Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
Vom Netzwerk:
der Burg.
    Als sie die Tür erreichten, war die Vase dennoch fast leer, und sie stürzten auf die Wanne zu.
    » Saber? Kelly? Wo seid ihr? «
    Saber, der auf der untersten Stufe der riesigen Wanne stand, antwortete ihm, während er den großen Korkstopfen entfernte. Der andere Korken steckte zum Glück schon in dem Abfluss. » Evanor! «, sang er, um das magische Gehör seines Bruders zu aktivieren. »In der Nähkammer waren Wasserschlangen. Wir müssen beide das Gift aus uns herausspülen.«
    » Ihr alle beide? «, vergewisserte sich der unsichtbare Bruder. Schreck klang in seinem Lied mit.
    »Ja, dank mehrerer Bisse und Hautkontakt. Wir glauben, wir haben sie alle erledigt, aber gegen Ende waren wir mehr mit anderen Problemen beschäftigt«, fügte er hinzu, als Kelly vor ihm die Abtrittkammer betrat und die Vase unter den dort sprudelnden Wasserfall hielt. »Die Greife waren nur die Vorhut, sie sollten uns ausspionieren und den Weg für die Schlangen freimachen. Also seid vorsichtig.«
    »Wir sind gewarnt. Werdet ihr überleben?«
    Saber lachte, verschluckte sich aber an der Handvoll des warmen Wassers aus der Wanne, mit dem er seinen Durst stillte, und musste husten. »Ich denke schon. Aber die nächsten Tage werden kein Vergnügen.«
    »Ich triefe vor Mitgefühl.«
    »Wie habt ihr das gemeint?«, erkundigte sich Kelly, die gerade mit der frisch gefüllten Vase zurückkam. Evanor hatte dafür gesorgt, dass sie den Rest des Gesprächs mit anhören konnte. Sie goss sich etwas Wasser über das Gesicht, dann trank sie, ohne seine Antwort abzuwarten. Sie wurde von einem unstillbaren Durst geplagt.
    »Die einzige Heilmethode ist langwierig … und sehr nass. Wir müssen uns mehrere Stunden, vielleicht sogar mehrere Tage lang von Wasser durchweichen lassen …wie
lange, hängt von der Schwere der Vergiftung ab. Und wir werden die Wanne nur verlassen, wenn uns der Durchfall, der uns das Gift aus dem Körper spült, auf den Abtritt treibt«, erklärte er, das Gesicht zu einer Grimasse verziehend, dann versuchte er mit seiner gesunden Hand erfolglos, seine Stiefel aufzuschnüren. »Kannst du das übernehmen? Ich kann meine Hand die nächsten drei, vier Stunden nicht gebrauchen, ich muss warten, bis so viel Gift wie möglich aus diesen Wunden ausgetreten ist.«
    Während er aus seiner unversehrten hohlen Hand Wasser schlürfte, streifte Kelly ihm Stiefel und Socken ab. Ihre Haut war mittlerweile so trocken geworden, dass sie schmerzhaft zu spannen begann. Sie legte ihren Gürtel ab – einen weiteren Schatz, den sie in einer staubigen Kammer gefunden hatte – und stieg in die Wanne, sowie sie halb voll war. Sie war breit und tief und hatte sogar einen geschwungenen Rückenteil, an den man sich bequem anlehnen konnte. Nachdem sich Saber seines eigenen Gürtels entledigt hatte, folgte er ihrem Beispiel.
    Es war keine Schamhaftigkeit, die sie dazu bewogen hatte, ihre Kleider anzubehalten; sie wollten einfach nur keine Zeit verlieren. Mit einem nackten Zeh berührte er den Hebel und stellte die Temperatur etwas höher, dann ließ er den Fuß in das Wasser zurückfallen. Kelly tauchte unter, bis sich ihre Haare mit Wasser vollgesogen hatten, und kam dann mit einem wohligen Seufzen wieder an die Oberfläche.
    »Oh, tut das gut.«
    Saber tat es ihr nach, schüttelte Wassertröpfchen aus seinen Augen, nachdem er wieder aufgetaucht war, dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Und ich habe mich darüber beschwert, dass ich das Ding sauber machen musste!«
    Darüber musste auch Kelly lachen. Sein Arm ruhte hinter ihren Schultern auf dem Beckenrand, während sie
sich nebeneinander in der Wanne räkelten. Kelly sträubte sich nicht dagegen, im Gegenteil, sie genoss das Gefühl vertrauter Kameradschaft, das sich zwischen ihnen entwickelte. »Bist du jetzt nicht froh, dass ich dich dazu gebracht habe?«
    »Dazu gebracht?« Saber kniff spöttisch die Augen zusammen. »Überlistet hast du mich!«
    »Ich habe mich schon gefragt, ob du das wohl je merken würdest.«
    Er sah sie an, sie ihn. Beide leckten sich gleichzeitig mit identischen Grimassen die trockenen Lippen und tauchten erneut unter. Als sie wieder an die Oberfläche kamen, lachten sie beide. Kelly ließ sich zum Fußende der riesigen, zwei Personen mühelos fassenden Wanne treiben und schob den Korken in den Wasserspender zurück. Obwohl eine große Menge Frischwasser heraussprudelte, ließ er sich mühelos wieder verkorken, und der Korken blieb an seinem Platz.

Weitere Kostenlose Bücher