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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.C. Lelis
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Licht, das sie entführte und mich einsam zurückließ. Es hatte mich nie beachtet. Mich nie mitgenommen. Ich hasste es!
    Kein Wesen dieser Welt sah es vor seinem Tod. Nur ich erlitt diese Qualen. Seit Ewigkeiten musste ich ertragen, wie es mir meine Liebsten nahm und nur mich verschmähte. Verlassen. Allein. Verdammt. Gefangen in diesem Leib. Unzerstörbar. Er alterte nicht einmal mehr.
    Nachdem die Familie und ihre Anwesenheit in der Hütte völlig abgeklungen waren, verließ auch ich sie. Meine unerklärliche, wilde Zerstörungslust hatte sich ebenfalls verflüchtigt. Ich fühlte wieder diese angenehme Leere in mir. Keine Befriedigung über meine Tat, aber auch keine Reue und schon lange kein Entsetzen mehr. Ich hatte es schon oft getan. Und konnte ich es auch nicht erklären, so war es dennoch ein Teil von mir.
    Inzwischen war noch mehr Schnee gefallen. Knirschend gab er unter meinen Füßen nach. Überhaupt schien er alle Geräusche in der Umgebung zu verstärken. Sie übertönten selbst das Rauschen des Meeres. Unmittelbar hinter mir knackte es plötzlich laut und ich spürte ihn schon bevor ich mich zu ihm umwandte.
    Ich war nicht erschrocken. Immerhin sehnte ich mich nach dem Tod. Schon so lange… Dennoch verwirrte mich sein Anblick. Keine fünf Meter von mir entfernt stand ein Mann an einen Baum gelehnt und starrte mich aus faszinierenden giftgrünen Augen abwägend an. Obwohl es bitterer Winter war, hatte er nicht viel mehr am Leib als ich. Natürlich war seine Kleidung viel edler. Er trug ein seidenes Hemd und dazu eine enge Kniehose aus Leder. Im Gegensatz zu mir besaß er aber auch Strümpfe und feine Schuhe. Sein Haar verwirrte mich. Es war silbern, obwohl sein Gesicht blutjung wirkte. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich. Dann wurde es mir plötzlich bewusst, was mich so bestürzte: Wir waren von der gleichen Art.
    Eine Weile starrten wir uns einfach nur an. Es schien ihm zu gefallen, wie ich ihn ansah. Er rekelte sich beinahe selbstgefällig unter meinem Blick. Ich gestand es ihm zu, er war wunderschön. Ich hatte nie einen schöneren Mann gesehen. Aber das hatten bisher auch alle über mich gesagt, bevor sie mich kennen gelernt hatten.
    Plötzlich rührte er sich. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Lächeln, als er sich leicht nach vorn beugte. Seine Stimme klang heiser und tief zugleich: „Wen oder was haben wir denn da?“
    Ich bekam eine Gänsehaut, wurde aber zugleich magisch von ihm angezogen. Bedächtig löste ich meine blau gefrorenen Füße von ihrem Grund und trat interessiert näher. Der Fremde blieb ungerührt stehen und musterte mich aufmerksam und hämisch zugleich. Dann schweifte sein Blick ab und glitt zu der Kate mit den Leichen der Familie. Er schien zu wissen, was ich getan hatte, zeigte aber keine Regung.
    „Hast du keine Angst vor mir?“, wunderte ich mich. Er lachte. Tatsächlich, er lachte, wenn auch nur knapp und wenig herzlich. Dann schüttelte er sein hübsches Haupt und seine langen Haare glänzten herrlich im Mondschein. Gerne hätte ich auch ihn zerstört, doch irgendetwas in mir warnte mich davor.
    „Wer bist du?“, wollte er noch einmal wissen. Bestimmter diesmal.
    „Stolas“, antwortete ich scheinbar gleichmütig. „Und dein Name ist?“
    „Mächtig. Namen sind Macht, Kleiner“, belehrte mich mein Gegenüber spöttisch. „Für meinen gilt das insbesondere, weshalb du ihn dir gut merken und eigentlich schon längst kennen solltest. Ich bin Halphas, Luzifers Sohn. Und wer ist dein Vater?“
    „Ich habe keinen Vater.“ Seine Art reizte mich. Doch was er gesagt hatte, verwirrte mich. Luzifers Sohn. Der Luzifer vor dem mich der Pfarrer gewarnt hatte, ehe er mich als einer der ersten verdammt hatte?
    „Und deine Mutter?“, ließ Halphas nicht locker. Er beschämte mich.
    „Auch nicht“, bekannte ich knapp und wollte mich am liebsten abwenden und davonlaufen. Die grünen Augen, die mich so unverwandt angestarrt hatten, blinzelten. Plötzlich griff er nach meinem Arm: „Wo bist du aufgewachsen? Wer hat dich aufgezogen?“
    Seine Stimme klang mit einem Mal lauernd. So als würde er die Antwort schon erahnen. Ich schluckte und wurde unruhig. Die Hand um meinen Arm strahlte Kraft aus, doch ich war stärker. Ich war mir ganz sicher, dass ich sie abschütteln konnte, wenn ich wirklich wollte. Wollte ich? Nein, noch nicht.
    „Nicht weit von hier. Ein Fischerdorf. Aber das gibt es nun nicht mehr“, erklärte ich schlicht. Ein leises Zischen entwich aus

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