Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Schwimmen und Klettern ausgefüllt, wobei das Klettern die einzige unorthodoxe Trainingsmethode darstellte. Cletus hatte nämlich eine Art Klettergerüst für Erwachsene bauen lassen, ein Gewirr von Stahlrohren, die in verschiedenen Höhen und Winkeln miteinander verbunden waren. Das Gerüst war inzwischen zehn Meter hoch, sechs Meter breit und mehr als zwanzig Meter lang.
Jetzt, sechs Monate nachdem er das Krankenhaus in Kultis verlassen hatte, begann Cletus’ Tag mit einer steilen Klettertour, indem er sich ohne Pause vom Boden an einem Tau hinaufhangelte, das zwanzig Meter über dem Boden an einem Baumast befestigt war. Sobald er oben angekommen war, hangelte er sich drei bis vier Meter an diesem Ast entlang, kletterte über ein kurzes, nur etwa fünfzehn Meter langes Seil hinab und begann dann an diesem Seil zu schaukeln, bis er sich an der obersten Stange des Klettergerüsts festhalten konnte. Die nächsten dreißig Minuten vergingen, indem er im Klettergerüst einen Weg durchstieg, der stufenweise immer komplizierter und schwieriger wurde, wobei man das Gerüst Cletus’ Kondition entsprechend immer weiter ausbaute.
Sobald er das Gerüst hinter sich hatte, begann er mit seinem Morgenlauf – der jetzt, wie gesagt, bereits fünfzehn Meilen betrug. Die Strecke führte zunächst querfeldein über ziemlich flaches Gelände, dann aber hügelauf und hügelab durch die bergige Landschaft. Diese Gegend lag eintausendfünfhundert Meter über dem Meeresspiegel, ein Umstand, der sich bemerkenswert auf Cletus’ rote Blutkörperchen und auf seinen Kreislauf auswirkte.
Die letzte Wegstrecke ging dann zwei Meilen ständig bergauf. Gleich oben am Hang ging er dann wieder etwa fünfzig Meter unter pinienähnlichen Bäumen bergab, bis Cletus schließlich am Ufer des Athan-Sees angekommen war.
Doch Cletus verlangsamte sein Tempo nicht, während er sich dem Ufer näherte, sondern watete durch das seichte Wasser direkt in den See. Dann begann er zu schwimmen, um die halbe Meile bis zum anderen Ufer zurückzulegen, über dem das langgestreckte Landhaus Eachans zwischen den Bäumen hervorlugte.
Das Wasser des Bergsees war kalt, aber Cletus ließ sich nicht abschrecken. Sein vom Laufen erhitzter Körper empfand das kühle Naß eher wohltuend. Er schwamm in voller Trainingskleidung, angetan mit Laufschuhen, Socken, Shorts und Hemd, und hatte sich so sehr an das Gewicht seiner durchnäßten Schuhe und Kleidung gewöhnt, daß er gar keine Notiz davon nahm.
Er schwamm zügig mit weit ausholenden Armbewegungen dahin, während er den Kopf rhythmisch die rechte Schulter entlanggleiten ließ, um die frische Bergluft einzuatmen, während seine Beine eine lange Spur durch das Wasser zogen. Kaum hatte er sich an den gleichmäßigen Rhythmus seiner Schwimmbewegungen gewöhnt, als das Wasser auch schon wieder seicht wurde und seine Füße den Boden berührten.
Er schaute auf seine Armbanduhr und trottete gemütlich den Abhang bis zu dem Schiebefenster im Parterre hinauf, das direkt in sein Schlafzimmer führte. Zehn Minuten später, nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, betrat er das sonnige Speisezimmer des Langhauses, um Eachan und Melissa beim Lunch Gesellschaft zu leisten.
„Wie lief es heute?“ fragte Melissa. Sie schenkte ihm ein spontanes, warmes Lächeln, das einen Strom von Mitgefühl und Verständnis zwischen den beiden aufkommen ließ. Diese sechs Monate des Zusammenlebens unter einem Dach hatten alle Schranken zwischen ihnen abgebaut. Cletus war zu liebenswürdig und Melissa zu anziehend, als daß ein so enges Beieinandersein keine gegenseitigen Sympathien geweckt hätte.
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