Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
Das klingt mir nicht nach einem Magier.«
    »Manche Magier wissen nichts von ihrem Talent. Wenn es nie gefördert wurde. Aber dann wiederum: Was ist eine Vision? Vielleicht nichts anderes als ein Gewitter im Kopf. Sein Kopf ist kaputtgegangen und heilt nun langsam. Vielleicht sieht es in seinem Inneren so aus wie draußen am Himmel in den letzten Tagen.«
    Grübelnd verließ Fenna das Lazarett. Irgendetwas an dem, was Hanitz und Ilintu gesagt hatten, stieß ihm merkwürdig auf. Die letzten Tage . Die Sternentage . Hatten nicht eigentlich zwischen dem Sonnenmond und dem Feuermond vier Tage liegen müssen, von den Astronomen eingefügt, um den Kalender der Könige den Konstellationen des Sternenhimmels anzugleichen? Aber wahrscheinlich irrte er sich, und die Sternentage kamen erst im nächsten Mond. Niemand sonst schien etwas zu vermissen. Die Festung versah ihren Dienst und schrieb den 1. Feuermond. Also vergaß auch Fenna diesen kurzen Moment des Zweifels und wandte sich wieder den dringlichen Aufgaben seines Armeealltags zu.
    In der ersten Woche des Feuermonds bekamen die Grünhörner ihren ersten Sold ausgezahlt. Es war nicht viel Geld – die einfachen Soldaten bekamen vier Rinwetaler pro Dienstmond, die Leutnants immerhin acht –, aber bis auf Garsid und von den Holtzenauen freuten sich alle darüber, zusätzlich zu Kost und Logis überhaupt noch »Spielgeld« ausgehändigt zu bekommen. Von den Holtzenauen schien über eigene Geldmittel zu verfügen, ihm bedeuteten die paar Taler nicht viel. Garsid dagegen fand den Sold eines einfachen Soldaten erbärmlich und an der Grenze zur Beleidigung. Die Männer wimmelten in ihrer Freizeit in die Mannschaftsmesse, um das Geld mit Würfel- und Kartenspielen, Leckereien, die nicht auf der Essensordnung standen, und alkoholischen Getränken wieder in den wirtschaftlichen Kreislauf der Festung zurückzuführen.
    In der Dienstzeit drängte Leutnant Gyffs auf Fernwaffenübungen. Sie war immer noch davon überzeugt, dass eine schlagkräftige Fernbewaffnung im Kampf gegen Affenmenschen von entscheidender Bedeutung sein würde. Also ließ sie die Männer mit Langbögen antreten, und es kam einem mittleren Wunder gleich, dass »Scheusal« Kertz niemanden erschoss, denn einer seiner fehlgehenden Pfeile surrte nur um Fingersbreite an Ellister Gilker Kindems Kopf vorbei. Der Klippenwälder verlor daraufhin die Beherrschung und stürzte sich auf Kertz. Es kam zu einer rüden Prügelei, bei der Kertz sich aufgrund seiner todesverachtenden Wildheit erstaunlich gut gegen den einen Kopf größeren Kindem behaupten konnte. Deleven, von den Holtzenauen und Fenna trennten die beiden und bekamen dabei selbst einiges ab. Gyffs und Fenna verhängten einen Tag Stubenarrest für Kertz und Kindem in ihrem gemeinsamen Raum F.
    Daraufhin begehrte nun wieder Resea auf, der sich die ganze Woche über recht gut betragen hatte, so als hätte sein Kampf gegen Fenna die in ihm aufgestauten Frustrationen entladen. Nun jedoch beschwerte er sich, dass er aufgrund eines harmloseren Vergehens ins Gefängnis gesteckt worden war, während alle anderen offensichtlich immer nur Stubenarrest bekamen. Er erhielt daraufhin ebenfalls Stubenarrest, ebenfalls in Raum F.
    Nun beschwerte sich zum ersten Mal in seinem Leben der so überaus korrekte Bujo Stodaert. »Mit Verlaub, werte Leutnants, aber wenn mein Raum, Raum F, nun zur Arrestzelle für drei Delinquenten umdefiniert worden ist, fühle ich mich, als einziger Undeliquentierter dieses Raumes, ungerecht mit eingebunden.«
    Fenna, ohnehin bereits durch die Schläge, die er von Kertz und Kindem hatte einstecken müssen, gereizt, schnauzte: »Wenn ich dir auch einen Tag Arrest aufbrumme, bist du nicht mehr ungerecht mit eingebunden!«
    Stodaert behielt sowohl seine tadellose Haltung als auch sein empört zurückgeschobenes Kinn bei. »Mit Verlaub, Leutnant – bedeutet dies, dass ich aufgrund meiner Zimmerzugehörigkeit kriminalisiert werde?«
    »Aber mitnichten«, beeilte sich Leutnant Gyffs zu beschwichtigen. »Niemand wird hier ungerecht behandelt!«
    »Dass ich nicht lache!«, rief Resea. »Ich bekomme dieselbe Strafe wie diejenigen, die mit Pfeilen aufeinander schießen, nur weil ich etwas gesagt habe!«
    »Ich habe nicht mit einem Pfeil auf jemanden geschossen!«, beklagte sich nun Kindem, und der gesamte Tumult begann von Neuem, weil Kertz sich unmotiviert wieder auf Kindem hechtete, während dieser sich Resea vorknöpfte. Von den Holtzenauen und Deleven wurden

Weitere Kostenlose Bücher