Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
ausdrucksloses Gesicht, ein Abglanz einer inneren Veränderung – dann hatte er sich wieder in der Gewalt, wie ein ausgezeichneter Schauspieler, der in die Rolle deCastries’ schlüpfen will. Aber Pater Tens Augen waren fixiert, und sein Blick war abwesend, wie der eines Menschen unter Hypnose.
Auch sein Tonfall erinnerte an die Sprechweisen von deCastries, als er zum Sprechen ansetzte.
„Mir scheint“, sagte er im glatten Konversationston, und seine Stimme klang verbindlich, „Sie wollen immer noch wider den Stachel löken. Ich möchte Sie warnen, nehmen Sie sich meinen Rat zu Herzen. Die Sache ist nicht ganz ungefährlich.“
So plötzlich, wie Dows Geist über ihn gekommen war, gewann er sein eigenes Ich wieder und faßte Cletus scharf ins Auge.
„Er ist ein fairer Mann“, sagte Pater Ten. „Mir scheint, Sie unterschätzen ihn …“ Der kleine Mann brach abrupt ab. „Warum schauen Sie mich so an?“ schnappte er giftig. „Sie glauben mir nicht?“
Cletus aber schüttelte bekümmert den Kopf. „Ich glaube Ihnen“, erwiderte er. „Ich habe lediglich eingesehen, daß ich ihn wirklich unterschätzt habe. Er kümmert sich nicht nur um die Meinung anderer, sondern er ist auch jemand, der mit Seelen handelt.“
Er wandte sich ab und ging auf seinen Wagen zu. Pater Ten stand da, blickte ihm fassungslos nach, und in seinem Gesicht stand jener griesgrämige Ausdruck, mit dem der kleine Mann mit dem heftigen Temperament automatisch alles zu bedenken pflegte, was da kreuchte und fleuchte.
12
Sie trafen sich eine Woche später in Eachan Khans Büro – Cletus, Eachan und weitere vier hohe Dorsai-Offiziere. Da war Eachans Stellvertreter, Oberstleutnant Marcus Dodds, ein hochgeschossener, stiller, schmalknochiger Mann. Da war auch ein Major mit kahlrasiertem Schädel und ausdruckslosen Zügen in einem harten, runden, blauschwarzen Gesicht, der den simplen Namen Swahili Arug, ein gewisser Major David Ap Morgan, dünn wie eine Bohnenstange, mit Frettchengebiß und heller Haut, so weiß, wie Swahili schwarz war. Und schließlich Hauptmann Este Chotai, untersetzt, muskulös, stattlich, mit Schlitzaugen in einem leicht mongolisch wirkenden Gesicht. Sie alle saßen am großen Konferenztisch in Eachans geräumigem Arbeitszimmer, Eachan am Kopfende und Cletus zu seiner Rechten.
„Also, meine Herren“, sagte Eachan Khan abschließend, indem er seine Erklärungen hinsichtlich Cletus’ Anwesenheit beendete, „haben wir einen neuen kommandierenden Offizier von den Streitkräften der Allianz. Ich erteile hiermit Oberst Grahame das Wort.“
Eachan erhob sich von seinem Stuhl am Kopfende des Tisches und trat beiseite. Cletus erhob sich, und Eachan nahm Cletus’ Platz ein. Cletus trat hinter den Stuhl, auf dem Eachan gesessen hatte, nahm aber nicht sofort Platz.
Er drehte sich um und schaute auf die große Karte, die auf die Wand hinter seinem Rücken projiziert worden war und das Gebiet um den Etter-Paß und Zweistrom zeigte. Während er die Karte betrachtete, durchflutete ihn plötzlich ein tiefes Gefühl von Kraft und Zuversicht, und die Stille des Raumes, der hinter ihm lag, klang in seinen Ohren wie Glockengeläut. Die Karte schien vor seinen Augen aufzublühen und lebendig zu werden, er aber sah nicht mehr das projizierte Bild, sondern die Wirklichkeit, den Urwald, die Berge und den Fluß vor sich.
Dann drehte er sich um und wandte sich wieder den Dorsai-Offizieren zu. Unter seinem Blick strafften sie sich, und ihre Augen wurden schmal, als sei etwas Massives und Fremdes in ihren Kreis getreten. Eachan starrte Cletus an, als hätte er ihn nie vorher gesehen.
„Sie alle sind Berufssoldaten“, sagte Cletus. Seine Stimme klang flach, fast
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