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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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jenen entsetzlichen Moment zwischen Erwachen und ihrer Rettung, aber ihr kam es so vor, als gehöre diese Erinnerung nicht nur in eine andere Welt, sondern in ein ganz anderes Leben. »Wir können die Amulette an die vier Pfosten unseres Bettes hängen …vorausgesetzt, Morganen hat uns kein drittes Paar zugedacht.«
    »Nein, das habe ich nicht«, versicherte Morganen ihr todernst.
    »Wir werden sie sofort aufhängen. Danke, Kor«, sagte Saber. Dann sah er Morganen an. »Und?«
    Morganen holte das letzte, sehr kleine Kästchen von dem Geschenketisch. Es war nicht einmal halb so groß wie eine Faust. Er stellte es vor sie auf den Tisch und nahm wieder Platz.
    Saber öffnete es behutsam und betrachtete den Inhalt. »Fingerringe?«
    »Als ich während der letzten Wochen den Äther von Kellys Welt beobachtet habe, um mich davon zu überzeugen, dass die negativen Schwingungen abgeebbt sind, habe ich auch einen Blick auf eine Hochzeitszeremonie erhascht. Und mir fiel auf, dass dabei Ringe ausgetauscht wurden. Scheinbar kennt man dort keine Halsreifen«, schloss er.
    »Die Ringe sollen den ununterbrochenen ewigen Kreis der Liebe symbolisieren, die beide Partner füreinander empfinden«, erklärte Kelly auf die fragenden Blicke der Brüder hin. Sie berührte den dünnen Reif an ihrem Hals, während Saber den kleineren Ring aus dem Kästchen nahm und ihn untersuchte. »Wie eure Halsreifen sind sie dazu gedacht, dass andere Menschen erkennen, wer verheiratet ist und wer nicht«, fuhr Kelly fort.
    »Sie haben aber keinerlei magische Kraft«, stellte Saber zweifelnd fest.
    »Das sollen sie auch gar nicht«, gab Morganen zurück. »Und eins kannst du mir glauben – es ist ziemlich schwierig, die Ringgröße eines Menschen genau zu treffen, wenn man sie nicht kennt. Ich habe nämlich keinen Anpassungszauber verwendet wie du bei ihrem Stirnreif. Der Ring gehört an den dritten Finger ihrer linken Hand, Bruder. Den neben dem kleinen Finger.«
    Saber hob Kellys Hand, machte Anstalten, ihr den Ring anzustecken, hielt dann aber inne und sah zu ihr auf. »Gibt es irgendetwas, was ich sagen sollte? Muss man ein bestimmtes Ritual vollziehen?«
    »Unsere Hochzeitszeremonien sind den euren recht ähnlich, wenn auch die Worte nicht übereinstimmen. Beim Ringtausch sagst du nur: ›Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau‹«, erklärte Kelly. Morganens so bedachtsam ausgesuchtes Geschenk rührte sie tief.
    »Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau«, wiederholte er, schob ihr den Ring auf den Finger und hob dann ihre Hand, um ihre Knöchel zu küssen, ehe er das Kästchen mit dem verbleibenden größeren Ring hochhob. »Ich nehme an, ich trage auch einen?«
    »Ja, das muss so sein.« Sie würde ihm keine Gelegenheit geben, sich zu weigern; sie war immer der festen Überzeugung gewesen, dass sowohl der Mann als auch die Frau einen Ehering tragen sollten. Sie griff danach und steckte ihn ihm behutsam an. »Mit diesem Ring … nehme ich dich zum Mann.«
    Ihre Finger zitterten ein wenig. Dieses Unterpfand aus ihrer eigenen Welt ließ ihr ihre Ehe noch realer erscheinen. Saber nahm ihre Hände in die seinen und führte sie an seine Lippen. Seine Augen verdunkelten sich und begannen zu glühen, und da wusste sie, dass auch er sich seiner Braut aus einer fremden Welt jetzt noch stärker verbunden fühlte als zuvor.
    »Gut, jetzt ist es genug«, beendete Koranen die gemeinsame
Hochzeitsfeier. »Wenn die Luft zwischen euch noch heißer wird, fangen meine Amulette gleich an, ihre Wirkung zu entfalten.«
    Wolfer trat mit seinem Stiefelabsatz gegen ein Bein ihrer Sitzbank, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Bring sie nach oben, Saber, da seid ihr ungestört.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl.« Saber sprang auf, zog Kelly auf die Füße und warf sie sich über die Schulter. Sie kreischte auf und hämmerte mit einer Faust gegen seinen Rücken, aber längst nicht mit solcher Kraft wie bei ihrer ersten Begegnung. »Lass mich runter, Saber!«
    »Du hast meinen Zwilling gehört. Erst wenn wir allein sind.« Er steuerte auf den nördlichen Bogengang zu, drehte sich dann noch einmal um, stapfte zum Tisch zurück, griff nach den vier Schutzamuletten, schob sie in seine Tunika und trug seine Last dann aus der Halle hinaus.

15
     
     
    S owie er die Tür hinter sich geschlossen hatte, trat Saber zum Bett hinüber. Das Bettzeug, nur ein Laken und eine leichte Decke, um sie vor der Kühle der Sommernächte zu schützen, war zu beiden Seiten leicht

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