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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Alkohol, kein Unfug. Ihr seid angehende Soldaten der Krone. Ich erwarte von euch, dass ihr morgen früh in blendender Verfassung seid. Wer es nicht ist, wird das zu bereuen lernen. Wegtreten!«
    Die Männer salutierten und gingen nach links ab. Das hatte Leutnant Hobock ihnen beigebracht.
    Fenna bedankte sich noch einmal bei Hobock und Sells. »Ohne eure Hilfe hätte ich ziemlich im Regen gestanden. Von mir aus können wir uns jetzt duzen.«
    »Das geht ja schnell«, grinste Hobock. »Warte erst mal ab, bis ihr im Manöver genauso von Gollbergs Leuten fertiggemacht werdet wie wir sonst immer. Das wird uns zusammenschweißen.«
    »Sind die so gut?«
    »Die sind so gut«, sagte Leutnant Sells, »dass das Gerücht umgeht, Jenko hätte sie deshalb nicht zum Feldzug gelassen. Er wollte seine Vorzeigetruppe nicht verlieren.«
    »Und Gollberg? Wollte der teilnehmen?«
    »Aber selbstverständlich. Der hält sich fast nur in der Felsenwüste und dahinter auf. Kunststück allerdings: Sie haben ja Pferde und können allen Angriffen jederzeit davonpreschen.«
    Aus dem Zeughaus besorgte sich Leutnant Fenna einen Schwamm und einen Eimer Wasser. Damit ging er zur östlichen Mauer hinüber und wusch Hanitz’ Blut ab. Doch sosehr er sich auch anstrengte – er hatte das Gefühl, dass ein rostiger Schatten zurückblieb. Ein Nachbild des Blutes.
    Unterdessen kamen Bertus Plankett und Jamu Scapedo unabhängig voneinander mit ihren Siebensachen aus den Unterkünften. Bertus Plankett ging mit gesenktem Kopf zum Südtor, wurde hindurchgelassen und verschwand in Richtung der grünen Ebenen Hesselys. Scapedo jedoch blieb eine Weile auf dem Exerzierplatz stehen und betrachtete abwechselnd den schrubbenden Leutnant Fenna und den Hindernisparcours.
    »Ich werde mich von Euch nicht abhalten lassen, Leutnant!«, rief er dann mit schneidender Stimme zu Fenna hinüber. »Ihr könnt ja hier in der sicheren Festung versauern. Ich jedoch gehe los und knöpfe mir die Dreckschweine vor. Ihr werdet meine Zeugnisse dort überall vorfinden: Jamu Scapedo war vor euch da! « Er schlenderte zum Nordtor und begehrte, hindurchgelassen zu werden. Das war jedoch nicht so einfach. Die Torwächter hatten Befehl, niemand ohne triftigen Grund ins Affenmenschenland passieren zu lassen. Es entstand ein Tumult. Scapedo war offensichtlich nicht gewillt, sich abweisen zu lassen.
    Fenna seufzte. Er dachte kurz darüber nach, dem Grünhorn die Passage ins Affenmenschenland zu ermöglichen. Aber Hauptmann Gollberg und seine Reiter trieben sich dort herum, und Scapedos vorherrschende Eigenschaft schien es zu sein, seinen eigenen Leuten Schaden zuzufügen. Mit dem Eimer in der Hand und dem Schwamm im Eimer ging Leutnant Fenna zum Nordtor hinüber.
    »Verschwinde durchs Südtor, Scapedo, wie alle anderen Abgewiesenen auch«, sagte Fenna schon von Weitem.
    Scapedo wandte sich ihm wieder zu. »Das gibt es doch wohl nicht! Was ist denn die Aufgabe dieser Festung? Schaden von den Affenmenschen abzuwenden ? Wird die Fellbrut hier beschützt , oder was soll das alles?«
    »So, wie ich es verstehe, muss man sich den Durchgang nach Norden verdienen. Du aber hast dir nichts verdient.«
    »Aber klar doch! Ich hab mich durchgesetzt! Nur Euch ist plötzlich eingefallen, dass wir hier wohl doch lieber Streichelfreunde sein wollen anstatt anständige Soldaten!«
    »Pack dich jetzt endlich vom Hof, oder ich schmeiße dich eigenhändig raus.«
    »Ohh, der Herr Leutnant will sich selbst die Finger schmutzig machen?«
    »Ich habe ja noch keine vereidigten Soldaten unter mir.« Fenna bleckte beim Grinsen die Zähne. Diese Drohgebärde verfehlte ihre Wirkung nicht. Scapedo wirkte nun unsicherer. Dennoch dauerte das alles viel zu lange. Fenna spürte schon wieder Blicke auf sich gerichtet. Vom Südturm. Aus den Mannschaftsunterkünften. Aus der F & L . Dieser erste Tag führte ihn viel mehr in den Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit, als dies normalerweise in Chlayst seine Art gewesen war. Fenna schrieb das den Strapazen der Reise zu. Sie steckten ihm tief in den Knochen und brachten ihn dazu, alles so schnell und drastisch wie möglich zu einem Abschluss bringen zu wollen, damit er sich hinterher endlich ausruhen konnte.
    Jamu Scapedo gab nun nach und machte sich, undeutliche Verwünschungen ausstoßend, Richtung Südtor davon. Fenna atmete auf. Die Sonne über ihm war im Begriff, über dem westlichen Felsen zu verschwinden. Bald würde in der Festung der Abend dämmern.
    In der Eingangstür

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