Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige
es ist, bei Fackellicht Boot zu fahren?«
Die Kinder beeilten sich nicht. Als sie die Höhle erreichten, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Es war ein schöner, warmer Tag, aber aus der Höhle wehte es kühl. Elli fröstelte. Sie warf ihr warmes Wolltuch um die Schultern.
»Weißt du, Fred«, sagte sie, »ich erinnerte mich gerade, wie ich mit Onkel Charlie, dem Löwen, Toto und der Krähe Kaggi-Karr vor dem Höhleneingang stand, von dem uns die Königin der Feldmäuse erzählt hatte…«
»Hör mal«, sagte der Junge gereizt, »das ist eine Gemeinheit…«
»Was denn?« fragte Elli mit unschuldiger Miene.
»Immer wieder sagst du: ›Als ich und der Scheuch… Als der Menschenfresser… Als die Mäusekönigin…‹ Ist es vielleicht meine Schuld, daß ich nicht dabei war?«
Fred hätte vor Verdruß am liebsten losgeweint.
»Verzeih, Fred, ich will es nie mehr tun«, versprach Elli.
Fred schnitt harzige Tannenzweige ab und schnürte sie zu einem großen Bündel zusammen. Sie sollten in der Höhle als Fackeln dienen. Streichhölzer befanden sich in einer Blechbüchse in der Brusttasche seines Cowboyhemdes. Dann holte er eine Rolle Bindfaden hervor und band das Ende an einen Stein.
»Ich hab an alles gedacht«, sagte Fred. »In solchen Höhlen kann man sich leicht verirren.«
»Nicht mit unserem Hund«, entgegnete Elli. »Toto wird uns nach der Spur jederzeit wieder hinausführen. Nicht wahr, Totochen?«
Das Hündchen bellte zustimmend.
Sie betraten die Höhle. Fred trug das Kofferboot und die Fackeln. Elli hielt in einer Hand die Provianttasche, in der anderen die Rolle Bindfaden. Toto schnupperte und knurrte – die Höhle schien ihm nicht zu gefallen.
DER EINSTURZ
Am Abend kehrten die Kinder nicht zurück. Unruhe befiel die Cunnings. Frau Cat äußerte schreckliche Befürchtungen, die Bill ihr auszureden suchte.
»Vom Weg sind sie nicht abgekommen, denn die Pferde kennen ihn ja«, sagte er. »Von wilden Tieren hat man in unserer Gegend schon lange nichts gehört. Wahrscheinlich hat die Nacht die Kinder überrascht, und jetzt schlafen sie. irgendwo in den Hügeln. Mundvorrat haben sie ja genug und Streichhölzer auch.«
»Und wenn sie sich in der Höhle verirrt haben?« sagte Frau Cat. »Es soll dort viele verworrene Gänge geben.«
»Ich habe dem Jungen eine große Rolle Bindfaden mitgegeben«, sagte Bill, »und ihm eingeschärft, daß er nur so weit gehen soll, wie der Faden reicht.«
Die Eltern verbrachten eine unruhige Nacht. Am Morgen wuchs ihre Unruhe noch mehr, als Freds Pferd mit abgerissenem Halfter auf der Farm ankam. Den Kindern mußte ein Unglück zugestoßen sein. Alle Leute, die gerade nicht beschäftigt waren und reiten konnten, machten sich unter Bills Führung zur Höhle auf. Die Schnellsten legten die zwanzig Meilen in zwei Stunden zurück. Ihre Pferde waren in Schweiß gebadet.
Unweit der Höhle stand, an einen Baum angebunden, Ellis Pferd. Doch die Kinder waren nirgends zu sehen. Der Bindfaden, dessen Ende um einen Stein gewickelt war, führte in die Höhle. Man äußerte allerlei Vermutungen:
»Sie haben sich sicher verirrt. Vielleicht sind sie durch unterirdisches Gas umgekommen. Oder ist eines der Kinder verletzt und kann nicht weiter?«
Die Menschen stürzten mit brennenden Kerzen und Laternen in die Höhle, allen voran Bill.
Der niedrige, schmale Gang wurde allmählich breiter und mündete in eine große Tropf Steingrotte.
Vom Ende der Grotte führten drei Gänge weiter. Die Leute gingen dem Faden nach in den mittleren. Der Gang war schmal und niedrig. An manchen Stellen mußte man sich tief bücken. Plötzlich stieß Bill, der immer voranging, einen heiseren Schrei aus:
»Die Decke ist eingestürzt!«
Eine undurchdringliche Mauer aus kleinen und großen Steinen, auf die der Millionen Tonnen schwere Berg drückte, versperrte den Weg. Da hinein führte der Faden.
Bill brach in Tränen aus:
»Fred, mein teurer Sohn! Elli, meine liebe kleine Elli! O weh, welch schreckliches Ende!« schluchzte er.
Die Gefährten versuchten, ihn zu beruhigen.
»Laß das«, sagten sie, »noch ist nicht alles verloren! Vielleicht sind sie auf der anderen Seite…«
Bill sprang auf:
»Ja, ja!« rief er. »Wir müssen hindurch. Laßt uns graben! Jede Sekunde ist kostbar!«
Immer mehr freiwillige Helfer fanden sich vor der Höhle ein. Die Schlucht sah jetzt wie ein Lager aus! Feuer wurden entfacht, über denen die Frauen Essen für die Männer kochten. Auch Tante Cat, die
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