Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
zurückkehren und Sie vergessen – und das wird er vermutlich auch tun.“
„Nicht bevor ich ihn bei einer falschen Entscheidung festgenagelt habe, die eklatant genug ist, daß er sich weder distanzieren noch verstecken kann“, sagte Cletus. „Und das ist meine nächste Aufgabe.“
„Und was ist, wenn ich ihm sage, was Sie vorhaben?“ fragte sie. „Nehmen wir einmal an, daß an all diesen wilden Gerüchten etwas dran ist. Wenn ich morgen nach der Hauptstadt von Neuland fahre und ihm alles erzähle – würde das dann Ihre Pläne zunichte machen?“
„Nicht unbedingt“, sagte Cletus. „Außerdem glaube ich nicht, daß Sie das tun würden.“
„Warum eigentlich nicht?“ neckte sie ihn. „Ich habe Ihnen schon seinerzeit an Bord deutlich gemacht, daß ich seine Hilfe für meinen Vater und für mich brauche. Warum sollte ich ihm keine Neuigkeiten bringen, die für uns vorteilhaft sind?“
„Weil Sie mehr die Tochter Ihres Vaters sind als Sie glauben“, meinte Cletus. „Übrigens wäre es eine vergebliche Anstrengung. Ich bin nämlich nicht bereit zuzulassen, daß Sie sich an deCastries für eine Sache wegwerfen, die Eachan und Ihnen nur Nachteile einbringen würde.“
Sie starrte ihn einen Augenblick lang an, während sie den Atem anhielt, dann brach es aus ihr heraus wie ein Wasserfall.
„Sie haben mir überhaupt nichts zu sagen“, fauchte sie. „Wollen Sie sich vielleicht in mein Leben und in das Leben meines Vaters einmischen? Sie haben kein Recht, unser Leben zu bestimmen. Woher nehmen Sie überhaupt die Frechheit zu behaupten, Sie wüßten, was für andere Menschen zuträglich oder abträglich ist? Wieso spielen Sie sich zum Richter über Wohl und Wehe der Bevölkerung auf? Wer hat Sie zu dem gemacht was Sie sind … oder was Sie sich einbilden … Sie Gernegroß …“
Dabei rüttelte sie wütend am Türschloß, während die Worte aus ihr heraussprudelten. Dann hatte sie es endlich geschafft. Die Tür schwang auf. Sie sprang aus dem Wagen und wirbelte herum, um den Wagenschlag zuzuschmettern.
„Gehen Sie in Ihr Quartier zurück oder überallhin, wo es Ihnen beliebt?“ rief sie ihm durch das offene Fenster zu. „Ich hatte wahrhaftig keinen Anlaß, mit Ihnen auszugehen, aber mein Vater hat mich darum gebeten. Ich hätte es besser wissen müssen. Gute Nacht!“
Sie wandte sich ab und stürmte die Treppe zum Haus hinauf. Cletus blieb allein zurück in der Stille der Morgendämmerung, unter einem verblassenden Himmel, der sich unerreichbar über seinem Kopf wölbte.
11
„Nun, Oberst“, sagte Fledermaus grimmig, „was soll ich jetzt mit Ihnen machen?“
„Sie könnten meine Fähigkeiten nutzen, General“, meinte Cletus.
„Ihre Fähigkeiten nutzen!“ Die beiden standen sich im Privatbüro von Fledermaus gegenüber. Fledermaus wandte sich resigniert ab, vollführte zwei rasche Schritte, drehte sich dann auf dem Absatz um und blitzte Cletus erneut an. „Zuerst ziehen Sie diese Show am Etter-Paß ab, und mit viel Glück machen Sie fünfmal so viele Gefangene, als Ihnen Leute zur Verfügung stehen. Dann veranstalten Sie ein Mitternachts-Picknick mit der Marine und kehren mit Nachschub und Guerillas vollbeladen nach Bakhalla zurück. Und zu allem Überfluß nehmen Sie eine Zivilperson mit an Bord!“
„Eine Zivilperson, Sir?“ fragte Cletus.
„Oh ja, ich kenne die offizielle Version!“ unterbrach ihn Fledermaus barsch. „Und solange es eine Marineangelegenheit ist, soll es mir egal sein. Aber ich weiß, wer mit Ihnen da draußen gewesen ist. Oberst! Genausogut, wie ich weiß, daß dieser junge Holzkopf, dieser Linet, nie auf den Gedanken gekommen wäre, diese Schiffe voller Guerillas zu kapern. Es war Ihre Show, Oberst, wie vordem am
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