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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kindem, MerDilli, Nelat, Resea, Teppel und von den Holtzenauen und wurde von »Korporal« Bujo Stodaert koordiniert.
    Diese alphabetische Zweiteilung funktionierte erstaunlich gut. Die beiden schnellsten – Deleven und Nelat – waren auf beide Gruppen verteilt, ebenso die beiden schon vor Tagen abgesprochenen »Korporale auf Probe«. Behnk und Kertz in einer Gruppe verhießen zwar Chaos, wurden aber durch Deleven und Garsid wieder aufgefangen und gelenkt, während in Gruppe Zwei MerDilli und Resea als Entsprechung für Deleven und Garsid Kampferfahrung vorweisen konnten. Fenna lenkte beide Gruppen in immer neuen Situationen gegeneinander, während Gyffs den Rest des Tages nutzte, um die Fernwaffenausbildung voranzutreiben.
    In der letzten Woche vor dem Manöver, den letzten zehn Tagen des stellenweise geradezu unerträglich heißen Feuermonds, übten Nelat und Deleven unter Gyffs’ Kommando jenen Spielzug, der der Kompanie den Sieg bringen sollte. Zu diesem Zweck wurden beide Gruppen wieder zusammengefügt. Das, was Gyffs »die Mechanismen von Die Flagge erobern « nannte, war nun allen in Fleisch und Blut übergegangen. Nun kam es darauf an, jedem der vierzehn seine Rolle im Gesamtgefüge zuzuweisen, in einem simulierten und deshalb ins Unendliche verlangsamten Gefecht gegen Hauptmann Gollbergs vierzehn beste Kavalleristen.
    Die Dritte Kompanie hielt sich zu diesem Zweck hauptsächlich außerhalb der Festung auf, im sonnenverdorrten südlichen Gebirgsvorland.
    Fenna und Gyffs verkörperten Gollbergs Leute, indem sie von einem Grünhorn zum anderen liefen und allen Gegnern somit dieselben zwei Gesichter gaben. Behnk und Teppel bekamen ihre Rollen ebenso zugeteilt wie Deleven und Nelat und alle, deren Schnelligkeit irgendwo dazwischen lag.
    Der Staub der Ebene wurde ihnen zu einer Art Kriegsbemalung, die sie abends stolz in die Festung zurücktrugen, als hätten sie in einem Feindesland Beute gemacht.
    Am 22. Feuermond entließ die Heilerin Ilintu Yinn Hanitz aus ihrer Behandlung und somit aus der Obhut der Festung Carlyr.
    In den letzten Wochen waren Hanitz’ wirre Visionen wieder abgeklungen, er hatte viel geschlafen, ausreichend gegessen, schließlich seine Umgebung und die Grünhörner, die ihn ab und zu besuchen kamen – von den Holtzenauen, Nelat und Ekhanner – immer aufs Neue wiedererkannt. Ilintu sagte zu Fenna: »Ich kann nicht ausschließen, dass ein Schaden bleiben wird, aber wie auch immer: Den kann er bei sich zu Hause, im Kreise seiner Familie, sicherlich besser auskurieren als hier.«
    Fenna verabschiedete den Rekruten, indem er ihm fest die Hand drückte und ihm die andere Hand auf die Schulter legte. »Es tut mir immer noch leid, was passiert ist, Yinn. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.«
    Yinn Hanitz lächelte ins Ungefähre. »Gebt auf Euch acht, Leutnant«, sagte er sehr, sehr leise.
    »Wie bitte? Ich habe das leider nicht verstanden …«
    »Gebt auf Euch acht, Leutnant. Da gibt es eine Hand …«
    »Ja?«
    Hanitz betrachtete die Hand des Leutnants, die immer noch auf seiner Schulter lag. »Ich weiß nicht. Worüber haben wir gesprochen? Macht es gut, Leutnant. Tut mir leid, dass ich als Soldat nicht gut genug war.«
    »Du hattest drei Punkte in den Kämpfen, Yinn. Du warst nicht im Mindesten nicht gut genug .«
    »Das wisst Ihr noch? Ich selbst habe es vergessen.«
    »Und beim Laufen warst du Zweiter, als der … Unfall passierte. Du wärst am Ende einer der Punktbesten geworden. Es ist ein Jammer, aber vielleicht versuchst du es in einem oder zwei Jahren noch einmal.«
    »Ja. Wenn es die Festung Carlyr dann noch gibt.«
    Mit diesen Worten ging Yinn Hanitz. Fenna sah zu der Ostmauer hinüber und konnte den Blutfleck immer noch sehen, als einen Schatten über der Patina des Alters.
    Zwei Tage später, am 24. Feuermond, beging die Festung den Geburtstag der Königin Thada mit einem abendlichen Besäufnis.
    Fenna sprach sowohl Wein, Bier als auch diversen Kräuterschnäpsen in reichlicher Menge zu, während Gyffs sich lieber enthielt. Die Soldaten der Zweiten Kompanie ließen sich volllaufen bis zur Besinnungslosigkeit. Die Grünhörner der Dritten hatten von Gyffs jeder einen einzelnen Trunk erlaubt bekommen, mussten sich also alle zusammenreißen. Hauptmann Gollbergs Soldaten prahlten mit der Wichtigkeit ihrer Missionen jenseits der Gebirgskette. »Es gibt Überlebende da draußen, und niemandem außer uns scheint das zu kümmern!« – »Das heißt niemanden außer uns,

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