
welcher Leiche ich spreche«, knurrte ich. »Und ich möchte wetten, daß Sie
ebenso gut wissen wie ich, daß die Kellertür aus Stahl ist und ein Kombinationsschloß besitzt .«
»Na und?«
»Leila erzählte mir auf dem Weg
in den Keller, daß Frankie der Ansicht ist, dieses Kombinationsschloß sei höchst geeignet, solche Gegenstände, die er im Keller aufbewahre, vor dem Zugriff
Fremder zu schützen. Nur drei oder vier Leute kennen angeblich die Kombination.
Wenn also jemals etwas gestohlen werden sollte, dürfte es Lomax nicht
schwerfallen, festzustellen, wer der Dieb war .«
»Sie reden zwar wie ein Buch,
aber sehr interessant sind Ihre Neuigkeiten nicht«, spöttelte er.
»Ich möchte ganz sicher sein,
daß Ihnen alles klar ist, Julie«, bemerkte ich wahrheitsgetreu. »Wer immer den
Toten, den wir im Keller fanden, auf dem Gewissen hat, mußte auch die
Kombination für die Panzertür kennen. Leila behauptet, das seien nur drei oder
vier Menschen, und ich würde annehmen, daß es lauter Leute sind, die für Lomax
arbeiten. Damit ist doch wohl die logische Folgerung zugelassen, daß der Mann
auf Befehl von Frankie Lomax um die Ecke gebracht wurde .«
»Und wenn schon«, meinte er
uninteressiert. »Was spielt das für Sie für eine Rolle ?«
»Ich habe den Toten gesehen«,
fuhr ich fort, ohne mich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Und auch wenn sie
sich seiner inzwischen entledigt haben, bin ich ein Zeuge, der unter Eid
aussagen kann, daß er die Leiche im Keller gesehen hat. Meinen Sie vielleicht,
daß Frankie einen lästigen Mitwisser wie mich ungeschoren lassen wird, wenn Sie
ihm die Gelegenheit geben, mich in die ewigen Jagdgründe zu schicken ?«
»Na ja, dann legt Lomax eben
einen Privatdetektiv um, der zuviel geschnüffelt hat«, höhnte er. »Ich stifte
einen Kranz .«
»Sie vielleicht nicht«, meinte
ich. »Aber es gibt verschiedene Leute, die mir nachweinen werden. Meine
Sekretärin, beispielsweise, Kollegen, Bekannte. Und sie alle werden sich nach
einer Weile dieselbe Frage stellen: Was hat Danny getan, als er so unerwartet
aus dem Leben scheiden mußte? Und das Komische an der Sache ist, daß sie alle
auf dieselbe Antwort kommen werden: er arbeitete für einen Mann namens Osman
Bey, der ihn engagierte, weil die Tochter seines Geschäftspartners entführt worden
war, und so weiter und so weiter. Wäre Ihnen das angenehm, Julie ?«
»Ach, halten Sie den Mund«,
fuhr er mich an. »Ich muß nachdenken .«
»Big Max Morel «,
sagte ich in entschuldigendem Ton. »Meinen Sie, daß es ihm angenehm wäre ?«
Er beugte sich vor und sprach
mit dem Fahrer.
»Vergessen Sie den Ottoman
Club. Fahren Sie einfach drauflos .«
»Big Max Morel «,
wiederholte
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