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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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anscheinend nicht schnell genug loswerden konnte. »Ich bin es leid, von dir ständig angeschnauzt und angebrüllt zu werden, du hirnloser Höhlenmensch!«
    Morganen pfiff leise durch die Zähne, wedelte mit der
Hand durch die Luft und beugte sich über Kellys halb verzehrtes Frühstück. »Dürfte ich wohl wieder um eure Aufmerksamkeit bitten?«
    »Hoffentlich hast du eine verdammt gute Erklärung für diese fünf Monate«, knurrte sein Bruder drohend.
    »So hör mir doch zu, du gering Begabter.« Morganens Stimme klang schneidend. Saber mochte ja der älteste Bruder sein, aber er war nicht der mächtigste Magier in der Familie, und der Jüngste scheute sich nicht, ihm dies ins Gedächtnis zu rufen, wann immer er es für notwendig erachtete. »In ihrer Welt gibt es keine Magie. Ich will versuchen, es dir begreiflich zu machen … stell dir vor, du müsstest dein Schwert in einer winzigen Kammer mit hölzernen Wänden handhaben. Du bist gezwungen, jeden Streich und Stoß sehr genau vorauszuplanen, sonst läufst du Gefahr, die Holzwände zu beschädigen und dich dabei selbst zu verletzen. Unser Reich ist im Vergleich dazu ein weitläufiges offenes Schlachtfeld, auf dem du dein Schwert nicht nur nach Belieben schwingen, sondern dich auch noch frei bewegen und den Gegner aus verschiedenen Winkeln angreifen kannst.«
    Saber musterte ihn mit leisem Argwohn, nickte aber verstehend. Der Vergleich leuchtete ihm ein. »Was hat das denn damit zu tun, dass du sie erst in fünf Monaten zurückschicken kannst?«
    »Weil das Holz, von dem ich sprach, zersplittert ist und somit eine Gefahr für den Schwertkämpfer darstellt. Meiner Berechnung nach müssen die Schwingungen des Äthers ihrer Welt mindestens fünf Monate lang zur Ruhe kommen, ehe ich es wagen kann, erneut daran zu rühren. Vergiss nicht, dass ich sie ohne Anwendung der raffinierten Winkelzüge, für die ich bekannt bin, aus ihrer Welt herausgerissen habe, Bruder.« Morganen schnippte mit den Fingern, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte. »Ich hatte keine Zeit, daher blieb mir keine andere Wahl. Ich
musste sie sofort retten oder in meinem Seherspiegel tatenlos verfolgen – bitte verzeiht, dass ich furchtbare Erinnerungen in Euch wecke, Mylady – wie sie sich in eine schreiende menschliche Fackel verwandelt hätte.«
    Kelly legte ihre Gabel beiseite. Angesichts des Bildes, das sich ihr bei diesen Worten aufdrängte, drohte ihr der Bissen in der Kehle stecken zu bleiben.
    Saber deutete mit finsterer Miene auf sie. »Na großartig! Jetzt hast du es geschafft, ihr endgültig den Appetit zu verderben!«
    »Der kommt schon wieder«, versetzte Morganen gleichmütig. »Sie hat genug zu essen und genug Zeit, um sich auszuruhen. Sie sollte ihren Aufenthalt hier als Gelegenheit betrachten, sich zu erholen und sich um nichts Gedanken machen zu müssen.« Er brach ab und betrachtete seinen Bruder nachdenklich. »Natürlich nur, falls du nicht beabsichtigst, sie aus der Burg zu jagen und die nächsten fünf Monate lang in einem hohlen Baum leben zu lassen, oder sie zum westlichen Strand hinunterzuschicken, was noch schlimmer wäre.«
    »Das würde ich ganz bestimmt nicht tun«, gab Saber barsch zurück. Ein bitterböser Blick traf seinen Bruder.
    »Was meinst du damit?«, fragte Kelly gleichzeitig. Die beiden Männer sahen sie an. Morganen hob die Schultern und überließ es seinem Bruder, ihr darauf eine Antwort zu geben.
    »Wenn eine Frau auf dieser Insel entdeckt wird – bei uns, den verbannten acht Corvis-Brüdern – dann erwartet sie die Todesstrafe«, erklärte Saber grimmig. »Da der Rat der Magier nicht wagt, uns direkt entgegenzutreten und uns zu töten, weil ihm wohlbekannt ist, dass wir sowohl einzeln als auch gemeinsam ein zu starker Gegner für ihn sind, greift er zu allen möglichen anderen Mitteln, um uns Schaden zuzufügen …«
    »Wie zum Beispiel Makkadadaks und andere possierliche
Tierchen, die uns alle paar Wochen anonym geschickt werden«, ergänzte Morganen hilfsbereit.
    »Richtig. Deshalb hat der Rat beschlossen, statt uns selbst jede Frau zu töten, die töricht genug ist, hierher zu kommen«, fuhr Saber fort. »Alle zwei Wochen, zu Vollmond und zu Neumond, erhalten wir per Schiff eine Warenlieferung. Die Händler sind ausschließlich Männer. Sie bringen uns die Nahrungsmittel, die wir nicht selbst anbauen oder erjagen können, und all die Dinge, die herzustellen uns schwerfällt.
    Dafür nehmen sie unser überschüssiges Getreide, Fleisch

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