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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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schemenhafte Gegner. Die Luft war giftig wie in Chlayst.
    Einer der Überlebenden sah aus wie »Scheusal« Jeo Kertz. Ein anderer war Gerris Resea.
    Nirgendwo gab es mehr Kinder.

4

    Fenna hatte sich so zeitig schlafen gelegt, dass er vor der Morgendämmerung wach wurde. War die nächtliche Begegnung mit Gollberg ein Traum gewesen? Nein. Nachdem er sich gewaschen hatte, wusste Fenna, dass sich alles genau so abgespielt hatte.
    Draußen auf dem Hof sah er auch den Stall voller Pferde. Und zwei der Parcoursseile waren abgerissen. Fenna brachte sie wieder in Ordnung.
    Die Türme waren mit Wachtposten besetzt. Diese Wachtposten gehörten weder zu Hobock & Sells noch zu Gollberg. Sie waren also offensichtlich eine eigene Einheit. Wahrscheinlich lediglich zehn bis zwölf Mann, die nie aus der Festung herauskamen. Sicherlich war diesen Männern eingeschärft worden, die Felsen links und rechts der Festung stets im Auge zu behalten. Aber was war, wenn die Affenmenschen Fernwaffen besaßen – Bögen oder Steinschleudern oder Wurfspeere – und mit gezielten Angriffen von oben herab zuerst die Turmwachen ausschalteten?
    Fenna ging zum Lazarett hinüber, um zu sehen, ob die Heilerin Ilintu schon wach war. Er sah sie anmutig auf einem Stuhl kauern und dösen, aber als er durchs Fenster hineinlugte, schreckte sie auf und winkte ihn herein.
    »Guten Morgen«, sagte Fenna. »Wie geht es ihm?«
    »Er ist immerhin nicht mehr bewusstlos, sondern schläft. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Aber ich kann immer noch nicht sagen, ob ein Schaden bleiben wird. Soll ich Euch auf dem Laufenden halten, Leutnant?«
    »Ich möchte Euch keine unnötigen Umstände bereiten. Ich werde mich selbst darum kümmern, auf dem Laufenden zu bleiben. Warum legt Ihr Euch nicht richtig hin? Jeder braucht mal Ruhe.«
    Sie nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, ein wenig zornig darüber, dass er sie beim Dösen erwischt hatte. »Ihr macht doch jetzt sicher wieder Übungen. Also muss ich auf der Hut sein. Falls Ihr mir wieder jemanden anliefert.«
    Fenna lächelte. »Ich werde heute niemanden mehr auf Mauern zurennen lassen, das verspreche ich Euch. Übrigens würde ich mich gerne einmal in einer ruhigen Stunde mit Euch unterhalten. In so einer Festung ist es aber ziemlich sinnlos und albern, jemanden zum Essen einzuladen, oder?«
    Ilintus schönes Gesicht bekam einen verächtlichen Zug. »Ihr wollt Euch mit mir unterhalten? Worüber denn? Wie man Verwundete möglichst schnell wieder einsatzfähig bekommt?«
    »Nein. Eigentlich eher über die Rückkehrer vom Feldzug. Ich möchte verstehen lernen, was hier los war. Woran sie litten. Woran sie gestorben sind.«
    Sie wandte den Blick ab. »Ihr wollt wissen, worauf Ihr Euch hier eingelassen habt.«
    »Unter anderem.«
    »Na ja. Vielleicht ist es Euch als Offizier ja möglich, einen Krug Rotwein aus dem Vorratslager zu requirieren. Den könnten wir uns dann teilen. In einer ruhigen Stunde.«
    »Bekommt Ihr als Heilerin keine bevorzugten Vorratszuteilungen? Vielleicht sollte ich mich unverzüglich bei Oberst Jenko dafür verwenden.« Fenna zwinkerte ihr zu und verließ dann das Lazarett.
    Er genoss diese Sandstriche der Morgendämmerung. Die Luft war hier tatsächlich bedeutend besser als in Chlayst. Am Morgen roch es auch noch nicht so nach verbrannten Kräutern und der Hitze eines unsichtbaren Feuers, obwohl ihn das Gefühl nicht losließ, dass dieses Feuer immer noch vorhanden war. Als ob das ganze Land der Affenmenschen in fernen Flammen stünde.
    Aber endlich befolgte Fenna den Rat seines Chlayster Hauptmanns und atmete.
    Anschließend holte er seine Grünhörner aus den Betten.
    Sie waren – da ursprünglich zu siebzehnt – in vier Vierbettzimmern untergebracht plus einem kleineren Einbettzimmer, eigentlich eher einer Kammer. In dieser Kammer hauste »Scheusal« Jeo Kertz. Niemand wollte mit ihm zusammenwohnen, weil er, wie er selbst fröhlich zugab, »gerne furzte«.
    Nur drei der Grünhörner waren bei Sonnenaufgang bereits wach gewesen: Nilocas Deleven, Mails Emara und Jovid Jonis. Leutnant Hobocks Einteilung in Pflichtbewusste und Bequeme erwies sich immer wieder aufs Neue als ungenau oder voreilig. Lediglich in Bezug auf Nilocas Deleven schien alles zu stimmen – der Mann kam Fenna wirklich wie ein Ausbund an Zuverlässigkeit vor. Die anderen jedoch schienen sich Hobock gegenüber anders verhalten zu haben als angesichts ihres eigentlichen Leutnants. Aber Hobock hatte es ja nur gut

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