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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich nachdenklich. »Er ist wohl einer der größten Fische, was ?«
    »Größere gibt es nicht«,
erklärte Julie Kern.
    »Er wurde vor drei Jahren
ausgewiesen .«
    »So ungefähr.«
    »Und jetzt leitet er die
Organisation per Fernsteuerung — von Europa aus? Über Sie?«
    »Als Max sich empfahl, teilte
das Syndikat die Organisation auf. Alles natürlich im gegenseitigen Einverständnis«,
berichtete Julie. »Max erhielt zwei große Geschäftsanteile. Einen in Italien
und einen in Südfrankreich. Er betreibt auch hier an der Ostküste einige
mittlere Organisationen, für die ich verantwortlich bin. Das ist alles .«
    »Sie sind dafür verantwortlich ?« Meine Stimme klang tief beeindruckt. »Big Max muß großes
Vertrauen zu Ihnen haben, Julie .«
    »Natürlich. Wir haben ja zehn
Jahre lang zusammen gearbeitet, bevor er ging .«
    »Na wenn Ihr gegenseitiges
Verhältnis auf solchen Grundlagen basiert, dann spielt es doch keine so
überwältigende Rolle, wenn Ihnen ein paar Diamanten im Wert von lächerlichen
zweihunderttausend durch die Lappen gehen, was ?«
    Ich spürte, wie sich sein
Körper neben mir spannte, und hielt einen Augenblick den Atem an.
    »Treiben Sie’s nicht zu weit,
Boyd«, flüsterte er warnend. »Sonst muß ich Ihnen den Mund stopfen .«
    »Sie haben mich mißverstanden,
Julie«, sagte ich ernst. »Ich will auf etwas Bestimmtes hinaus .«
    »Das können Sie sich sparen .«
    »Hören Sie mir doch mal zu«,
bat ich in respektvollem Ton. »Sie wollen die Diamanten wiederhaben. Mein
Klient, dieser fette kleine Molch, Osman Bey, will die Diamanten und das
Mädchen. Lomax ist ebenfalls hinter den Diamanten her. Der Vater des Mädchens
wird wohl nur an der Auffindung seiner Tochter interessiert sein. Aber wir alle
wollen im Grunde genommen dasselbe. Wenn Lomax die Diamanten in die Hände
fallen, dann wird er sie Ihnen übergeben, um sich mit Ihnen wieder gut zu
stellen. Wenn ich die Steine finde, dann liefere ich sie bei meinem Klienten
ab, und der wiederum wird sie Ihnen geben, und zwar aus dem gleichen Grund wie
Lomax. Warum, zum Teufel, ziehen wir dann eigentlich gegeneinander zu Felde ?«
    Eine kleine Ewigkeit des
Schweigens verstrich. Kern saß völlig bewegungslos neben mir auf dem Rücksitz
und äußerte sich mit keinem Wort. Der Wagen fuhr durch einen Park in der Nähe
der sechsundsechzigsten Straße und dann hinaus auf den Broadway.
    Im grellen Licht der
schreienden Neonreklamen setzte sich Kern plötzlich aufrecht hin und griff mit
der Hand in seine Brusttasche. Ich war um Jahre gealtert, als er schließlich
eine Packung Zigaretten herauszog. Dankbar nahm ich eine von ihm an, und er gab
mir Feuer.
    »Haben Sie irgendwelche
bestimmten Vorstellungen, Danny ?«
    Zum erstenmal glaubte ich eine
Spur von Wärme in seiner Stimme durchklingen zu hören.
    »Einige«, bestätigte ich. »Aber
sie müssen gründlich ausgefeilt werden. Am wichtigsten erscheint mir, daß wir
nichts überstürzen. Wir könnten die Sache für immer verpfuschen, wenn wir sie
forcieren, meinen Sie nicht auch ?«
    »Doch.« Einige Sekunden starrte
er wortlos hinaus auf die Straße und das Gewühl der Menschen, die aus den Kinos
und Theatern strömten. »Lassen Sie sich alles noch einmal durch den Kopf gehen,
Danny, und dann sprechen wir morgen eingehend darüber. Ich werde Sie am
Spätnachmittag in Ihrem Büro anrufen .«
    »Gut«, stimmte ich zu.
    »Können wir Sie irgendwo
absetzen ?«
    »Ja, bei meiner Wohnung«, sagte
ich dankbar. »Vorausgesetzt, daß es Ihnen nichts ausmacht, noch einmal durch
die Stadtmitte zu fahren. Ich wohne am Central Park .«
    Nachdem ich ihm die genaue
Adresse gegeben hatte, beugte er sich vor und gab dem Fahrer entsprechende
Anweisungen. Dann lehnte er sich bequem zurück.
    »Diese Selina!« Seine Stimme
war völlig ausdruckslos. »Wie jammervoll sie über ihren verdrehten Arm
geschluchzt hat, was? Ich wette, sie schwelgt jetzt in Hoffnungen, daß ich ihr
Ihren Kopf auf einem Silbertablett präsentiere !«
    »Das glaube ich wohl .«
    Er machte eine kleine Pause.
    »Wenn Sie wollen, lass’ ich sie
in einer halben Stunde in Ihre Wohnung liefern.« Die Narbe an seinem Mundwinkel
zuckte plötzlich.
    »Nein, danke«, lehnte ich
höflich ab. »Ich hab’ schon genug Strapazen hinter mir für heute. Aber ich wäre
Ihnen dankbar, wenn Sie mir meinen Revolver wiedergeben würden .«
    »Aber natürlich. Joe« — er
nickte in Richtung des Fahrers — »wird ihn Ihnen vorbeibringen, sobald wir Sie
abgesetzt

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