Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
Vom Netzwerk:
nennen willst – aber wähle ein Wort, das du normalerweise nicht gebrauchen würdest, sonst hast du sie jedes Mal unabsichtlich in der Hand, wenn du ›bitte‹ und ›danke‹ und ›wenn du so nett wärst‹ sagst …«
    Sie bestrafte ihn dafür mit einem leichten Rippenstoß. Er grinste sie an, seine goldenen Augen leuchteten. Kelly richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Kästchen und Inhalt und dachte nach. »Nun, ich war immer schon ein Tolkien-Fan – keiner von der fanatischen Sorte, aber seine Geschichten haben mir gefallen, vor allem Der kleine Hobbit . Also taufe ich dich …« Sie brach ab, umfasste den Griff des Dolches, der in ihrer Hand prickelte, und hob ihn aus dem Kästchen. »Sohn des Sting.«
    Die Waffe flammte fast schmerzhaft heiß in ihren Fingern auf und fühlte sich im nächsten Moment wieder wie ein ganz normaler Dolch an.
    »Sohn des Sting?«, wiederholte Koranen ungläubig. »Was in Jingas Namen soll das denn heißen? Klingt nach einem Insekt mit einem übermäßig aufgeblähten Ego.«
    Kelly wog den Dolch achselzuckend in der Hand. »Ein
Hob … äh, eine der Figuren in dem Buch stieß auf einen magischen Dolch, ähnlich wie diesen, und fand heraus, dass er über bestimmte Kräfte verfügte, als er sich gegen eine Schar Feinde zur Wehr setzen musste. Er konnte sie mit der kleinen Klinge nur stechen, schließlich hielt er ja kein Schwert in den Händen, aber trotzdem gelang es ihm, sie in die Flucht zu schlagen. Daher nannte er die Waffe ›Sting‹. Und da mir die Geschichte gefiel und ich nicht oft ›Sohn‹ und ›des‹ und ›Sting‹ in einem Satz sage, wenn ich es nicht sagen will , bin ich auf diesen Namen gekommen.«
    Saber nahm ihr die Waffe aus der Hand und legte sie außerhalb ihrer Reichweite auf den Tisch. »Dann versuch es doch gleich einmal.«
    »Muss ich auf irgendetwas Besonderes achten?«, fragte sie, dabei beäugte sie den Dolch argwöhnisch. »Fliegt er auf mich zu und bohrt sich in meine Hand, wenn ich ihn nicht gleich beim ersten Versuch fange?«
    Er umschloss ihr Handgelenk mit seinen Fingern. »Lass deine Hand ganz locker.«
    »Hand locker lassen«, wiederholte sie zweifelnd.
    »Und sag die magischen Worte.«
    Kelly musste lachen, schlug rasch ihre freie Hand vor den Mund und ließ die andere in seinem sanften Griff leise baumeln. »Sohn des Sting!«
    Im selben Moment lag die Waffe in ihrer Hand. Kein Licht war aufgeblitzt, kein Dolch geflogen gekommen, sie hatte lediglich ein leises Pop vernommen. Dennoch umfassten ihre Finger den Griff des Dolches fest und sicher, ohne dass sie etwas dazu getan hatte. Saber hob ihr Handgelenk an und küsste ihren Handrücken. »Siehst du? Jetzt kannst auch du endlich Magie ausüben. Du kannst eine Waffe auf dein Kommando in deine Hand befehlen.«
    »Nanu, ich dachte, das könnte ich bereits«, versetzte sie tückisch. Alle acht Männer ringsum sahen sie verwirrt
an, sie begriffen den Doppelsinn ihrer Worte nicht. Kelly grinste. »Ich zeige dir später, was ich meine, Saber ›das Schwert‹.«
    Als Saber daraufhin errötete, röhrten seine Brüder vor Lachen. Sein Zwilling erhob sich, um sein eigenes Geschenk zu holen. Als er zurückkam, legte er ein großes, in Papier eingewickeltes Paket vor sie auf den Tisch. Seine Augen glitzerten immer noch belustigt. »Das ist für euch beide.«
    Kelly legte ihren Dolch rasch in das Kästchen zurück, schob es zusammen mit dem Stirnreif in die Mitte des Tisches und blickte zu Saber auf. Als dieser nickte, öffnete sie das Paket behutsam, um das Papier, das sie später weiterverwenden wollte, nicht zu beschädigen – so viel davon hatte sie in der Burg bislang noch nicht gesehen. Eine prächtige Pelzdecke kam zum Vorschein.
    Sie kannte sich mit Pelzen etwas aus, da sie oft Bestandteil mittelalterlicher Kleidung waren. Sie selbst bevorzugte allerdings Kaninchenfell, weil es von Tieren stammte, die hinterher verzehrt werden konnten und nicht nur wegen ihres Fells gejagt wurden. Dieses hier schimmerte so rötlich golden wie das eines Fuchses, doch die Haare waren kürzer. Außerdem fühlte es sich so dick und weich an wie Nerz, war aber keiner.
    Als sie mit der Hand darüber strich, stellte sie fest, dass die Decke aus vier quadratisch geschnittenen großen Stücken bestand, die zu groß waren, um von Nerzen, Füchsen oder Kaninchen stammen zu können, und mit einer Rückseite aus gewebter Wolle versehen war. »Was ist das?«
    »Eine Decke«, grollte Wolfer leicht gekränkt. »Wie jeder

Weitere Kostenlose Bücher