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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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frühestens nach einem halben Jahr Dienstzeit, alles andere widerspräche der Ernsthaftigkeit eines Eids. Bis dahin behältst du deine Meinung, was dir hier alles nicht passt, für dich. Und was deine Glatze angeht … von mir aus kannst du sie dir weiterhin rasieren. Es gibt kein Gesetz in der Armee gegen zu kurz .«
    »Na gut. Danke, Leutnant Fenna.«
    Damit war das Thema erledigt. Fenna wischte sich den Schweiß aus dem Nacken, als Garsid ihm voran Richtung Festung zurückging.
    Die grauen Mauern, das schwarze Tor mit dem Turm.
    Aus dem Hof drangen die Rufe der übenden Dritten und der exerzierenden Zweiten.
    Unter der Sonne schlugen an diesem Tag die ledernen Flügel mehrerer vogelähnlicher Tiere aus der Felsenwüste und wischten vergängliche Schatten über Carlyrs mauerummantelte Zusammenrottung aus Gebäuden.
    »Was sind das eigentlich für Viecher?«, fragte Fenna den Gallikoner.
    »Echsengeier.« Garsid grinste. »Wenn man noch nicht tot genug ist, helfen sie schon mal nach.«
    »Aus der Felsenwüste?«
    »Ja, aus dem Inneren. Manchmal tauchen auch welche über Galliko auf.«
    »Und hier warten sie darauf, sich auf jemanden im Festungshof stürzen zu können?«
    »Ich glaube, sie sind eher an den Abfällen interessiert, die über die Nordmauer gekippt werden. Das hat mir einer von der Ersten erzählt, dass dort ein großer stinkender Haufen Unrat wuchert, aber mit eigenen Augen habe ich ihn noch nicht gesehen, man lässt uns ja nicht nach Norden raus.«
    »Das kommt schon noch, Soldat Garsid. Das kommt schon noch früh genug.«
    Die Echsengeier kreisten noch lange. Fenna bezweifelte, dass sie nur auf Abfall aus waren, denn dann hätten sie ja nicht zu kreisen brauchen.

Z WEITER T EIL
    Manöver

1

    Mit den zielgerichteten Übungen zum Gewinnen des Manövers begannen die beiden Leutnants Fenna und Gyffs am 14. Feuermond.
    Vorausgegangen war am Abend zuvor ein Gespräch auf ihrem Zimmer.
    »Ich weiß jetzt, wie wir Gollbergs Erste Kompanie fertigmachen können«, hatte Fenna zu Gyffs gesagt. Beide hatten in der Offiziersmesse noch etwas getrunken – Gyffs maßvoll, Fenna ein wenig über den Durst – und hatten sich dann auf ihr Zimmer zurückgezogen, um bei ihren strategischen Gesprächen nicht belauscht werden zu können. »Etwas, was Garsid neulich zu mir gesagt hat: Wir brauchen nicht Masse, sondern Klasse .«
    »Wir haben beides nicht«, hatte Gyffs geseufzt.
    »Ich weiß. Aber wir können aus unserer Not eine Tugend machen. Gollbergs Leute sind alle gleich. Wie hübsche Blumen, aufgereiht in einem ordentlichen Beet. Bei uns dagegen wächst alles durcheinander. Wir haben einen Kohlkopf, ein paar Veilchen, eine Rosenhecke, ein paar Beeren, sogar einen Baum. Damit werden wir sie fertigmachen.«
    »Und wie?«
    »Indem wir unsere Taktik maßschneidern wie die Klejahn ihre Uniformen. Behnk ist schwer und langsam – also soll er nicht schnell sein, sondern die Gegner behindern. Kertz ist grob und gefährlich – also soll er den Gegnern Angst einjagen. Zwei von uns sind richtig schnell: Nelat und Deleven.« Kurz hatte Fenna an Jamu Scapedo zurückgedacht, der beim Rennen der Schnellste von allen gewesen war, aber was nützte es, wenn diese Schnelligkeit sich gegen die Kompanie richtete? »Wir werden diese Schnellen von den Schwerfälligeren abschirmen und einen ganz eigenen, speziell auf unsere Kompanie zugeschnittenen Stil entwickeln, die Flagge zu erobern.«
    »Diese Flagge«, hatte Gyffs mit nachdenklichem Blick gesagt, »wird doch gewiss nicht von diesem General mitgebracht. Das bedeutet, sie liegt irgendwo im Zeughaus herum.«
    »Sicher.«
    »Wenn wir sie uns ausleihen, könnten wir damit zu hantieren lernen. Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir den Hauptmann tatsächlich überrumpeln können.«
    So gingen sie es an. Sie besorgten sich die Königskronenflagge aus dem Zeughaus und führten ihre Kompanie am 14. nach Süden aus der Festung, damit ihre speziellen Übungen nicht beobachtet werden konnten. Gyffs schärfte den Männern ein, dass die Flagge auch zu Übungszwecken nicht beschmutzt oder zerrissen werden durfte. »Die Flagge ist etwas Heiliges«, sagte sie immer wieder, »darum geht es bei Die Flagge erobern .«
    Dann übten sie Spielzüge. Die Kompanie wurde in zwei Hälften aufgeteilt. Dabei gingen die Leutnants alphabetisch vor. Unter dem nur zu Übungszwecken so bezeichneten Korporal Mails Emara kämpften Behnk, Deleven, Ekhanner, Garsid, Jonis und Kertz. Die zweite Gruppe bestand aus

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