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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Mensch mit Augen im Kopf sehen kann.«
    »Ich habe es gesehen, Wolfer, vielen Dank. Aber was für ein Fell ist das?«
    » Jonja -Pelz.« Auf die fragenden Blicke seiner Brüder hin zuckte er die Achseln. »Ich habe viele Jonjas erlegt, bevor
wir das Festland verlassen mussten, und diese vier Felle passten zu euren Haarfarben.«
    »Danke, Bruder«, murmelte Saber, dann trat ein Lächeln auf sein Gesicht. »Obwohl es mir nicht behagt, dass du dir vorstellen könntest, wie wir darunter liegen, wenn wir …«
    Wolfer bleckte die Zähne. »Sie ist dazu gedacht, darauf zu liegen, damit man den Pelz auf der ganzen Haut spüren kann – aber das ist wirklich kein Bild, was ich mir gern ausmalen möchte. Ich musste mir als Baby eine Wiege teilen und habe mehr von deinem hässlichen Fell zu spüren bekommen, als mir lieb war.« Er erschauerte übertrieben. »Es reicht schon, dass ich diese Erinnerung mit ins Grab nehmen muss, aber daran zu denken, wie du als Erwachsener … nein, das mögen die Götter verhüten!«
    Kelly lachte, als er so tat, als überliefe ihn ein neuerlicher Schauer. »Sie ist ein wundervolles Geschenk, Wolfer. Vielen Dank.«
    Als Nächstältester trat Dominor mit seinen Geschenken vor. »Eines für dich, Schwester-die-mich-Staub-schlucken-lässt. Ich werde nie heiraten, weil ich in dieser Welt keine Frau finden werde, die in der Lage ist, mich auf diese Weise zu Boden zu schicken – wofür ich übrigens allen Göttern danke. Und eines für dich, Bruder-der-zu-viel-herumbrüllt. Möge sie dir regelmäßig ›Staub zu schlucken‹ geben … und möge er im Gegenzug dafür sorgen, dass sein Gebrüll dich taub werden lässt.«
    Kelly schnitt ihm eine Grimasse. »Ich werde es dir trotzdem nicht beibringen, Dominor.«
    Der dunkelhaarige Magier nahm lächelnd wieder Platz. »Ich kann warten.«
    Saber öffnete sein in ein Tuch gewickeltes Paket als Erster. Darin befand sich ein Blasebalg. »Du hast es also doch geschafft! Du elender Bas … äh, du unverschämter Sohn eines Magiers!«
    »Was ist das?« Kelly betrachtete die zusammendrückbare
Apparatur aus Leder und herunterklappbaren Druckplatten neugierig. In den Stahlüberzug der Holzplatten und die Hebel waren die eckigen, geometrisch wirkenden katanischen Schriftzeichen eingraviert, aber sie bildeten keine Worte, mit denen sie vertraut war. Saber war zu sehr damit beschäftigt, das Gerät auszuprobieren und Luftströme zu erzeugen, die die Haare der Pelzdecke vor ihm in wellenförmige Bewegungen versetzte, um ihre Frage zu beantworten, also sah sie die anderen Brüder auffordernd an.
    »Das ist ein selbsttätig funktionierender Schmiedeblasebalg«, erklärte Dominor, während Saber die Konstruktion leise vor sich hinmurmelnd begutachtete. »Ich habe ihn mit einem Zauber belegt – mit der Hilfe von Koranen, dessen Spezialität das eigentlich ist – damit er Feuer und Hitze standhalten kann. So sollte er sehr lange halten und auch den höchsten Temperaturen widerstehen, die unser lieber Bruder in seiner Schmiede erzeugen kann. Er muss nur die ersten darauf eingeritzten Worte sowie die von ihm gewählte Nummer aussprechen, und dann pumpt das Gerät Luft in der Stärke der Nummern auf den Griffen. Je höher die Zahl, desto schneller und stärker der Luftstoß. Spricht er die letzten Worte auf der Platte aus, beendet er dadurch den Vorgang.«
    »So habe ich jetzt bei der Arbeit die Hände frei und muss niemanden zu Hilfe rufen«, fügte Saber hinzu, beugte sich über seine Frau und boxte seinen Bruder in die Schulter. »Du hast gesagt, es würde noch mindestens drei Monate dauern!«
    Dominor brachte sich mit ein paar Schritten in Sicherheit und strich den Ärmel seiner Tunika glatt. »Morganen ist nicht der einzige Magier in der Familie, der innerhalb kurzer Zeit ein oder zwei Wunder vollbringen kann.«
    Da sie keine Ahnung hatte, was Dominor für sie ausgesucht haben könnte – abgesehen von einem mit Staub gefüllten Kästchen vielleicht – öffnete Kelly ihr Paket
mit leichtem Argwohn. Es enthielt ein Buch, in weißes Leder gebunden und an den Ecken mit juwelenbesetzten goldenen Kanteneinfassungen versehen. Sie gewöhnte sich allmählich daran, Katanisch zu lesen, obwohl es ihr schwerer fiel als Sprechen und Verstehen, da ihr als Folge des Vielsprachenzaubers anfangs immer die Buchstaben vor den Augen verschwammen. Aber es dauerte nicht lange, bis sie den Titel entziffern konnte.
    » Jahrtausendchronik: Die ersten tausend Jahre des Reiches Katan –

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