Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
haben .«
    Zehn Minuten später hielt der
Wagen vor dem Häuserblock, ioo in dem ich wohnte. Ich
blickte ihm nach, als er wieder anfuhr, und verlor ihn dann im Gewühl des
Verkehrs aus den Augen. Doch selbst dann noch wagte ich nicht daran zu glauben,
daß ich tatsächlich auf dem Bürgersteig vor meinem Haus stand. Ich traute dem
Frieden nicht und wartete beinahe darauf, daß wieder irgend
jemand auftauchen würde, um mich in meine Starrolle als zielloser
Wanderer vor einem Revolver lauf zu drängen.
    Sobald ich die Tür meiner
Wohnung hinter mir geschlossen hatte, mixte ich mir einen Spezial-Boyd-Bourbon.
Die ganze Kunst besteht darin, ein Whiskyglas bis an den Rand mit Bourbon zu
füllen und dann genug Geschick zu beweisen, um einige Eiswürfel in den Whisky
zu geben, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Diesmal allerdings
empfand ich ein so dringendes Bedürfnis nach Alkohol, daß ich die Eiswürfel
kurzerhand wegließ.
    Als ich mein Glas fast geleert
hatte, klingelte es draußen. Vor der Tür stand Joe, zumindest nahm ich an, daß
er es sein mußte, denn ich hatte ja im Wagen sein Gesicht nicht zu sehen bekommen.
    »Mr. Kern läßt Ihnen das hier
geben .«
    Er reichte mir ein braunes
Päckchen.
    »Danke«, sagte ich.
    »Und er läßt Ihnen ausrichten,
falls Sie Ihre Meinung über das andere Päckchen geändert haben sollten, dann
würde es nicht die geringsten Umstände machen, es wohlverpackt in schwarzen
Satin zu Ihnen zu schicken .«
    »Danke, aber ich habe meine
Meinung nicht geändert«, erklärte ich.
    »Wie Sie wollen, Mr. Boyd .«
    Ich schloß die Tür hinter ihm
und ging mit meinem braunen Päckchen ins Wohnzimmer. Es war mein Revolver, und
ich war froh, daß ich ihn wiederhatte. Nur mit Mühe drängte ich die lästige
Erinnerung zurück, daß ich an diesem Tag zweimal gezwungen gewesen war, in
aller Höflichkeit um Herausgabe meines Magnum zu bitten. Mir fiel ein, daß in
der Frisierkommode noch eine Schachtel Patronen liegen mußte, und ich beschloß,
den Revolver lieber gleich zu laden, falls in dieser Nacht noch unangenehme
Überraschungen auf mich warten sollten. Ich ging ins Schlafzimmer.
    Ich wurde um eine Erfahrung
reicher. Seit dem Augenblick nämlich, in dem ich an jenem Abend mein
Schlafzimmer betrat, kann ich mir lebhaft vorstellen, was der Prinz empfunden
haben muß, als er das schlafende Dornröschen fand. Der Schock kam so
unerwartet, daß ich einen Stich unter dem Herzen spürte. Einen Augenblick
übermannte mich entsetzliche Angst, daß ich einen Herzinfarkt erlitten haben
könnte. Doch nach einigen Augenblicken verebbte der Schmerz, und mir wurde
klar, daß mit meinen Kranzgefäßen noch alles in Ordnung war.
    Dornröschen lag noch immer auf
meinem Bett und schlummerte friedlich. Der wunderschön geschlungene Knoten war
leicht zerzaust, und an dem zarten Hals ringelten sich einige blonde Strähnen.
Auf der einen Seite war der enge Rock etwas hochgerutscht und enthüllte einen
wohlgeformten, festen Schenkel.
    Ich trat zum Bett und
schüttelte sie kräftig an der Schulter. Sie lächelte träumerisch, ohne die
Augen zu öffnen. Ich versuchte mein Glück noch einmal und schüttelte sie
heftiger.
    »Oh, natürlich«, murmelte sie
schlaftrunken. »Er ist garantiert der größte Casanova auf dieser Seite des Hudson . Aber dieses verrückte Profil!«
    Ihr Lachen klang so spöttisch,
daß ich mir vorkam, als sei ich bei einer Schönheitskonkurrenz ausgebootet
worden.
    »Hm«, seufzte sie, und dieses
Seufzen allein sprach Bände. »Es ist das Tollste, was ich je gesehen habe.
Irgendwie urkomisch, wissen Sie? Von seinem Haaransatz aus geht es erst runter
und dann raus, dann wieder rauf und raus von seinem Kinn aus, und an seiner
Nasenspitze läuft dieses hügelige Gelände dann keilförmig zu. Ach, was heißt da
überhaupt Nasenspitze! Seine Nase ist ein Knollenblättergewächs .« Sie verschluckte sich fast an ihrem boshaften Gelächter.
    »Wachen Sie auf, Sie
kurzsichtiges kleines Biest«, brüllte ich wild und schüttelte sie mit aller
Kraft.
    » Hmmm !« Sie gähnte laut und ungeniert. Aber das war der einzige
Erfolg meiner verzweifelten Bemühungen.
    »Sein Kinn? Kommt darauf an,
von welchem Sie sprechen? Nein, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich über
seinen Mund lieber keinen Kommentar geben, aber ich gebe Ihnen ein Wort als Tip : wulstig .«
    Ich betrachtete sie
angestrengt, während ich sie wieder hin und her schüttelte, und stellte fest,
daß ihr rechtes Augenlid kaum

Weitere Kostenlose Bücher