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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Absicht, ihrem Befehl Folge zu leisten. »Du gehst jetzt besser, Morganen …«
    »Hoffentlich tut ihr beide bald, was ich sage!« Kelly griff nach der Abdeckhaube des Tabletts, das Saber ihr gebracht hatte, und schleuderte sie in seine Richtung. Sie prallte von der unsichtbaren Energiebarriere ab, die er reflexartig mit einer Handbewegung zwischen ihnen errichtete, und fiel scheppernd zu Boden. Kelly starrte ihn grimmig an. Sie
war zu aufgebracht, um sich vor seiner Magie zu fürchten, obwohl sie wusste, dass sie hinterher am ganzen Körper zittern würde. »Du bekommst deinen Willen, Saber! Ich bin nur allzu gern bereit, mich während meines Aufenthaltes hier von euch allen fernzuhalten – oder zumindest von den Ungehobelten, Unverschämten von euch. Von denen du der absolute König bist!«
    »Du wagst es …«
    » Raus! «
    Er gehorchte mit undurchdringlicher Miene und schloss die Tür hinter sich. Sie sank auf ihren Stuhl zurück. Ihr Zorn verrauchte so schnell, wie er aufgeflammt war. Was sie befürchtet hatte, trat ein, sie begann am ganzen Leibe heftig zu zittern. Wenn er ein ebenso hitziges Temperament wie sie hätte, hätte Saber of Nightfall sie gerade eben mittels eines Zaubers so mühelos erschlagen können wie eine lästige Fliege.
    Der Appetit war ihr gründlich vergangen. Sie stand wieder auf, ging zu der verdellt am Boden liegenden Abdeckhaube hinüber, hob sie auf und versuchte die Beule zu entfernen, gab dann aber auf und bedeckte die Essensreste damit. Dabei dachte sie über Saber nach. Der Mann hatte irgendetwas an sich, das sie zur Weißglut trieb, das war alles.
    Sie wandte sich ab und trat zu dem Stuhl am Fenster, auf dem das Klöppelbrett lag, das Evanor für sie aufgetrieben hatte. Sie stopfte sich ein paar Kissen in den Rücken und legte das mit Samt bezogene Brett auf ihren Schoß. Es war groß genug, um darauf sowohl schmale als auch breite Spitzenstreifen zu klöppeln. Eine alte vergilbte Mustervorlage aus Pergament war noch immer daran befestigt, und die zahlreichen mit Baumwollfäden umwickelten Klöppel warteten nur darauf, dass sie sich daran versuchte.
    Es war genau die richtige Tätigkeit, um sich zu entspannen. Sie prägte sich das Muster einen Moment lang ein,
dann begann sie zu klöppeln. Die kniffelige Arbeit erforderte all ihre Konzentration, und genau das war es, was Kelly jetzt brauchte.
    Was sie mit Sicherheit nicht brauchte, war ein eingebildeter Besserwisser, um den ihre Gedanken viel zu häufig kreisten.
     
    Morganen prallte rücklings gegen die harte Wand des Nordflügels. Sowie sie den Fuß der Treppe erreicht hatten, hatte sich Sabers Hand um seinen Hals geschlossen. »Du wirst sie von jetzt an in Ruhe lassen. Hast du mich verstanden?«
    »Lass … mich … los«, krächzte Morganen. Dabei versuchte er verzweifelt, die Finger fortzuschieben, die ihm die Luft abzuschnüren drohten. »Oder ich … verwandle dich … in eine Kröte!«
    Saber gab ihn frei, dann packte er seinen Bruder bei seiner Tunika und drückte ihn noch einmal gegen die Wand. Seine grauen Augen bohrten sich in die aquamarinfarbenen des Bruders. »Ich meine es ernst, Morg. Du wirst dich von ihr fernhalten.«
    Morganen entwand sich seinem Griff. »Hör auf, immer nur an dich zu denken, Saber! Es steht ihr frei, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen – vor allem, was Männer angeht. Ich wollte sie nur wissen lassen, dass ich Interesse habe, falls sie ihrerseits an mir Gefallen finden sollte, und ich denke, das ist mein gutes Recht.« Er strich seine Tunika glatt, ging auf die Stufen zu, die tiefer in die Burg hinunterführten, und sprach weiter, ohne sich umzudrehen. »So, wie du sie behandelst und ständig anschreist, Saber, wundert es mich offen gestanden nicht, dass sie nicht gut auf dich zu sprechen ist. Du tust ja nichts anderes, als ihr Vorschriften zu machen.«
    »Morganen …«, warnte Saber ihn grollend.
    Sein jüngster Bruder fuhr zu ihm herum und drohte ihm
mit dem Finger. » Du hörst jetzt mir zu. Man kann seinem Schicksal nicht entrinnen! Und dieses Schicksal hat es so gewollt, dass ich unfreiwillig Zeuge ihrer misslichen Lage wurde, während ich in meinen Spiegel blickte. Mein Gewissen zwang mich, sie zu retten und hierher zu bringen, da meine Magie in ihrer Welt nicht mächtig genug war, um sie irgendwo anders hinzuschicken. Und da es sie nun einmal hierher verschlagen hat, ist es zweifellos der Wille besagten Schicksals, dass sie die einem von uns gestellte Prophezeiung

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