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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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schwerfällig. In jeder Hinsicht. Ich möchte ihm keine Männer anvertrauen. Warum sagen wir nicht: Emara? Der würde sich vor Eifer zerreißen, wenn wir ihm Verantwortung übertragen.«
    »Also gut. Stodaert und Emara.«
    Fenna dachte einen halben Sandstrich nach, dann sprang er auf. »Was tun wir denn da? Sind wir irre? Wollen wir die Männer umbringen, wenn es zum Ernstfall kommt? Stodaert und Emara! Die können unsere Grünhörner vielleicht bis zum Manöver führen, aber doch keinesfalls ins Feindesland! Das sind keine Korporale. Nie und nimmer. Wir haben gar keine Wahl: Deleven und Resea. Oder niemand.«
    »Oder Garsid.«
    »Nein, nicht Garsid.«
    »Warum nicht? Einwandfreie Leistung, selbst beim Bogenschießen.«
    »Garsid gehört nicht dazu. Ich habe ihn beobachtet in den letzten Tagen. Ich bin sicher, dass er bald ein Abschiedsgesuch einreichen wird.«
    »Aber warum?«
    »Warte es ab. Ich erkläre es dir hinterher.«
    »Und du willst ihn gehen lassen? Wir brauchen so jemanden. Schon beim Manöver. Garsid und Deleven und Resea sind die Einzigen, die es mit Gollbergs Leuten aufnehmen können.«
    »Ich weiß. Ich werde tun, was ich kann, um ihn zu halten.«
    Die Entscheidung mit den Korporalen wurde aufs Erste vertagt.
    Fenna sollte allerdings recht behalten, was Garsid anging. Nur zwei Tage später bat der Gallikoner, der sich weiterhin entgegen Gyffs’ Anordnung die Glatze rasierte, Leutnant Fenna um ein zweites Gespräch unter vier Augen. Die beiden spazierten dazu nach Süden aus der Festung hinaus.
    »Es tut mir sehr leid, Leutnant Fenna«, begann Garsid, »aber ich finde dieses ganze Uniformtragen einfach … peinlich. Ich meine: Sind wir Männer, oder sind wir Ameisen, die alle gleich aussehen und dasselbe tun? Diese Morgenappelle – das ist doch völlige Kinderei! Damit kann man doch die Affenmenschen nicht beeindrucken!«
    »Ich weiß. Aber das ist nun einmal militärische Prozedur. Damit möglichst viele Menschen an ein und demselben Strang ziehen können, ohne sich gegenseitig zu behindern.«
    »Aber genau das ist doch der entscheidende Punkt: Viele Menschen? Wie viele Soldaten gibt es denn in der Festung? Dreißig plus dreißig plus unsere vierzehn plus ein paar Wachhabende? Das sind doch weniger als hundert! Und wie viele Affenmenschen gibt es? Zehntausende? Hunderttausende? Was wir brauchen, ist nicht Gleichschritt und Masse, sondern … ich weiß auch nicht! Klasse. Wir brauchen Klasse! Einzelkämpfer mit besonderen Fähigkeiten, die sich abheben können von dem ganzen lähmenden Uniformenbrei.«
    »In Galliko trägt man keine Uniformen?«
    »Nicht im Mindesten. Dort lacht man über Uniformen. Dort kämpft man an vorderster Front, und wenn man die Haare lang haben will oder gar keine Haare, ist das kein Streitpunkt für irgendjemanden.«
    »Und keine Frau kommandiert einen dort herum.«
    »Genau so ist es!«
    »Also stellt sich die Frage: Weshalb bist du hier? Weshalb hast du Galliko verlassen und einen Eid auf die königliche Armee abgelegt? Denn: Hast du einen Eid abgelegt oder nicht?«
    »Ja, … ich habe … den Eid angelegt, aber …«
    »Aber? Was gibt es bei einem Eid denn für ein Aber ? Haltet ihr das in Galliko so? Ich habe zwar geschworen, meinte aber eigentlich etwas ganz anderes ?«
    »Nein, ich …«
    »Niemand hat dich gezwungen, nach Carlyr zu kommen und der Armee beizutreten. Und selbst wenn dich jemand gezwungen hätte, falls du eine Wette verloren hast oder etwas Ähnliches – das spielt jetzt keine Rolle mehr. Du hast einen Eid geleistet, und das ist eine bindende Sache. Also hör auf, dich jetzt dauernd zu beklagen über weibliche Offiziere oder Uniformen oder – was kommt als Nächstes? – dass die Betten zu hart sind oder das Essen nicht schmeckt oder die Mücken nachts zu laut im Zimmerchen summen? Du benimmst dich nicht wie ein Gallikoner, sondern wie ein verwöhntes Stadtmädchen auf seiner ersten Landpartie. Und ich werde das nicht dulden, ich stecke dich für eine ganze Woche in den Knast, wenn du dich nicht endlich mal zusammenreißt. Haben wir uns da verstanden, Soldat Garsid?«
    Garsid schwankte zwischen Auflehnung und Unterwerfung. Er war genau auf der Kippe.
    »Ich warte auf eine Antwort, Soldat Garsid«, verstärkte Fenna den Druck.
    Garsid senkte den Blick als Erster. »Ich … habe verstanden, Leutnant Fenna.«
    »Ausgezeichnet.« Fenna schlug jetzt schnell einen versöhnlicheren Tonfall an. »Gesuche um Entlassung aus der Armee akzeptiere ich

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