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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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das ist ja eines der Geschichtsbücher, nach denen ich in den letzten Wochen gesucht habe! Woher wusstest du das?«
    »Wie du einmal sagtest – ich habe Augen und Ohren offen gehalten«, erwiderte Dominor. »Und ich bin nicht so dumm, nicht zu ahnen, dass eine intelligente Frau wie du gerne einiges über unsere Kultur erfahren möchte, um uns besser verstehen zu können. Und intelligent bist du zweifellos, wenn auch entsetzlich stur. Das ist übrigens nicht das Original, sondern deine ganz persönliche Kopie. Wenn du die Folgebände haben willst, musst du mir im Gegenzug dafür beibringen, wie man jemanden ›Staub schlucken‹ lassen kann.«
    »Das ist ein wunderbares Geschenk, Dominor, du hast dir wirklich Gedanken gemacht. Hab vielen Dank.« Die letzte herausfordernde Bemerkung überhörte Kelly geflissentlich, war ihr doch ein Kompliment vorangegangen.
    »Jetzt bin ich wohl an der Reihe«, stellte Evanor fest. Er holte sein Geschenk und überreichte es dem Brautpaar, während sich die anderen Brüder beeilten, Platz auf dem Tisch zu schaffen. Kelly bedeutete Saber, es zu öffnen.
    Es war ein kleines Kästchen, mit einem Schnitzmuster versehen wie die meisten hier in der Burg, aber dieses war knapp eine Handlänge lang, halb so breit und vielleicht eine Fingerlänge hoch. Saber, der neugierig war, was es enthielt, klappte es auf. Musik erklang; mehrere Instrumente
und Evanors Stimme wehten glasklar durch den Raum. Saber und Kelly musterten erst das Geschenk, dann Evanor verdutzt. Dieser zuckte bescheiden die Achseln.
    »Du hast mir doch einmal erzählt, was ein Ra-di-o ist, Kelly – ein Kasten, der es einem, wenn er eingeschaltet wird, ermöglicht, alle Arten von Musik zu hören, ohne dass Musikanten benötigt werden. Also habe ich dieses Kästchen gebaut, um das Ra-di-o zu ersetzen, das du hier bei der Arbeit nicht mehr hören kannst.« Der hellblonde Bruder deutete auf die in die entlang des Kästchens verlaufenden Rillen eingelassenen Metallquadrate. »Jedes dieser Messingplättchen enthält zwei Lieder, eines auf jeder Seite. Titel und eine kurze Zusammenfassung des Inhalts stehen auch darauf, sodass du weißt, worum es geht und dir aussuchen kannst, was du hören willst.
    Wenn du den kleinen Hebel im Deckel hierhin schiebst, werden die Lieder von links nach rechts abgespielt, so von rechts nach links und wieder zurück, solange der Deckel geöffnet ist. Dann kannst du die Lieder noch aufs Geratewohl abspielen lassen. Die Plättchen kann man herausnehmen. Im Moment sind es dreißig, du hast also sechzig Titel zur Auswahl. Ich fertige später noch mehr an – ich glaube, ich könnte diese Kästchen sogar verkaufen«, fügte er hinzu, dabei berührte er Kelly leicht an der Schulter. »Dein Ra-di-o-Konzept könnte den Minnesang und die Geschichtenerzählkunst dieser Welt revolutionieren.«
    »Das würde ich mir aber erst noch mal gründlich überlegen«, warnte Kelly, um seine Begeisterung etwas abzuschwächen. »In meiner Welt werden manche Sänger schlagartig berühmt, weil viele Menschen sie verehren und ihre Musik hören wollen. Gegen das, was diese Berühmtheiten aber in ihrer Eitelkeit manchmal anrichten, wirkt eine Makkadadak-Plage im Haus geradezu harmlos.«
    »Du klingst, als würdest du von irgendeiner Art böser Magie sprechen«, stellte Saber stirnrunzelnd fest.
    »Nur weil es bei uns keine Magie oder sich erfüllende Prophezeiungen gibt heißt das noch lange nicht, dass wir nicht unsere ganz eigenen Versionen von Flüchen haben. Aber dies hier wird mir bei der Arbeit die Langeweile vertreiben, Evanor. Und deine Stimme ist wunderschön, sowohl in natura als auch aus einem Kasten.« Kelly klappte den Deckel zu, und die Musik erstarb. »Danke.«
    »Eine Frage, Evanor.« Saber rieb sich nachdenklich das Kinn, während er das kleine Kästchen betrachtete. »Wieso ist dieses Hochzeitsgeschenk für uns beide bestimmt, wenn sie diejenige ist, die den meisten Nutzen davon hat?«
    Evanor grinste. »Weil die meisten Lieder sehr romantisch sind. Du wirst bestimmt auch nicht zu kurz kommen, das kannst du mir glauben.«
    Daraufhin mussten alle lachen, auch Saber und Kelly … obwohl Letztere zart errötete.
    Als Nächster kam Trevan mit seinem Geschenk. Bei ihm rechnete Kelly halb und halb mit etwas Gewagtem, vielleicht der hiesigen Version von Reizwäsche, aber sie irrte sich. Das Kratzen von Holz auf Stein erklang, als er das größte und sperrigste aller Geschenke heranschleppte. Kelly und Saber drehten

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