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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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herrschte er sie an. Sein jüngerer Bruder oder Cousin oder was auch immer überschüttete ihn mit einem scharfen, ärgerlichen Wortschwall, bis der Hüne widerstrebend einlenkte: »Trink einfach, und dann kannst du ihn anschreien, so viel du willst. Er ist nämlich derjenige, der dich hergebracht hat.«
    Kelly musterte erst ihn, dann den jüngeren Mann und dann den Tonbecher forschend. Dann kehrte ihr Blick zu dem Mann zurück, der sie festhielt. Vielleicht wollte man ihr ja gar keine Drogen verabreichen – auf ihn hatte das Zeug jedenfalls keinerlei Wirkung. Trotz ihrer Erschöpfung gewann ihr Sinn für Humor einen Moment lang die Oberhand.
    Wenn er immer noch so mürrisch und ungehobelt ist, nachdem er dieses Gebräu getrunken hat, dann kann mir eigentlich gar nichts passieren. Misstrauisch würde es mich nur stimmen, wenn er auf einmal Süßholz raspeln würde. Also hat der Typ sich genau den Richtigen als Versuchskaninchen ausgesucht, um mich zu beruhigen.
    Ihre Mundwinkel krümmten sich leicht, dann seufzte
sie. »Na schön. Ich trinke dieses widerliche Zeug. Aber wenn ihr danach irgendetwas tut, was ich nicht will, beiße ich euch die Körperteile ab, die ihr am allerwenigsten verlieren wollt. Und das ist keine leere Drohung«, fügte sie hinzu, als ihr Wächter verwirrt die Stirn runzelte, zwinkerte und ihm endlich das Blut in die sonnengebräunten Wangen stieg, als er begriff, was sie meinte. »Das ist mein Ernst. Also lass mich lieber los, nachdem ich diese Brühe getrunken habe!«
    Er überging ihre Drohung mit einem abfälligen Grunzen und nickte dem anderen Mann zu. Wieder wurde ihr der Becher an die Lippen gesetzt. Sie zögerte einen Moment lang und schnupperte vorsichtig an der seltsamen Flüssigkeit. Sie roch wie Löwenzahnmilch, verströmte jenes grünlich bittere Aroma, das sie an Rasen, Sommertage und den nie endenden Kampf ihrer Eltern gegen das unerwünschte Unkraut und Kinder denken ließ, die an den Stängeln nuckelten und die Samen in die Luft bliesen, um sich dabei etwas wünschen zu dürfen.
    Als sie die Zungenspitze behutsam in den Becher senkte, erwachten all ihre Geschmacksnerven plötzlich zum Leben. Die Flüssigkeit schmeckte noch schlimmer als die bittere Löwenzahnmilch, an die sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte; so, als habe jemand einen Esslöffel Pfeffersauce, eine ordentliche Dosis Zitronensaft und vielleicht noch einen Spritzer Geschirrspülmittel hinzugefügt. Weder von den Blättern noch von den anderen Ingredienzien, die der Mann in den zuvor schlammfarbenen Trank gerührt hatte, war noch etwas zu sehen. Der weiß glasierte Becher enthielt nur die dickflüssige, milchig weiße bittere Flüssigkeit, die sie soeben gekostet hatte.
    Der Becher wurde leicht geneigt, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als den Inhalt hinunterzuschlucken. Sie leerte ihn hastig, dabei unterdrückte sie den Würgereiz, den der widerliche Geschmack in ihr auslöste. Als sich
nur noch ein kleiner Rest in dem Becher befand, zog der jüngere Mann ihn weg, wartete, bis sie die letzten Tropfen hinuntergeschluckt hatte und eine angeekelte Grimasse schnitt, dann sprach er sie an.
    »Verstehst du mich jetzt?«
    Eine leichte Benommenheit ergriff von ihr Besitz. In ihren Ohren setzte ein Rauschen ein, ihre Zunge prickelte, dann war plötzlich alles wieder vorbei. »Wie bitte?«
    »Ich habe dich gefragt, ob du mich jetzt verstehst?«, wiederholte der Jüngere.
    An den Bewegungen seiner Lippen erkannte Kelly, dass er kein Englisch sprach. Das verstörte sie mehr als der Umstand, dass sie aus ihrer Version der Realität herausgerissen worden und in diese hier hineingeschleudert worden war – mehr noch, als in einem brennenden Haus aufzuwachen. »J … ja, ich …«
    Der Mann, der sie festhielt, ließ sie fallen. Zwar achtete er darauf, dass ihre Füße den Boden berührten, ehe er ihren Oberkörper freigab, trotzdem hätte sie beinahe das Gleichgewicht verloren. »Gut«, brummte er, an seinen Bruder gerichtet. »Halt sie bloß von mir fern.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und stapfte davon.
    Kelly drehte sich erklärungssuchend zu dem anderen um. »Wie kommt es, dass ich diese Sprache spreche … um welche auch immer es sich handeln mag?«
    »Magie«, erwiderte der Mann mit dem Becher in der Hand mit einem flüchtigen Achselzucken. Wie es aussah, setzte er voraus, dass sie seine Antwort verstand oder zumindest widerspruchslos akzeptierte.
    Ihr blieb keine andere Wahl, als ihm Glauben zu

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