Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
scharfer Explosionen aufgeschreckt wurden. Was sie sahen, ließ ihnen das Blut in den Adern erstarren. Ihre Energiewaffen brannten lichterloh, und das Lager mit den Energieladungen schmolz in der Hitze wie Butter in einer Pfanne. Im gleichen Augenblick tauchten dunkel gekleidete Dorsai zwischen Lu Mays Truppen auf, entwaffneten die Leute und trieben sie unter den wachsamen Augen der anderen Söldner in Gruppen zusammen.
General Lu May, aus tiefem Schlummer erwacht, richtete sich auf seinem Feldbett auf und erblickte Cletus über sich, die Pistole im Gürtel. Lu May starrte ihn verwirrt an, als sei er eine Erscheinung.
„Aber … Sie müßten mir weit voraus sein …“ stammelte er, nachdem er sich einigermaßen gefaßt hatte.
„Ich habe Ihnen einen Konvoi ziviler Lastwagen vorausgeschickt“, erwiderte Cletus. „Diese Wagen waren leer bis auf die Fahrer. Meine Leute habe ich mitgebracht – und Ihr Kommando haben wir gefangengenommen, General. Es ist besser, Sie ergeben sich gleich, das vereinfacht die Sache.“
Lu May rappelte sich aus seinem Bett hoch. Plötzlich sah er sehr alt und hilflos wie ein begossener Pudel aus, als er in seinem Schlafanzug dastand. Fast demütig ergab er sich, ohne Widerstand zu leisten.
Cletus kehrte zu der Feldeinheit zurück, wo bereits ein provisorisches Hauptquartier eingerichtet worden war. Kanzler Ad Reyes wartete schon auf ihn.
„Sie können Ihrer Regierung mitteilen, Kanzler, daß die regulären Militärstreitkräfte des Zentralrings der Stadtstaaten unsere Gefangenen sind …“ begann er, brach dann aber ab, als Arvid eintrat und ein gelbes Meldeformular überreicht.
„Nachricht von Oberst Khan auf Dorsai“, sagte Arvid, „übermittelt von unserem Basislager bei Adonyer in der Kolonie Breatha.“
Cletus nahm das Formular, entfaltete es und las:
Angriff durch Etter-Paß von Neuland auf Bakhalla-Gebiet abgewehrt. Streitkräfte der Allianz und der Koalition in einer „Friedensarmee“ für die neuen Welten vereint. Dow deCastries hat Oberkommando dieser Streitkräfte übernommen.
Cletus faltete das Blatt zusammen und steckte es in eine Tasche seiner Kampfjacke. Dann wandte er sich an Reyes.
„Sie haben vierundzwanzig Stunden Zeit“, sagte er, „um die Breatha-Truppen hierherzubeordern und die Gefangenen zu übernehmen. Meine Truppen und ich müssen unverzüglich nach Dorsai zurückkehren.“
Reyes starrte ihn ehrfurchtsvoll und gleichzeitig verblüfft an. „Aber wir haben doch für den Fall eines Sieges einen Triumphzug vorgesehen …“ begann er unsicher.
„Vierundzwanzig Stunden“, erwiderte Cletus brüsk. Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ließ den Kanzler stehen.
24
Nach seiner Landung auf Dorsai rief Cletus bei Major Arvid Johnson, jetzt diensthabender Feldkommandeur, an und bat ihn zu sich in das Grahame-Haus. Dann bestieg er ein Flugzeug nach Foralie und zum Grahame-Haus, immer noch in seiner Felduniform, gefolgt von Bill Athyer, der sich ihm wie ein krummnasiger Schatten an seine Fersen heftete.
Melissa, Arvid und Eachan kamen ihm an der Haustür entgegen. Athyer, schüchtern trotz seines Ranges, den er jetzt bekleidete, stand bescheiden im entferntesten Winkel der Eingangshalle, während Cletus Melissa und Eachan kurz begrüßte und dann sofort auf sein Arbeitszimmer zusteuerte, während er Eachan und Arvid bedeutete, ihm zu folgen.
„Sie auch, Bill“, sagte er zu Athyer.
Dann schloß er die Tür des Büros hinter sich. „Wie lauten die neuesten Nachrichten?“ fragte Cletus seinen Schwiegervater, während er um den Schreibtisch herumging, sich hinter einem Stapel von Meldungen aufbaute und
Weitere Kostenlose Bücher