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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dritten Platz zu verdrängen. Danach rutschte Emara allerdings erst mal vollkommen ausgepumpt die Mauer herab. Vierter wurde unbedrängt Ildeon Ekhanner. Als die beiden Letzten lieferten sich deutlich abgeschlagen Breff Teppel und Alman Behnk einen Zweikampf der Schlusslichter, den Behnk auf den letzten Schritten verlor. Auch diese beiden gingen mit hochroten, verzerrten Gesichtern zu Boden.
    Fenna schüttelte den Kopf. Die gelaufene Distanz hatte kaum hundert Schritt betragen. Beim Militär musste man lernen, meilenweit zu rennen.
    Lement war schon wieder damit beschäftigt, Punkte zu verteilen, zu verrechnen und einzutragen.
    Die zweite Gruppe trat an: Kindem, Jonis, Kertz, Resea, MerDilli und Nelat. Auch hier gab es einen überlegenen Sieger: Tadao Nelat, der in der Laufhaltung eines Mädchens, mit in Schulterhöhe erhobenen Händen, leichtfüßig wie auf der Flucht allen anderen davonrannte. Resea folgte als Zweiter, wirkte jedoch, als hätte er sich nicht richtig angestrengt. »Scheusal« Kertz war nach Nelat die zweite große Überraschung dieses Durchgangs: Er profitierte davon, dass er sich beim Rennen sehr sperrig gebärdete, keiner so richtig an ihm vorbeikam – und auch niemand ihn mehr als nötig berühren wollte. Kindem, Jonis und MerDilli ballten sich so in seinem Rücken, behinderten sich gegenseitig und kamen alle drei so gut wie gleichzeitig hinter Kertz an, mit leichtem Vorteil für MerDilli. Fenna entschied in Absprache mit Lement, dass der Hüne Ellister Gilker Kindem haarscharf Letzter gewesen war.
    Jetzt fehlten nur noch fünf: Scapedo, Plankett, Stodaert, von den Holtzenauen und Hanitz.
    Dieser letzte Lauf wurde zum Desaster.
    Scapedo setzte sich von Anfang an ab, schlug an der Ostmauer an und begann gerade zurückzulaufen, als Yinn Hanitz als Zweiter dort ankam. Scapedo rannte in ihn hinein. Hanitz wurde regelrecht ausgehebelt, verlor den Boden unter den Füßen und knallte mit dem Kopf gegen die Mauer. Eine blutige Spur schmierend, rutschte er an ihr herunter.
    Leutnant Hobock winkte den Lauf sofort ab, Stodaert und Plankett stoppten, von den Holtzenauen kümmerte sich um Hanitz. Scapedo jedoch rannte weiter, bis er von Fenna abgefangen wurde. »Was soll denn das, verflucht noch mal? Bist du krank im Kopf oder was?«
    Scapedo versuchte sich loszureißen. »Er muss mir halt ausweichen, wenn er schon der Langsamere ist.«
    Fenna spürte, wie ihm der Geduldsfaden riss. »Unsinn! Du kannst ausweichen, weil du den Sieg bereits in der Tasche hast. Du hast doch Punkte genug, da brauchst du nicht über Leichen zu gehen. Du bist eine Gefahr für alle anderen, ist dir das eigentlich bewusst?«
    »Was interessieren mich denn die anderen? Wenn ich nicht in der kleinsten Gruppe hätte mitrennen müssen, hätte ich fünf Punkte holen können. Mit fünf Punkten wäre ich gleichauf mit Resea Punktbester von allen geworden! Aber ich durfte ja nicht, ich musste in der Versagertruppe mitlaufen.«
    »Weil du am Anfang nicht rechtzeitig aus der Unterkunft gekommen bist – deshalb bist du bei den letzten fünf. Du hast dir alles ganz alleine zuzuschreiben – und jetzt werde ich dich rausschmeißen, weil du zu dämlich bist, das zu begreifen!«
    Scapedo breitete fassungslos die Arme aus. »Rausschmeißen? Das kann doch nicht Euer Ernst sein! Ich habe nach den ersten beiden Übungen fünf Punkte gehabt! Ich bin mit Sicherheit der schnellste Läufer von allen! Ich bin einer der Besten überhaupt!«
    »Du bist untragbar. Jemand wie du gehört in eine Haarjäger bande im Wildbart, aber auf keinen Fall in die Armee.«
    »Ist das wirklich Euer Ernst, Leutnant? Guckt Euch doch mal die anderen Versager an. Wollt Ihr mit … Kindern und Fettsäcken und stinkenden Halbblinden gegen die Affenmenschen losschlagen?«
    »Hier schlägt niemand los. Hier wird eine Festung bemannt, mit Disziplin und Kameradschaft. Und keiner versucht andauernd, seine Kameraden zu verletzen. Das ist mein voller Ernst. Pack deine Sachen und verschwinde!«
    Scapedos Lippen bewegten sich zitternd. Er machte ein paar Schritte Richtung Mannschaftsunterkunft, dann drehte er sich um und sagte mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Das wird Ihnen noch leidtun! Das schwöre ich Ihnen, dass Ihnen das noch leidtun wird, Leutnant Fenna aus Chlayst!«
    »Das interessiert mich keinen Deut, was du mir schwörst, du Spinner. Nun halte hier nicht unnötig den Betrieb auf und mach, dass du fortkommst!«
    Zornbebend ging Scapedo seine Sachen holen. Fenna musterte seine

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