Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
Vom Netzwerk:
unseren Vätern bestand zwangsläufig. Beide beanspruchten die Herrschaft über die Hölle. Verschärft wurde er noch dadurch, dass die Menschen unsere Väter häufig gleichsetzten, so als wären sie eins. Dabei war es mein Vater, Satan, der sie in Versuchung führte. Er war das sprichwörtliche Böse vor denen ihnen graute. Er war es, der ihre Schwächen vor Gott zu offenbaren versucht hatte. Er war es der Adam und Eva zur ersten Sünde der Menschheit verführt hatte. Luzifer hatte doch gar nichts mit diesen nichtswürdigen Wesen auf der Erde zu tun. Er amüsierte sich höchstens mit den Hexen, die ihm ohnehin schon zugetan waren.
    In meinem Zorn kämpfte ich unbewusst gegen den Sog, der mich in Halphas Nähe halten sollte an. Plötzlich gab er etwas nach. Ich stolperte fast nach vorn zu Tür und im nächsten Moment hörte ich einen überraschten heiseren Laut. Als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch, wie Halphas durch die Luft gerissen wurde und dann schwer auf mir landete. Der Zauber hielt uns wirklich wie ein elastisches Band zusammen.
    „Verdammt noch mal!“, keuchte ich, als mir sein Gewicht die Luft aus den Lungen drückte und versuchte ihn sofort von mir zu schieben. Auch Halphas kämpfte sich verbissen auf die Füße. Eine flüchtige Röte huschte über seine sonst recht bleichen Wangen. Sie verwirrte mich, da er dadurch kurze Zeit die Überlegenheit verlor, die ich so sehr an ihm hasste.
    „Wohin willst du denn?“, zischte er dann aber ganz wie der Alte, als er sich schnell gefangen hatte und auf mich herabblickte. Mit grimmiger Miene stand ich auf, um das richtige Größenverhältnis zwischen uns wiederherzustellen. Um eine Antwort verlegen, dehnte ich meine Nackenmuskulatur, die sich bei dem Aufprall verzerrt hatte. Ich hatte von ihm weg gewollt, aber da dies nun einmal nicht ging, wollte ich meine Unüberlegtheit nicht zugeben.
    „Ich habe Hunger“, brummte ich schließlich, weil mir nichts anderes einfiel.
    „Sag das nächste Mal Bescheid und stürm nicht einfach so los!“, wies mich Halphas anmaßend zurecht.
    „Achte einfach mehr darauf, was ich tue, wenn du nicht noch einmal durch die Luft fliegen willst“, entgegnete ich unnachgiebig und verließ nun endgültig den Raum. Es schien so als würde sich Halphas zunächst dagegen sträuben, doch dann kam er bereitwillig hinter mir her. Vielleicht hatte er gemerkt, dass er mir nicht viel entgegensetzen konnte, oder aber er hatte auch Hunger bekommen. Wir durchstreiften die Festung systematisch auf der Suche nach etwas Essbarem. Leider waren keine Diener unterwegs, die wir hätten fragen können. Das ganze Schloss schien der Trägheit seines Herrn verfallen. Plötzlich stießen wir auf einen blonden Jungen. Er huschte, bekleidet mit nicht mehr als einem seidenen Bettlaken, aus einem schmalen Nebengang in den Flur den wir gerade entlang kamen. Als er schlitternd vor uns zum Stehen kam, verfärbte sich sein hübsches Gesicht ins Rötliche. Zwei blaue Saphire musterten uns erschreckt, doch dann zuckte er mit seinen schmächtigen Schultern und wollte links an mir vorbei durch eine Tür schlüpfen, ohne auch nur ein Wort an uns gerichtet zu haben.
    „Hey Kleiner“, hielt Halphas ihn auf und erwischte gerade noch ein Zipfel seines Lakens. Notgedrungen blieb der Junge nun also stehen und wandte sich gelassen zu uns um. Sein blondes Haar fiel in sanften Wellen um sein entspanntes liebliches Gesicht.
    „Lass los!“, befahl er unerwartet unverschämt mit einer vertraut matten Stimme. Halphas Brauen hoben sich überrascht, doch er tat das Gegenteil und zog den Jungen an dem Tuch etwas mehr in den durch Kerzenschein erhellten Flur. Ein Lächeln schlich sich auf Halphas Lippen, als nun die Schönheit des Jungen, auch wenn man nicht so gute Nachtaugen hatte wie ich, offensichtlich wurde.
    „Wir suchen was Essbares, Kleiner. Kannst du uns da nicht weiterhelfen?“, fragte Halphas mit höflicher Zweideutigkeit aus Bitte und Drohung. Unbeeindruckt verschränkte der Junge seine schmächtigen Arme vor der flachen Brust und schenkte Halphas einen gelangweilten Blick: „Geht in die Vorratskammer.“
    „Und wo ist die?“, wurde ich leicht ungeduldig.
    „Im Erdgeschoss“, antwortete der Junge und deutete auf den Gang aus dem er gerade gekommen war. „Dort entlang geht es am schnellsten.“
    „Wer bist du?“, wollte Halphas wissen. Ich grummelte ungeduldig, was interessierte ihn so an diesem kleinen Burschen? Es war doch völlig unwichtig, was für eine

Weitere Kostenlose Bücher