Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
wiederholte Swahili. „Das sind mehr als fünfzig Meilen Fußmarsch pro Tag durch unbekanntes Gelände.“
„Genau!“ sagte Cletus. „Und eben darum wird keiner – weder die Newtonier noch die Brozaner – annehmen, daß wir etwas Ähnliches versuchen. Aber Sie, Major, und ich wissen, daß es unsere besten Leute schaffen werden, nicht wahr?“
Sein Blick und der Blick aus Swahilis Augen in dessen dunklem, unbeweglichen Gesicht kreuzten sich.
„Ja“, sagte Swahili.
„Gut“, meinte Cletus und trat vom Tisch zurück. „Wir wollen jetzt essen und heute Abend die Einzelheiten ausarbeiten. Sie, Major, gehen mit Arv, und ich fahre mit Gruppenführer Athyer.“
„Atyher?“ gab Swahili zurück.
„Richtig“, erwiderte Cletus trocken. „Sie haben mir doch gesagt, daß er mitkommt?“
„Ja“, gab Swahili zu. Seltsamerweise stimmte es. Swahili schien sich für den frisch rekrutierten, nicht ausgebildeten Athyer zu interessieren, offensichtlich mehr aus Neugier denn aus Sympathie – denn man konnte sich keine größeren Gegensätze denken als den Major und Athyer. Swahili war weit und breit der beste unter den neuausgebildeten Dorsai, Mannschaften und Offiziere gleichermaßen. Er hatte bei der Ausbildung, was die Selbstkontrolle betraf, mit Ausnahme von Cletus alle überflügelt. Trotzdem war Swahili nicht bereit, sein Urteil durch sein Interesse beeinflussen zu lassen. Er schaute Cletus mit einem Anflug von grimmigem Humor an.
„Und, Sir, da er Sie begleiten wird …“ sagte er.
„Die ganze Zeit“, meinte Cletus ruhig. „Ich nehme an, Sie haben nichts dagegen, Arv bei sich zu haben?“
„Nein, Sir.“ Swahili schenkte dem jungen Kommandanten einen Blick, der fast väterlich und zustimmend zugleich war.
„Gut“, meinte Cletus. „Sie können jetzt gehen. Wir treffen uns dann hier nach dem Essen wieder.“
„Jawohl.“
Swahili entfernte sich. Cletus wandte sich der Tür zu und entdeckte Arvid, der im Türrahmen stand und ihm fast den Weg versperrte.
„Ist was, Arv?“ fragte Cletus.
„Sir …“ setzte Arvid an, doch dann wußte er nicht weiter.
Cletus machte keine Anstalten, ihm weiterzuhelfen, sondern stand abwartend da.
„Sir“, wiederholte Arvid. „Ich bin doch noch Ihr Adjutant?“
„Das sind Sie“, sagte Cletus.
„Dann …“ Arvids Gesicht war starr und etwas blaß – „… darf ich vielleicht fragen, warum Athyer Ihnen bei einem solchen Unternehmen an meiner Stelle assistieren soll?“
Cletus schaute ihn kühl an. Arvids Haltung war etwas steif, die rechte Schulter unter der Uniformjacke immer noch etwas hochgezogen durch die Brandwunde, die er sich geholt hatte, als er seinerzeit im Hauptquartier von Bakhalla Cletus vor den Neuländer-Guerillas schützen wollte.
„Nein, Kommandant“, sagte Cletus gedehnt. „Sie dürfen mich nicht fragen, warum ich so und nicht anders entschieden habe – weder heute noch in Zukunft.“
Sie standen sich gegenüber, von Angesicht zu Angesicht.
„Ist das klar?“ fragte Cletus.
Arvids Haltung wurde, wenn möglich, noch steifer. Sein Blick irrte von Cletus ab und heftete sich hoch über ihm auf einen Fleck an der Wand.
„Jawohl, Sir“, sagte er.
„Dann sollten Sie sich besser zum Abendessen begeben“, meinte Cletus.
Arvid machte kehrt und ging hinaus. Cletus seufzte und ging dann in sein Quartier, wo ihm sein Bursche ein einsames Mal servierte.
Am nächsten Morgen um neun stand er mit Athyer fünf Meilen tief im Waldgebiet, als Swahili zu ihnen stieß und ihm ein kleines Metallkästchen übergab, das eine Art Orientierungsgerät enthielt. Cletus steckte die Schachtel in die Jackentasche seiner graugrünen Felduniform.
„Ist das Gerät eingestellt?“ fragte er. Major Swahili
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