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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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Vorratsräume führte. Dort hingen an gebogenen Stangen fette Fleischvorräte, in Regalen waren sahnige Torten aufbewahrt und in Körben stapelten sich exotischsten Früchte. Fettige Pasteten waren auf langen Tischen bereitgestellt. Obwohl es eigentlich nur ein Vorwand gewesen war, bekam ich bei diesem Anblick wirklich Hunger. Zielstrebig ging ich auf einen der Tische zu und versenkte meinen Finger in eine der Pasteten, um ihren Inhalt zu ergründen.
    „Du bist ein Ferkel“, stellte Halphas pikiert fest. „Kannst du nicht ein Messer benutzen?“
    „Pah“, machte ich, nahm die Pastete auf und biss herzhaft hinein, um mit vollem Mund weiter zu sprechen. „Ich esse sie doch ohnehin ganz auf.“
    „Trotzdem“, fand Halphas abfällig. „Und du willst ein Prinz sein.“
    „An erster Stelle bin ich ein Dämon und kein Märchenprinz. Ich esse wie es mir gefällt und auf dich muss ich erst recht keine Rücksicht nehmen“, offenbarte ich ihm hitzig. Halphas rümpfte seine fein gebogene Nase und schritt zu den Obstkörben. Er entschied sich für einen kleinen Strauch Weintrauben, die er geziert einzeln in seinen Mund verschwinden ließ, während er mich weiterhin verächtlich beäugte. Ich kehrte ihm den Rücken zu und genoss mein Mahl. Ich kannte den süßlichen Geschmack des Fleisches nur zu gut. Menschenfleisch war eine Delikatesse, zumal Menschen eine nicht leichte Beute waren unter den wachsamen Augen der Schutzengel.
    „Du schmatzt“, stellte Halphas angewidert fest. Meine rechte Hand ballte sich automatisch zu Faust, was der Pastete nicht unbedingt gut tat: „Und du stirbst gleich, wenn du nicht endlich deine Klappe hältst!“
    „Hat dein Vater dir denn gar keine Manieren beigebracht?“, fuhr Halphas unbeeindruckt damit fort mich zu reizen. Ich knurrte leise und wirbelte dann zu ihm herum: „Wie du vorhin richtig festgestellt hast, war mein Vater nie ein Engel und er hatte auch nicht vor einen aus mir zu machen!“
    Die grünen Augen, die mich unaufhörlich verdrießlich musterten, verengten sich ein wenig. Seine Brust schwoll an und mit leiser zischender Stimme fragte er: „Was willst du denn damit sagen?“
    „Vielleicht will dein Vater ja wieder zurück in den Himmel“, vermutete ich provokant, mit dem vollen Bewusstsein, das es eine unheimliche Beleidigung war. Halphas schmiss seine Trauben fort: „Sag das noch mal!“
    „Was? Dass dein Vater zurück in Gottes Arme will?“, erkundigte ich mich unschuldig. Ich konnte meine Pastete gar nicht so schnell in Sicherheit bringen, wie Halphas mich erreichte und über mich herfiel. Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt getroffen zu haben. Er griff nach dem Rest Pastete ihn meiner Hand und schleuderte sie mir ins Gesicht. Die Schmach nicht auf mir sitzen lassen wollend, packte ich ihn und tunkte ihn kopfüber in eine Torte auf dem Tisch. Es entwickelte sich eine rasante Essensschlacht aus der wir schließlich durch einen verstörten Diener gerissen wurden und langsam wieder zur Vernunft kamen. Die Vorratskammer hatte sich in ein fettiges Trümmerfeld verwandelt und wir selbst waren über und über mit den Resten bedeckt. Obwohl ich es nicht zugeben wollte, hatte es Spaß gemacht. Trotzdem war es auch ein wenig peinlich, dass wir unter der Bedingung uns nicht gegenseitig umzubringen zu so niedrigen Mitteln greifen mussten. In einvernehmlichem Schweigen beschlossen wir möglichst schnell in unsere Kammer zurückzukehren, ehe uns noch eine Strafe ereilen konnte.
    „Ich gehe mich sauber machen“, erklärte Halphas kühl und verschwand hinter der Tür zum Waschraum. Ich musste mich wohl oder übel an die Tür lehnen. Der Bann begann mich wirklich mächtig zu stören. Ebenso wie die Tür, die Halphas hinter sich zugeschlossen hatte, als hätte ich ein besonderes Verlangen, ihm beim Baden zuzusehen… Missmutig zählte ich die Sekunden, bis ich endlich an der Reihe war mich zu waschen und von dem klebrigen Brei zu befreien.
    „Wer hat eigentlich bestimmt, dass du dich als erstes waschen darfst?“, fragte ich ihn böse, als er endlich fertig war. Er schaute mich mit gespielter Überraschung an: „Ich hätte nicht gedacht, dass du es so eilig hast dich zu säubern. Schweine suhlen sich doch gerne im Dreck.“
    Die Wut kochte erneut in meinen Eingeweiden empor, doch ich riss mich mühsam zusammen und betrat das Bad ohne ein weiteres Wort. Das Wasser in der Wanne war schmutzig. Halphas’ schmutzige Kleidungsstücke lagen in einem unordentlichen Knäuel

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