Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)
Taille wandern und drückte sie tiefer in die Wanne. Als sie nickte, gab er sie frei und langte nach seiner Tunika.
Er wrang das Kleidungsstück erst über seinem, dann über Kellys Kopf aus. Kelly hob das Gesicht zu den Wassertropfen empor und schloss genüsslich die Augen. Saber ließ den dünnen Strahl erneut über ihren Kopf und ihre Schultern rinnen, bevor er das Kleidungsstück hinter dem Wannenrand auf den Boden warf.
Danach legte er einen Arm um Kelly, lehnte sich gegen den geschwungenen Rückenteil des Beckens und zog sie so eng an sich, wie er es wagte, ohne von seiner Begierde übermannt zu werden. Sie war nicht mehr so dünn und zerbrechlich, dass er fürchten musste, ihr weh zu tun, wenn er sie zu hart anfasste, trotzdem mahnte er sich zur Vorsicht.
Kelly lehnte den Kopf gegen seinen Bizeps. Einer ihrer Arme ruhte hinter seinem Rücken auf dem Wannenrand, die andere Hand sacht auf seiner Brust, während sie fieberhaft überlegte, was sie jetzt sagen sollte. Irgendetwas, was nicht mit Sex zusammenhing. »Erzähl mir doch, wie ihr so eure Tage verbringt. Ich weiß, dass Evanor in allen Dingen, die mit der Haushaltsführung zusammenhängen, so beschlagen ist, wie es ein heterosexueller Mann nur sein kann, Trevan und Wolfer gern auf die Jagd gehen, Rydan wie eine menschliche Fledermaus in seiner Turmhöhle hockt und Koranen die Lichtkugeln herstellt … und du?«
»Ich … äh … ich fertige magische Schwerter und Rüstungen und ähnliche Dinge an«, erwiderte er, dabei krümmte er seinen Arm ein wenig, um es ihr bequemer zu machen. »In meinem Turm – dem nordwestlichen – habe ich mir entlang der inneren Mauer eine Schmiedewerkstatt eingerichtet. Allerdings muss ich über den Schatten meines männlichen Stolzes springen und zugeben, dass ich bei weitem nicht der beste Schmied weit und breit auf diesem Gebiet bin. Manchmal lasse ich mir Schwerter aus den besten Schmieden Katans liefern, um sie zu verzaubern, denn keiner kann Waffen besser magische Kräfte verleihen als ich, auch wenn meine Schmiedekünste nicht so berühmt sind.«
»Armes Baby. Ich bin sicher, du gibst dein Bestes.« Sie tätschelte ihm mit einer nassen Hand die Brust.
»Nenn mich nicht Baby. Und halte die Luft an«, warnte er sie, ehe er sie mit sich unter Wasser zog. Als sie wieder
auftauchten, zwinkerte er, wischte sich aber die Tropfen nicht aus den Augen, weil er wusste, dass seine Haut die Feuchtigkeit noch immer dringend brauchte. »Falls du dich fragst, wie lange diese Entgiftung dauert – wir müssen in der Wanne bleiben, bis unsere Haut so verschrumpelt ist wie die einer Dörrpflaume.«
Er hob eine Hand, um ihr zu zeigen, dass sie noch immer glatt und straff war, obwohl sie nun schon über eine halbe Stunde lang ohne ihre störenden Kleider bis zum Hals im Wasser lagen. »Siehst du? Es ist noch lange nicht so weit.«
»Also willst du mich erst lieben, wenn ich so viele Falten habe wie eine Urgroßmuter, wenn ich dich richtig verstanden habe?«, neckte sie ihn und barg das Gesicht erneut an seiner Schulter.
Liebe? Sein Herz machte einen kleinen Satz, als er auf den sich so vertrauensvoll an ihn schmiegenden Kopf hinabblickte. Ja, das war Liebe … oder nicht? Der Gedanke ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, was aber nur zum Teil von seiner Angst vor dem Fluch herrührte. Das schlimmste Unheil, das ihn jetzt treffen konnte, war, dass ihr etwas zustieß, erkannte er mit einem Mal. Ich glaube, jetzt verstehe ich auch endlich, was Vater empfunden hat … warum er lieber starb, als ohne Mutter weiterzuleben. Ich begreife nur nicht, wie ich derart starke Gefühle für eine Frau aus einer anderen Welt entwickeln konnte …
Er liebte ihr rotgoldenes Haar, ihre gelegentlichen Temperamentsausbrüche, ihre beständige Forderung, als absolut gleichberechtigt behandelt zu werden; er bewunderte ihre Unabhängigkeit, ihren Mut, ihr breites Grinsen und die Art, wie sie sich auf die Unterlippe zu beißen pflegte. Er liebte es, dass sie sich nicht scheute, über alles zu reden, was ihr in den Sinn kam und dabei auch heikle Themen anzuschneiden und dass sie mit einem nackten Mann
in einer Badewanne saß, ohne Hemmungen zu zeigen, obwohl sie noch unberührt war. Er … er liebte sie, das war alles.
»Hast du irgendeine Idee, was für ein Unheil über uns hereinbrechen wird, falls wir uns tatsächlich … lieben sollten?« Er betonte das vorletzte Wort bewusst. Ihre mit feinen Wassertröpfchen benetzten Wimpern flatterten, als
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