Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
diese Stimmen vereinigten sich zu einer Kakophonie, die das leise Summen des Flugesels übertönte und für ungeschulte Ohren fast unhörbar machten – so zum Beispiel für die Guerillas von Neuland, die ein solches Geräusch nicht kannten und daher vermutlich auch nicht achteten.
Cletus flog flußabwärts und überprüfte die beiden Furten, konnte aber keine Menschenseele entdecken. Bei der untersten Furt drehte er ab und flog wieder auf den Dschungel zu, bergauf in Richtung des Passes. Wahrscheinlich habe ich Glück, dachte er, da der Gegner den längeren Weg zurücklegen muß, wenn er gleichzeitig an mehreren Stellen übersetzen will. Zweifellos war aber für alle Gruppen irgendwo am anderen Flußufer ein Treffpunkt zu einer bestimmten Zeit vorgesehen.
Er flog dicht unter den Baumwipfeln dahin, etwa vierzig bis sechzig Meter über dem Boden, mit einer Geschwindigkeit von knapp sechs Stundenkilometern. Unter ihm war die Hochlandflora weniger von Rankenwerk durchsetzt als das Blattwerk unten an der Landestelle der Raumfähre, doch diese merkwürdigen roten Fäden und Streifen waren überall vorhanden und überzogen sogar die übergroßen Blätter der vielgestaltigen Erdenbäume – Eichen, Ahorn und Eberesche –, die vor zwanzig Jahren auf Kultis geplanzt worden waren.
Die irdische Flora gedieh in diesen Höhen prächtig, doch immer noch überwogen die einheimischen Pflanzen in Form von farnartigen Büschen, die zehn Meter in den Himmel ragten, bis hin zu einem baumartigen Gebilde mit purpurfarbenen Früchten, die zwar eßbar waren, doch einen leisen, betäubenden Duft verbreiteten, sobald ihre Schale aufbrach.
Cletus war etwa achthundert Meter von der Furt entfernt, als er das erste Anzeichen für eine Bewegung wahrnahm – nichts weiter als ein leises Wehen der Farnspitzen unter ihm. Er drosselte die Fahrt und ging tiefer hinunter.
Eine Sekunde später erblickte er die Umrisse eines Mannes in einem braun und grün gesprenkelten Tarnanzug, der unter einem Farnbusch hervorlugte.
Der Mann trug nichts weiter bei sich außer einen Rucksack, einer Art Tarnkappe und einer Sportwaffe über der Schulter. Das war bei Guerillas zu erwarten. Dies hing mit dem Gewohnheitsrecht zusammen, das sich während der letzten fünfzig Jahre kolonialer Auseinandersetzungen durchgesetzt hatte – daß nämlich ein Mann, der keine militärischen Waffen oder Geräte bei sich trug, lediglich der zivilen Gerichtsbarkeit unterstand, wobei der Beweis für Sachbeschädigung, Gefahr an Leib und Leben zu erbringen war, bevor man gegen einen Bewaffneten einschreiten konnte, selbst wenn er aus einer anderen Kolonie stammte. Ein Guerilla, den man nur mit einer Sportwaffe erwischte, wurde gewöhnlich lediglich deportiert oder interniert. Jeder aber, der militärische Ausrüstung irgendwelcher Art bei sich trug – und sei es eine Nagelfeile aus Armeebeständen –, wurde vor ein Kriegsgericht gestellt und zur Haft oder sogar zum Tode verurteilt. War also dieser Mann dort unten typisch für seine Gruppe, dann hatten Jarki und seine Leute einen massiven Vorteil dank ihrer Ausrüstung.
Cletus beobachtete den Mann ein paar Minuten lang. Er bahnte sich seinen Weg durch den Dschungel, ohne besonders auf Lautlosigkeit oder Deckung zu achten. Sobald Cletus die Marschroute dieses Mannes einigermaßen festgelegt hatte, wandte er sich ab, um die anderen Leute dieses Guerillatrupps zu lokalisieren.
Die schnell aufsteigende Sonne, die durch das spärliche Laub der Baumwipfel brannte, sandte ihre sengenden Strahlen auf Cletus’ Nacken. Der schwitzte unter den Achseln, der Schweiß rann ihm
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