Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Er kam sich wie ausgewechselt vor, wie ein ganz anderer Mensch als jener Offizier, den die Leute zu Gesicht bekommen hatten, als sie an Bord gingen. Die gute Laune war nicht aus seinem Gesicht gewichen. Doch jetzt war etwas Kraftvolles, Beständiges und Intensives an ihm, während er die Leute anschaute. Eine Art von menschlicher Elektrizität ging von ihm aus, die gegen ihren Willen ihre Nerven aufpeitschte.
„So ist es schon besser“, sagte Cletus. Selbst seine Stimme hatte sich verändert. „Gut, ihr seid also die Leute, die ausziehen werden, um dort oben am Etter-Paß die Sieger des heutigen Tages zu werden. Und wenn ihr alle Befehle entsprechend befolgt, werdet ihr siegen, ohne daß es viel Mühe kostet und euch auch nur ein Haar gekrümmt wird.“
8
Alle schauten ihn an.
„Sir?“ sagte Jarnki nach einem Augenblick.
„Ja, Korporal?“ fragte Cletus.
„Sir … Ich verstehe nicht, was Sie meinen“, brachte Jarnki nach einigem Zögern hervor.
„Ich meine, Sie werden eine Menge Neuländer einfangen“, gab Cletus zurück, „ohne dabei auch nur eine Schramme davonzutragen.“ Er wartete, während Jarnki den Mund öffnete und dann langsam wieder schloß.
„Nun? Ist das die Antwort auf Ihre Frage, Korporal?“
„Jawohl, Sir.“
Jarnki drang nicht weiter in ihn. Doch seine Augen und die Augen seiner Leute ruhten argwöhnisch auf Cletus, mit einem Argwohn, der fast schon an Furcht grenzte.
„Dann wollen wir mal“, sagte Cletus.
Nun begann er, seine Leute zu postieren – einen bei der seichten Furt des Flusses, der hier einen großen, trägen Bogen um die Lichtung machte, zwei Mann unten am Ufer auf beiden Seiten der Lichtung und die übrigen vier hoch über dem Fluß in den Bäumen bergauf in jener Richtung, aus der die Guerillas erwartet wurden, die den Fluß überqueren wollten.
Der letzte, dem er seinen Posten anwies, war Jarnki.
„Keine Sorge, Korporal“, sagte er, rittlings auf seinem Flugesel in der Luft schwebend, unweit der Stelle, wo Jarnki im Baum saß, das Gewehr an sich gedrückt. „Die Neuländer werden nicht lange auf sich warten lassen. Sobald Sie sie erblickt haben, feuern Sie ein paar Salven ab und klettern dann runter, um nicht getroffen zu werden. Sie haben doch schon mal so was gemacht, nicht wahr?“
Jarnki nickte. Sein Gesicht war etwas blaß, und wie er da in der Eiche hockte, die mit ihrer glatten Rinde den Eichen auf der Erde ziemlich ähnelte, war seine Stellung viel zu verkrampft und alles andere als bequem.
„Jawohl, Sir“, sagte er. Doch in seiner Stimme schwang einiges mit, was unausgesprochen blieb.
„Wahrscheinlich aber unter tragbareren Umständen und inmitten Ihrer Kompanie oder Abteilung, nicht wahr?“ meinte Cletus. „Lassen Sie sich durch den Unterschied nicht verwirren, Korporal. In dem Augenblick, wo das Geballere losgeht, dürfte es auch ziemlich egal sein. Ich werde jetzt die beiden anderen Furten überprüfen. Bin bald zurück.“
Er lenkte den Flugesel vom Baum weg und flog flußabwärts … Der Flugapparat, auf dem er saß, arbeitete fast lautlos und machte nicht mehr Geräusche als ein Ventilator. Normalerweise war das Motorengeräusch vielleicht fünfzehn Meter weit zu hören. Doch dieser Urwald im Oberland von Kultis war von Vogel- und Tierstimmen erfüllt. Da war ein Laut, der sich anhörte wie das Geräusch einer Axt, die auf Holz trifft und der in Abständen erklang, und ein weiterer Laut, der wie heftiges Schnarchen klang und sekundenlang aussetzte, um dann wieder anzuheben. Doch alles andere war nichts weiter als lautes Schreien und Krächzen in den verschiedensten Tonlagen und Lautstärken, ein Stimmengewirr, dem allerdings ein gewisser melodischer Charakter nicht abzusprechen war.
All
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