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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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zu leicht in Wut gerät und es außerdem nicht versteht, sich schicklich zu kleiden – nein, denk lieber nicht daran, wie spärlich sie bekleidet ist.
    Saber nahm sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf seine momentane Aufgabe, bis Koranen schließlich das Feuer in der Mitte des Kreises löschte und dann erschöpft in die Arme seiner Brüder sank. Im selben Moment erstarb die weiß lodernde Flamme. Saber nickte, woraufhin seine Brüder ihre Schilde sinken ließen. Auf dem Boden der Brandstätte war nur ein feines weißes Pulver zurückgeblieben, und auch davon nicht viel. Koranen, die Flamme, wie er in der Prophezeiung genannt wurde, verstand sein Handwerk, er trug seinen Namen zu Recht.
    »Ich hole ihm etwas zu essen«, erbot sich Evanor und machte sich auf dem Weg in die Küche.
    »Trevan, Wolfer, ihr beide durchkämmt morgen die Wälder. Rydan, überzeuge dich mittels deines Seherspiegels davon, dass wir hier drinnen nichts übersehen haben. Und haltet den äußeren Schutzschild rund um die Burg aufrecht, bis wir morgen bei Tageslicht die Umgebung durchsucht haben.«
    Dominor lächelte schief, aber nicht ohne Humor. »Ich nehme an, als Nächstes sollen wir die gesamte Burg säubern, oder? Staub wischen, fegen, Spinnweben wegkehren und alle Möbel auf Hochglanz polieren, damit sich unser Gast auch wohl bei uns fühlt?«
    Saber, der eben genau das hatte vorschlagen wollen, änderte augenblicklich seine Meinung. »Nein. Wenn sie eine saubere Kammer haben will, soll sie sie selbst putzen. Such so schnell wie möglich nach einer Möglichkeit, sie loszuwerden, Morganen. Sie hat hier nichts verloren.«
    Er wandte sich ab und verließ die Halle. Als er in den Hof hinaustrat, stand die Frau – Kelly of Doyle – noch immer fast regungslos in der Mitte des Kreidekreises. Saber musterte sie missbilligend. Statt der versengten, locker sitzenden Hose und dem löchrigen Hemd sollte sie einen Rock mit Bluse oder ein Kleid tragen, wie es sich gehörte. Sie drehte die Lichtkugel, die einer seiner Brüder ihr gebracht
hatte, müßig in den Händen und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Obwohl sie so dünn war und fremdländisch aussah, war sie alles andere als hässlich, wie er mit einem Anflug von Ungehaben registrierte.
    Ihr Kopf fuhr hoch, als er in den Lichtschein der Kugel trat.
    »Saber? Sind sie alle weg?«
    Zumindest war sie nicht mehr hysterisch. »Ja, wir haben sie vernichtet. Ich bringe dich jetzt in deine Kammer zurück.«
    »Bist du ganz sicher, dass sich nicht noch irgendwo welche verstecken?«, vergewisserte sie sich ängstlich.
    »Ich habe deine Kammer persönlich von ihnen gesäubert.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Burg zurück.
    »Hey!«
    Saber blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Sie stand immer noch in dem Kreis; war ihm nicht gefolgt, wie er angenommen hatte. Frauen! Sie bestanden nur aus Widersprüchen, besonders diese hier. O Götter, schafft sie mir vom Hals! »Was ist denn?«
    Kelly verschränkte die Arme fester vor der Brust. »Du hast nicht gesagt, dass ich mitkommen kann. Ich soll hier warten, bis du mir erlaubst, den Kreis zu verlassen, schon vergessen?«
    Sie gehorcht mir tatsächlich? Saber hob eine Braue. »Bittest du mich hiermit um Erlaubnis, dich wieder frei bewegen zu dürfen?«
    Sie zog die Brauen zusammen und wog die glühende Kugel in der Hand. Ihre Augen verengten sich drohend. »Möchtest du die hier an die Rübe bekommen?«
    Demnach brach ihr altes Temperament schon wieder durch, obwohl er nicht wusste, was Rüben mit ihrer Drohung, die Kugel nach ihm zu werfen, zu tun haben sollten. Dennoch schwieg er. Er hatte schlicht und einfach vergessen,
dass sie selbst diesen einfachen Zauber nicht aus eigener Kraft aufheben konnte. Das musste daran liegen, dass er seit drei Jahren nicht mehr in der Gesellschaft von Menschen lebte, die nicht gleichfalls in irgendeiner Form über magische Kräfte verfügten. Seufzend schnippte er mit den Fingern. »Du kannst jetzt herauskommen. Aber wenn du mir diese...«
    »Ja, ja, ich weiß, dann tust du mir irgendetwas Schreckliches an oder legst mich in Ketten und wirfst mich in euer Verlies oder sonst etwas«, unterbrach sie ihn, trat über die Kreidelinie hinweg und schlängelte sich zwischen dem Unkraut in den Ritzen zwischen den Steinplatten hindurch. »Warn mich, falls hier irgendwo Glasscherben herumliegen. Auf dem Hinweg habe ich keine Zeit gehabt, darauf zu achten, und ihr Jungs seid nicht gerade Anwärter auf den

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